Nun ist der Valentinstag 2017 schon wieder seit Wochen vorbei. Aber warum nicht noch im Monatsrückblick ein bisschen Liebe verteilen und kurz ein paar liebenswerte Platten vorstellen, die im Februar das Licht der Welt erblickt haben.
Pimf – Justus Jonas (EP mit u.a. Kico und Weekend)
Gut anderthalb Jahre ist es her, dass es der heute 23-jährige Rapper Pimf aus Hofgeismar mit seinem Debütalbum ’Memo’ auf Platz 49 in den deutschen Charts schaffte. Im November letzten Jahres war Pimf noch Gast bei ’Hello my name is Mavo du Arsch’, das Mavo aus Flensburg unter http://www.gws-entertainment.de/mavo/ als Free Download anbietet. ’So weit so gut’, resümierte er quasi mit dem Titel seiner ersten Single aus der ’Justus Jonas’-EP. Aus seiner persönlichen Aufarbeitung der letzten Zeit mit ihren Rückschlägen macht er eine Kopf-hoch-Hymne für seine Fans. Den Beat hat Marq Figuli gebaut, zu dem DJ Dest noch ein paar Cuts beigesteuert hat. Zitiert werden dabei die Dilated Peoples und O.C.
Bei ’Keine Mathematik’ wird dagegen auf halb-französische Lyrics zurückgegriffen, auf die sich auch SAM vor drei Jahren bezogen haben. Die Originalzeilen stammen aus ’Harte Zeiten’ von La Familia, zu der sich Curse, Aphroe und Luxus Chris von den Stieber Twins 1997 zusammengetan hatten: „Yes, Rap ist keine leicht gemachte Musik aus YouTube-Tutorials und plastischen Beats./ C'est la vie in der Plattenindustrie – Bitte achte darauf, dass du machst, was du liebst.“
Und Pimf liebt eben Rap. Genau wie Weekend und Kico, die ihn bei ’Chatten zuviel, reden zu wenig’ beziehungsweise ’Buzz Lightyeah’ unterstützen. Vor der EP hat er noch das Video-Exclusive ’SchneeBars’ für 16bars.de aufgenommen, das aus meiner Sicht gut genug ist, um ruhig regulär auf der EP hätte sein können. Genauso verwunderlich ist, dass der übers Label Lagunenstyles als Video veröffentlichte Track namens ’Fragezeichen’ nicht auf der EP zu finden ist. Schließlich gilt auch dafür, dass die Nummer mit Jephza und Bitbeats qualitativ hochwertig genug ist, um ganz normal veröffentlicht zu werden. Und außerdem nimmt Pimf damit direkt auf den Namen der Platte Bezug: „Meine Platte ist Recherche und Archiv. Justus Jonas, der erste Detektiv./ Ich bin ein Fragezeichen – ich bring’ dich in ’ne fabelhafte Welt./ Rap ist mein persönliches ’3 Fragezeichen’-Tape.“
’Justus Jonas EP’ seit 3. Februar 2017 erhältlich. Mehr Infos: http://lagunenstyles.de/
Helge Schneider & Pete York – Heart Attack No. 1
Nach der Chart Attack No. 1 kommt nun die ’Heart Attack No. 1’ von Helge Schneider! 2013 gelang ihm mit dem Album ’Sommer, Sonne, Kaktus!’ der Sprung an die Charts-Spitze. ’Heart Attack No. 1’ schaffte es jetzt dagegen nur auf Platz 66. Vielleicht liegt es am Konzept, obwohl das toll ist: Der eher für komödiantische Ansätze bekannte Musiker covert hier mit seinem Schlagzeuger Pete York überwiegend Jazz-Klassiker auf seine unnachahmliche Weise. Mit dabei sind unter anderem ’Mood Indigo’ von Duke Ellington, ’Jumpin’ At The Woodside’ von Count Basie und ’One For My Baby’, das von Harold Arlen und Johnny Mercer ursprünglich 1943 für Fred Astaire geschrieben wurde, aber vor allem in der Version von Frank Sinatra bekannt ist.
Bei ’Isn’t She Lovely’ von Stevie Wonder wird (leider) auf den Gesang verzichtet, aber die Melodie ist erkennbar, wenn Helge Schneider dafür an der Hammond-Orgel spielt. Wenn ich das höre, muss ich immer an die Version aus der TV-Serie ’Glee’ denken (Kritik hier). Wo es auch mal mehr als die Schlagzeug-Begleitung durch Pete York bedurfte, nahm Helge Schneider noch Gitarre und Vibraphone auf. Minimiert aufs Maximum. Dass Helge Schneider sein Schaffen im Untertitel als Jazz-Hop bezeichnen, ist allerdings etwas verwirrend. Normalerweise ist darunter eher eine Fusion mit HipHop zu verstehen – spätestens seit 2011, als sich eine gleichnamige Website dieses Subgenres des Rap annahm.
Gewidmet ist die Platte übrigens seinem Freund Bernd Kowalzik, bei dessen Label ’Roof Music’ er viel veröffentlicht hat und der 2014 im Alter von 64 Jahren verstorben ist. Zu den Coversongs gesellen sich dann noch ein paar eigene Kompositionen wie der Titeltrack, die sich aber nahtlos in das Gesamtwerk einreihen. Und wenn er ’I Feel Good’ von James Brown anstimmt, bleibt fast nichts anderes übrig, als dabei einzusteigen.
’Heart Attack No. 1’ seit 17. Februar 2017 erhältlich. Mehr Infos: http://www.helge-schneider.de/
Bilderbuch – Magic Life
Mit ’Magic Life’ hat es die österreichische Band Bilderbuch im vierten Anlauf nach ’Nelken & Schillinge’ (2009), ’Die Pest im Piemont’ (2011) und ’Schick Schock’ (2015) nun in die offizielle Top Ten der deutschen Album-Charts geschafft. Co-produziert hat das Ganze Zebo Adam, der ehemalige Gitarrist von Russkaja. Seit schon fast einem Jahrzehnt gestaltet er die musikalischen Geschicke der Gruppe mit. Als erstes Lied wurde ’Bungalow’ mit einem richtigen Video versehen. Musikalisch und optisch schließt es sich gut an das stylische Konzept an, mit dem sich Bilderbuch vor gut zwei Jahren neu erfanden und schließlich den Durchbruch schafften. Als Belohnung gab’s Platz 1 in Österreich.
Zu einigen weiteren Stücken wurden mehr oder weniger abwechslungsreiche 3D-Animationen vom Mainzer Creative-Studio Sucuk & Bratwurst als Videos veröffentlicht. Zu ’I <3 Stress’, dem ersten Song nach dem elektronisch-verspielten Intro ’Carpe/Diem’, wird einfach eine Plasmakugel mit ihren zuckenden Lichtblitzen gezeigt. Neben Sirenengeheul, Kirmes-Effekten und „Hey-Ohs“ wie aus ’HipHop Hooray’ erklärt Sänger Maurice in feinstem Denglisch beziehungsweise Önglisch, dass er Action will: „Sagt mir, was geht ab, Boys./ Ihr seid mir viel zu fad, Boys./ Fade Hunde, die nicht beißen wollen./ Gib mir noch was, Fränky. Ich brauch Kicks. Kick it, yeah./ I love Stress.“
Der Gegenentwurf folgt sogleich mit ’Sweetlove’, das so eine Art schöne Liebesballade geworden ist. ’Baba 2’, das natürlich als humoriger Beitrag lange vor dem schön ruhig-rockenden ’Baba’ kommt, und der Titeltrack setzen nur als zwei kurze Skits Akzente. Hit-Potenzial haben da andere Nummern wie ’Sprit’n’Soda’, ’Erzähl deinen Mädels, ich bin wieder in der Stadt’ und ’Superfunkypartytime’, welche die Marschroute Richtung Tanzfläche vorgeben!
’Magic Life’ seit 17. Februar 2017 erhältlich. Mehr Infos: http://www.bilderbuch-musik.at/
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