In letzter Zeit bin ich leider nicht dazu gekommen, noch ein paar Veröffentlichungen wenigstens kurz im Monatsrückblick vorzustellen. Es ist ja nicht so, dass es da nichts gegeben hätte. Aber für September sollen hier jetzt noch ein paar Sachen wie Ammo von der Büdchen Gang und Jhene Aiko ein bisschen Rampenlicht abbekommen, wo die Tage doch nun immer dunkler werden.
Ammo – Gotham Rework (mit u.a. DJ Densen, Tami und Veedel Kaztro)
Vor gut einem Jahr veröffentlichte Ammo von der Sektor West Büdchen Gang aus Köln sein Mixtape 'Gotham', das nun noch einmal in einer Remix-Version inklusive kleinerer Neuerungen erscheint. 'Was Fitness' ist entfallen, dafür gibt es zwei neue Tracks: 'Ballern' und 'KINSSF', was „Kenne ich nicht, sollen sich f*cken“ bedeutet. Als Gast dabei ist Enceo, der unter anderem einen Vers über Gina-Lisa Lohfink bringt. Auch wenn die vor Gericht verhandelte Nötigung als falsche Verdächtigung ihrerseits bewertet wurde, stört mich dieser Reim beim Hörgenuss.
Ansonsten ist es aber schon interessant, wie „der deutsche Wu-Tang Clan“ (Zitat aus ’Dickschädel’) sich in Anlehnung an die amerikanische Crew quasi das eigene Umfeld um weitere Killa Beez ergänzt. Neben Enceo ist zum Beispiel bei Dschungel noch Johnny Eggz dabei. Bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Wer ist dann Ammo? Vielleicht Raekwon? Was meint ihr?
Zum Original-Mixtape wurden damals Videos für 'Dude Lebowski' und 'Roc Marciano' veröffentlicht. Während der erste Titel sich auf einen Film der Coen-Brüder bezieht, ist der andere der Name eines US-amerikanischen Rappers. Eine Kritik zu dessen Album 'Reloaded' gibt es hier zu lesen. Ansonsten ist fast die ganze Büdchen Gang von Veedel Kaztro über Tami bis DJ Densen zugegen. Der zuletzt Genannte hat übrigens selbst letzten Monat eine Single namens 'Early Morning' mit dem jamaikanischen Newcomer Royal Blu veröffentlicht.
Wenn ich mich nicht irre, fehlen nur Young CLMNS, Exzem und Yourz von der 15-köpfigen Mannschaft. Aber die nächste Geschichte ist bestimmt längst in der Mache. Und 'Gotham Rework' ist gut genug, um sich auf mehr zu freuen. Wer bei Bandcamp übrigens 0 Euro eingibt, bekommt das Mixtape als Free Download. Ammo macht jedenfalls weiter, wie er selbst in den Lyrics des Titeltracks erklärt: „Warum sollte ich gehen, das hier ist mein Gotham./ Keine Fledermaus beschützt uns. Irgendwie läuft's trotzdem.“
'Gotham Rework' von Ammo seit 15. September 2017 erhältlich. Mehr Infos: https://ammoswbg.bandcamp.com/
Jhene Aiko – Trip
Hierzulande im Grunde eher unbekannt beziehungsweise bisher nicht erfolgreich genug, um in den offiziellen deutschen Charts aufzutauchen, konnte sich die R’n’B-Sängerin Jhene Aiko seit ihrer ersten EP ’Sail Out’ 2013 in den USA immer über Top-Ten-Plätze freuen. Prominente Zusammenarbeiten mit unter anderem Drake, Chris Brown und Omarion dürften dabei den Erfolgen den Weg geebnet haben. Gleich zweimal Gast auf 'Trip' ist jetzt bei 'Moments' und 'OLLA (Only Lovers Left Alive)' Big Sean. Damit setzen sie eine ganze Reihe von früheren Kollabos fort.
2013 war sie bei seinem Album 'Hall Of Fame' dabei. Er revanchierte sich dafür unter anderem mit der Gründung der gemeinsamen Gruppe Twenty88. Auch im „richtigen“ Leben scheinen sie ein Paar zu sein. Die Scheidung von Dot da Genius, der auch noch an 'Trip' beteiligt ist, wurde allerdings erst jetzt vollzogen. Zu 'I Know' von Big Sean aus dem Album 'Dark Sky Paradise' (Kurzkritik hier) drehten die Beiden 2015 ein Video, bei dem sie sich als Senioren im Altersheim verlieben. Ebenso wirkte sie bei 'Win Some, Lose Some' auf dem Album mit.
Zur Bebilderung von 'Trip' hat sie nicht nur 'While We're Young' mit einem Video versehen lassen, sondern gleich noch einen über zwanzigminütigen Kurzfilm gedreht. Als „Soundtrack“ werden dort natürlich einige Songs aus dem Album angespielt wie zum Beispiel der Titeltrack und 'Picture Perfect'. Im Gegenzug sind auf dem Album auch Gespräche aus dem Kurzfilm zu hören. In ihrer Heimat brachte ihr das einen Platz 5 in der Billboard-Hitparade ein. Vielleicht klappt es ja auch diesmal mit einer Platzierung in Deutschland?
'Trip' von Jhene Aiko ist seit 26. September 2017 erhältlich. Mehr Infos: http://www.jheneaiko.com/
Emil Bulls – Kill Your Demons
Über 20 Jahre nach Bandgründung will die bayrische Alternative-Rockband Emil Bulls noch immer keine Ruhe geben. Er das Gegenteil ist der Fall, wenn der Titeltrack direkt als erstes Stück auf dem bisher neunten Studio-Album direkt in die Vollen geht. Ob sich auf diese Anzahl auch der Songtitel 'The Ninth Wave' bezieht, zu dem wie zum Titeltrack vorab ein Video veröffentlicht wurde? Inhaltlich geht es bei den Lyrics zu diesem Stück jedenfalls um eine alles überrollende "She".
Wie dem auch sei ... Sänger Christoph von Freydorf und seine vier Mitstreiter, von denen noch Bassist Jamie Richardson und Gitarrist Stephan Karl Gründungsmitglieder sind, sind dabei Genre-Grenzen egal. „Erst“ seit 2009 dabei ist der Gitarrist Andy Bock. Fabian Füß hat übrigens nach einer Auszeit von sieben Jahren nun wieder hinter dem Schlagzeug Platz genommen. Die Zwischenzeit nutzte er, um unter anderem für Sepalot von der HipHop-Crew Blumentopf die Single 'Rainbows' einzusingen (!). Doch auch einige andere Bandmitglieder überraschten 2012 mit einer solchen Kollabo, als sie mit B-Tight für dessen Album ’Drinne’ zusammenarbeiteten.
Rap wird nun aber auf ’Kill Your Demons’ vergeblich gesucht. Inhaltlich geht es, wie der Titel schon andeutet, um den Sieg gegenüber dem Bösen. „Hate“ (Hass) und „Greed“ (Gier) sind die Probleme, die am Häufigsten in den Lyrics benannt werden. Im melodiösen 'Blag Flags (Over Planet Earth)' und dem noch besser für Stadion-Chöre geeigneten 'The Anatomy Of Fear’ kommt sogar jeweils Beides vor. Ein für alle Mal stellt die Gruppe deshalb in ’Once And For All’ klar, dass wir trotz der Umzingelung von Idioten nicht vergessen dürfen, dass wir alle größer als Hass sind. Ein Statement, das in diesen Zeiten wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirkt. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
'Kill Your Demons' von den Emil Bulls ist seit 29. September 2017 erhältlich. Mehr Infos: http://www.emilbulls.de/
Gruselkabinett – 127: Die Fakten im Fall Valdemar (Hörspiel nach Edgar Allen Poe)
Nachdem H.P. Lovecraft in der vorherigen Folge vom 'Gruselkabinett' auf 'Kalte Luft' (Kritik hier) setzte, um dem Tod ein Schnippchen schlagen zu wollen, greift Edgar Allen Poe nun bei 'Die Fakten im Fall Valdemar' die Idee auf, ob das so genannte „Mesmerieren“ beziehungsweise die Hypnose eines Sterbenden vielleicht eine Möglichkeit zur Lebensverlängerung darstellen könnte. Dr. Walter Pelham (Helmut Winkelmann) interessiert dabei 1849 vor allem die Beantwortung folgender Frage, „in welchem Grade oder für welche Zeitdauer der Tod dadurch hinausgeschoben werden könnte“.
Mit Ernest Valdemar (Rolf Berg) glaubt er dafür einen geeigneten Kandidaten als Testperson gefunden zu haben. Anders als im Original hat Hörspiel-Regisseur Marc Gruppe allerdings noch 'Das verräterische Herz' von Poe für die Umsetzung der Geschichte genutzt.* Valdemar gesteht Pelham auf dem Sterbebett, dass er vor langer Zeit einen alten Mann (Peter Weis) getötet hat. Doch der Doktor zieht daraus keine Konsequenzen.
Unter Mitwirkung von Valdemars Hausarzt Dr. Ferrier (Tom Raczko) und einer Pflegerin (Dagmar von Kurmin) will er einfach nur sein Experiment durchführen – egal, wie schlimm es auch wird – und schafft es damit tatsächlich am Ende, einen wirklich aufwühlenden Teil in der 'Gruselkabinett'-Serie abzuliefern.
Das Hörspiel 'Die Fakten im Fall Valdemar' von Titania Medien ist seit 29. September 2017 erhältlich. Mehr Infos: http://www.titania-medien.de/cms/hoerspiele/gruselkabinett.html
* Ähnlich verwob der Hörspiel-Regisseur Marc Gruppe schon im September 2016 bei 'Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern' diese Geschichte von Hans Christian Andersen mit seinen drei weiteren Märchen vom Schneemann, dem standhaften Zinnsoldaten und dem Tannenbaum. Sprecher waren hier unter anderem Peter Weis als Erzähler und Bernd Rumpf als Kutscher, Nussknacker und Hausherr.
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