Seit nun mehr fast schon zehn Jahren präsentiert das Hörspiel-Label 'Titania Medien' die geheimen Fälle des Meisterdetektives Sherlock Holmes in seinem Programm. Handelte es sich anfangs dabei noch um neu geschriebene … Pardon … entdeckte Geschichten von Regisseur und Autor Marc Gruppe, folgten später auch Adaptationen von klassischen Fällen aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle. Mit Nummer 34 hielt dann aber noch ein Autor Einzug in diese Serie: Herman Cyril McNeile!
Interessanterweise schrieb 'Sapper', wie sich der britische Schriftsteller H. C. McNeile (1888-1937) nannte, allerdings nie etwas über Holmes. Ermittelt wurde bei ihm im Original durch Ronald Standish. Seinen ersten Auftritt hatte er 1927 in der Geschichte 'The Horror Of The Staveley Grange'. Später arbeitete er mit Bulldog Drummond zusammen, bevor er dann 1933 seine eigene Serie bekam.
Unter http://gutenberg.net.au/ebooks06/0607761h.html lässt sich (in einem neuen Fenster) nachlesen, wie sich der Autor seine Hauptfigur vorgestellt hat – verspielt, wohlhabend und gutaussehend: „A born player of games, wealthy, and distinctly good-looking, he seemed the last person in the world to become a detective.“
Die Ähnlichkeit zu Holmes ist nicht von der Hand zu weisen. Von daher dürfte es Marc Gruppe nicht allzu schwer gefallen sein, die Vorlage entsprechend für 'Die geheimen Fälle des Meisterdetektives' anzupassen. Immerhin hat Standish mit dem Ich-Erzähler Bob Miller sogar ebenfalls einen hilfreichen Freund an seiner Seite.
Harry ... Bob ... John, hol schon mal den Wagen!
Während natürlich die Hauptrollen durchgängig mit Joachim Tennstedt als Sherlock Holmes und Detlef Bierstedt als Dr. John Watson besetzt werden, sind andere Sprecher in verschiedenen Positionen im Einsatz. Thomas Balou Martin darf bei der 'quietschenden Tür' als Butler Wilkinson auftreten.
In 'Der verschwundene Kutscher' spielt er dann aber Inspector Morrison, für den Sherlock Holmes die übliche Rolle eines Polizisten in seiner Gegenwart vorsieht – nämlich vor allem Zeugen zu befragen: „Solche Informationen beizuschaffen, ist Polizeiarbeit. Da kann man im Grunde auch nicht viel falsch machen!“
Aber selbst diese ihm übertragende Aufgabe macht er mehr schlecht als recht. Jedenfalls hilft es in dem Fall nicht weiter, den es in Folge 37 der 'Holmes'-Hörspiele von Titania zu lösen gilt. Wie der Originaltitel 'The Missing Chauffeur' übrigens schon andeutet, ging es ursprünglich nicht um den Fahrer einer Kutsche, sondern eines Automobils. Den etwas arroganten Ton im Umgang mit dem „Freund und Helfer“ schlägt allerdings auch Ronald Standish schon an.
Das sind 'Die geheimen Fälle des Meisterdetektives' nach Vorlagen von Herman Cyril McNeile:
Das unheimliche Pfarrhaus (Folge 36 der Holmes-Serie)
Der verschwundene Kutscher (Folge 37 der Holmes-Serie)
Das Haus mit den Zwingern (Folge 38 der Holmes-Serie)
Eine Frage des Teers (Folge 39 der Holmes-Serie)
Die dritte Botschaft (Folge 40 der Holmes-Serie)
Nachdem Folge 41 wieder von Marc Gruppe selbst geschrieben wurde, ist (zumindest für mich) noch nicht klar, wer die Vorlagen für die schon angekündigten Folgen 'Der Tote im Extra-Waggon' und 'Der Zuträger' verfasst hat. Sapper hätte auf jeden Fall noch ein paar Geschichten mit Ronald Standish in petto!
Nachtrag: Und siehe da, ich lag mit meiner Vermutung goldrichtig. Die Nummern 42 bis 44 ('Der zweite Hund') werden wieder auf Fällen beruhen, die McNeile ursprünglich für Standish geschrieben hat. Ein paar mehr Infos dazu gibt es im Artikel bei Der Hörold (neues Fenster!).
Thomas "Balou" Martin, der dem Fernsehpublikum vor allem noch als Moderator der Show 'Dings vom Dach' (2005-2010) oder als Staatsanwalt Dr. Scheer aus der 'Tatort'-Reihe (2002-2010) bekannt sein könnte, ist nun scheinbar vor allem für 'Titania Medien' im Dauereinsatz. Am 29. März 2019 sind unter der Regie von Marc Gruppe gleich drei neue Hörspiele mit ihm erschienen.
Bei 'Der verschwundene Kutscher' spielt er Inspector Morrison in Folge 37 der 'Sherlock Holmes'-Hörspiele. Bei der Folge 145 der 'Gruselkabinett'-Reihe nach einer Vorlage von M.R. James hat Thomas Martin zudem die kleine Nebenrolle eines Archivars inne. Mit seinem Wissen hilft er dem Ehepaar Dillets (Sigrid Burkholder und Matthias Lühn) weiter, dem 'Das unheimliche Puppenhaus' Rätsel aufgibt.
Dafür darf er als Mr. Clarke in 'Der gewaltige Gott Pan' einem Experiment beiwohnen, das ihn auch über zwei Jahrzehnte später nicht loslässt. Der Aufbau der Geschichte nach Arthur Machen ist spannend angelegt.
Verschiedene Figuren tragen in ihren Gesprächen nur einzelne Bruchstücke von den seltsamen Begebenheiten zusammen, die erst nach und nach ein Ganzes ergeben. In der 144. 'Gruselkabinett'-Folge gibt es dabei für Thomas Martin auch ein Wiedersehen mit seinem Sprecher-Kollegen Michael-Che Koch.
Immer im Einsatz gegen „grüne Männer“ und andere Monster
Ein Höhepunkt der Zusammenarbeit mit 'Titania Medien' dürfte davor eine der quasi zwei Hauptrollen bei der 131. 'Gruselkabinett'-Folge sein. Als 'Rusty' Ward verschlägt es den Söldner gemeinsam mit seinem Kompagnon Justin 'Kid' Miles (gesprochen von Michael-Che Koch) mit einem U-Boot in ein wahrlich unglaubliches Abenteuer.
Die Geschichte stammt von Francis Flagg. Hinter dem Pseudonym versteckte sich der amerikanische Autor Georg Henry Weiss (1898-1946). Erst nachdem die beiden Haudegen fast bei ihrer Tauchfahrt drauf gegangen wären, erfahren sie, bei was für einem Höllenfahrtkommando sie behilflich sein sollen. 'Die Köpfe von Apex' haben sie angeheuert, um gegen die so genannten „grünen Männer“ in den Krieg zu ziehen ...
Seinen Einstand als Sprecher in einer Produktion von 'Titania Medien' feierte Thomas Balou Martin übrigens im August 2017. Mit seiner Wahl scheint Regisseur Martin Gruppe wie gesagt immer noch sehr zufrieden zu sein, besetzte er ihn doch nun schon mehrfalls hintereinander. Und wie viele Einsätze noch folgen, bleibt abzuwarten!
Hier ist die Übersicht zu den Hörspielen für 'Titania Medien' mit Thomas „Balou“ Martin:
Gruselkabinett Folge 124/125: H.G. Wells – Der Krieg der Welten (Doppelfolge) / 25.08.2017
Gruselkabinett Folge 129: Karl Heinrich Ulrichs – Manor / 26.10.2017
Gruselkabinett Folge 130: Carolyn Wells – Der Wiedergänger / 24.11.2017
Gruselkabinett Folge 131: Francis Flagg – Die Köpfe von Apex / 24.11.2017
Sherlock Holmes Folge 32: Der griechische Dolmetscher / 24.11.2017
Titania Special Folge 13: Frances H. Burnett – Der geheime Garten / 24.11.2017
Das könnte dazu passen: Foster – 02: Das Erlöschen des Lichts (Hörspiel)
Auch bei Oliver Dörings Horrorserie ’Foster’ erleidet Michael-Che Koch (in der Rolle als Jobe) Schiffbruch. Wer allerdings verstehen will, auf was für einer seltsamen Insel er gestrandet ist, sollte zuvor Teil 1 hören, bevor dann in Teil 3 ’Die Pforte zur Verdammnis’ aufgestoßen werden soll.
2011 startete ‘Titania Medien‘ die Hörspielserie ‘Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs‘. Regisseur Marc Gruppe entwickelte dafür zunächst eigene Geschichten, bis schließlich bei Folge 10 die Entscheidung fiel, doch klassische Vorlagen von Arthur Conan Doyle (1859-1930) umzusetzen. Mit Folge 33 und 34 beschreitet die Reihe nun aber sogar noch einen dritten Weg: Die Ideen anderer Autoren auf Holmes umzumünzen!
‘Das graue Haus‘ beschäftige ursprünglich nämlich nicht Holmes‘ Verstand, sondern den detektivischen Spürsinn von Flaxman Low. Erfunden haben ihn H. und E. Heron. Hinter diesem Pseudonymen verbargen sich Hesketh Prichard (1876-1922) und seine Mutter.
Grau, grauer ... Grausen?
Während Holmes (gesprochen von Joachim Tennstedt) im Sommer 1893 auf Anraten von Watson (Detlef Bierstedt) in einem Küstenort eine lang verschleppte Erkältung auskurieren soll, lernt er Dr. Fremantle (Michael-Che Koch) kennen. Während eines Besuchs von Watson erzählt dieser dem Duo, dass das graue Haus dessen jungen Freundes Mr. Montesson (Bruno Winzen) ein tödliches Geheimnis birgt. Auffällig ist zu allererst die exotische Vegetation, die der ebenfalls ermordete Vormund des jungen Hausherren importiert hat.
Die unerklärlichen Umstände der geschilderten Todesfälle lassen Holmes an ‘Die Morde in der Rue Morgue‘ von Edgar Allan Poe denken, die dieser 1841 veröffentlicht hat. Wurde vielleicht mit den Pflanzen auch noch etwas Anderes eingeschleppt?
Hör mal, was da quietscht
‘Die quietschende Tür‘ beruht auf einem Fall, denn der britische Autor Herman Cyril McNeile (1888-1937) seine Figur Ronald Standish lösen lässt. McNeile hat auch den Privatdetektiv Bulldog Drummond erfunden, in dessen Geschichten Standish erstmals auftauchte.
Bei Folge 34 kündigt Katherine Moody (Janina Sachau) ihr Kommen an, ohne nähere Angaben zu ihrem Anliegen zu machen. Dennoch erklärt Holmes seinem wieder einmal verblüfften Freund Watson schon vor ihrem persönlichen Erscheinen, dass die Sache allerdings "...schlecht für den Beschuldigten aussieht."
Ihr Nachbar Hubert Daynton (Matthias Lühn), der ihr zum Ärger ihres Vormundes John Playfair (Jacques Breuer) einen Antrag gemacht hat, wird des Mordes an dem aufstrebenden Maler Bernard Power (Rolf Berg) beschuldigt. Holmes ist dennoch davon überzeugt, dass der ermittelnde Inspector Savage (Sascha von Zambelly) falsch liegt.
Und tatsächlich fällt Holmes bei der Untersuchung des Tatorts direkt eine Sache auf, der niemand Beachtung geschenkt hat und die der Geschichte schließlich ihren Namen gibt: die quietschende Tür! Ihm ist sogleich klar, dass sich damit alles ganz anders darstellt. Doch wer ist der wahre Mörder? Was weiß Katherines Vormund? Oder kann der Butler Wilkinson (Thomas Balou Martin) etwas zur Aufklärung beitragen?
Zurück zu den Wurzeln
Nach dieser durchaus feinen Idee von Regisseur und Produzent Marc Gruppe, mit Vorlagen von anderen Detektiven quasi neue Fälle für Holmes zu erschaffen, wird für Folge 35 mit 'Der Hund der Baskervilles' dann erstmal wieder einer der – wenn nicht sogar DER – Klassiker aufbereitet. Entsprechend der berühmten Vorlage haben sich die Macher von 'Titania Medien' dazu entschlossen, das Ganze gleich auf zwei CDs umzusetzen. Zu hören sein soll es ab 28. September 2018!
Seid ihr alle artig gewesen? Dann will ich mal nicht so sein und noch zum Nikolaus ein paar feine Veröffentlichungen von unter anderem Bonaparte und 'Sherlock Holmes' aus dem Vormonat vorstellen. Vielleicht schafft es ja noch die eine oder der andere auf den Wunschzettel für Weihnachten. Frohes Fest!
Cr7z – Seraph7m (EP)
Vor gut einem Jahr glückte Cr7z sein erster Chart-Erfolg mit einem Solo-Album. Seitdem war er nicht untätig. Unter anderem nahm er für die 'Familienwappen'-Reihe des Labels '58 Muzik' auch einen Part für den Titeltrack auf (Mehr dazu hier). Zudem stellte er fünf neue Stücke für die 'Seraph7m'-EP fertig. Hinzu kommen alle Instrumentale sowie 'Weit weg'. Den Track, den er Anfang des Jahres völlig unabhängig von einem Album oder Ähnlichem veröffentlicht hatte, gibt es auf der EP nun als Remix.
Trotz der geringen Anzahl an Songs ist das Ganze ziemlich vielseitig geworden. Während zum Beispiel 'Melodie' sehr poetisch rüber kommt, ist 'Ikarus down' ein richtiger Battle-Banger auf einem treibenden Beat. Wer sich eingehender mit dem Werk von Cr7z vertraut machen will, bekommt hier unter http://58muzik.com/shop/cr7z-s7nus-2012/ einen Free Download mit 40 (!) Tracks von ihm. Der Begriff 'Seraphim' beschreibt übrigens eine bestimmte Form von Engeln mit sechs Flügeln, die sowohl im Christentum, Judentum und Islam zu finden sind. Was genau damit gemeint sein könnte, verrät er indes nicht einmal genau im von DJ Eule produziertenTiteltrack: „Große Macht liegt im Geheimen./ Ich rapp' am Mic für die Meinen.“
Die EP 'Seraph7m' ist seit 4. November 2016 erhältlich. Mehr Infos:58muzik.com/cr7z/
Common – Black America Again
Der US-amerikanische Conscious-Rapper Common ist produktiv wie lange nicht mehr. Kamen die letzten Alben im Drei-Jahres-Abstand 2008, 2011 und 2014 raus, bewegten ihn die 'Black Lives Matter'-Bewegung und die Präsidentenwahl anscheinend so sehr, dass er das schon im Namen politisch motivierte 'Black America Again' nun schneller nachlegte.
Dazu präsentiert er ein über 20-minütiges Video mit einer Art schwarzen Monolithen wie aus dem Sci-Fi-Film '2001' und eher düsteren Impressionen aus der dunkelhäutigen Bevölkerung (von Baltimore). Zu hören ist dabei nicht nur ein bisschen der Titeltrack mit Stevie Wonder, sondern auch zwei Traditionals und 'Mothership Connection/Star Child' von der Funk-Band Parliament rund um Georg Clinton (*1941), Bootsy Collins (*1951) und Bernie Worrell (1944-2016).
Schön ist auch die Single 'Love Star' geworden. Bei diesem Liebeslied singen Marsha Ambrosius vom englischen R'n'B-Duo Floetry und PJ (Paris Jones) aus L.A. mit. Weitere Gäste auf dem Album sind unter anderem John Legend, Bilal und BJ the Chicago Kid aus Commons Heimatstadt. Neu erfindet sich der Rapper damit in seiner bald 25-jährigen Karriere zwar nicht, liefert aber genau die gewohnte Qualität ab, die seine Fans von ihm erwarten dürfen. Black lives matter ... make America great again!
Sherlock Holmes – 27: Das Musgrave-Ritual (Hörspiel)
Nachdem der junge Sherlock Holmes (Julian Tennstedt) bei dem Rätsel um 'Die Gloria Scott' zwar seine deduktiven Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte (vergleiche Kurzkritik zu Folge 26 hier), aber er im Grunde das Ganze gar nicht lösen musste, wird nun sein erster „richtiger“ Fall in der Hörspielreihe von 'Titania Medien' erzählt. Zur Hilfe gerufen wird er diesmal von Reginald Musgrave. Gesprochen wird dieser von Roman Wolko, der zuletzt gleich mehrmals in der 'Gruselkabinett'-Serie bie den Folgen 113, 114 und 117 eingesetzt wurde. Nachdem er seinen Butler Brunton (Axel Lutter) beim Stöbern in den Familienaufzeichnungen erwischt hat, verschwindet dieser spurlos. Und weil die Polizei nicht weiterkommt, muss Holmes ran ...
Was mir allerdings besonders an der Nummer 27 gefällt, ist folgender Kommentar von Dr. Watson (Detlef Bierstedt), als ihm Holmes zeigt, was für 'Das Musgrave-Ritual' benötigt wurde, um das darin verborgene Geheimnis zu lösen. Unter anderem gehört ein Holzpflock dazu. Zu der Zusammenstellung der Gegenstände bemerkt Watson fast genauso passend zur Sammlung meiner Kurzkritiken: „Sie ist – mit Verlaub – ein merkwürdiges Sammelsurium.“
Bonaparte – White Noize (Single inkl. Nobody Under The Sun)
Aufrund der politischen Entwicklungen in unserer Welt sahen sich auch Bonaparte wie Common dazu aufgerufen, Stellung zu beziehen. Für ein Album hat es auf die Schnelle nicht gereicht. Dafür wurde ein Video produziert, das unter anderem Bilder von Putin, Trump, Ukip-Chef und Brexit-Befürworter Farage und unzähligen anderen Politikern zeigt. Auch das zweite Lied 'Nobody Under The Sun' nimmt kaum ein Blatt vor den Mund und meint, dass es Schlau nur im Gegensatz zu blöd gibt und nur der richtige Hebel angesetzt werden muss, um andere zu (ver-)führen: „Stupid is the balance to clever./ To lead is a question of lever.“
In den Lyrics des Titeltracks beschreibt der Sänger, dass er ohne Dach über dem Kopf einschlafen muss und sich keiner darum kümmert: „In a room without a roof - i’m staring at the ceiling./ In times like these they don't care about how we’re feeling./ White noize, white noize - come and lull me into my sleep./ White noize, beautiful white noize - tonight i don’t care if i’m a creep.“
Single seit 25.11.2016 erhältlich. Mehr Infos:bonaparte.cc
Der Oktober bietet an seinem letzten Tag das düster-schaurig-schöne Halloween. Um dem hoffentlich ein paar Lichtgestalten entgegenzusetzen, habe ich noch mal die Veröffentlichungen des vergangenen Monats durchgeschaut.
Big Famili (Baron Black & King Kalabash) – Badadam
Ursprünglich von den Westindischen Inseln (zu denen unter anderem auch Kuba und Jamaika gehören), haben die beiden Macher hinter der Reggae-Combo Big Famili, Baron Black und King Kalabash, schon vor Jahren ihre Aktivitäten nach Europa verlagert. Produziert wurde das Ganze übrigens in Prag durch Djei Gogo, der davor 'Hungry Days' für Fyah Son Bantu (Kritik dazu hier in neuem Fenster) in eine sehr ansprechende Form gebracht hat.
Fürs Intro greift er dabei auf 'Carmina Burana' zurück, beim Interlude 'Mother Less Child' wird das gleichnamige Spiritual aus der amerikanischen Sklavenzeit als eine Art thematische Einleitung zu 'Majestic Mama' zitiert. Bereichernd für ihr Portfolio ist, dass die Big Famili nicht (nur) in Patois und Englisch singen, sondern auch auf Französisch. Besonders gut gefällt mir dabei das kräftig pumpende 'Pliss Koltcha'. Videos wurden bisher aber nur für 'Boom Smile', 'Badadam' und 'Save The Planet Earth' mit Sista Carmen und Jah Thunder gedreht. Wer übrigens unter http://BigFamili.Reggae.Gift seine Mailadresse einträgt, bekommt den Titeltrack als Free Download. Badadam, Baby!
'Badadam' ist seit 7. Oktober 2016 erhältlich. Mehr Infos:bigfamili.com/
Sherlock Holmes – 26: Die Gloria Scott (Hörspiel mit u.a. Joachim und Julian Tennstedt)
In 'Die Gloria Scott' berichtet Sherlock Holmes (Joachim Tennstedt) nun endlich nach 25 anderen Geschichten laut CD-Info „... seinem Freund und Chronisten Dr. Watson und Mrs. Hudson von seinem allerersten Fall“. Genau genommen muss allerdings gesagt werden, dass er gar nicht selbst hinter das dunkle Geheimnis von Mr. Trevor (Jochen Schröder) kommt. Zwar kann er bei einer ersten Begegnung sein kombinatorisches Können eindrucksvoll unter Beweis stellen, aber alles, was danach passiert, wird erst durch Mr. Trevor selbst aufgelöst.
Unabhängig davon ist den Machern von 'Titania Medien', Marc Gruppe und Stephan Bosenius, erneut eine stimmige Umsetzung des 123 Jahre alten Originals geglückt. Spannend ist zudem, dass der junge Sherlock hier von Tennstedts eigenem Sohn Julian gesprochwen wird. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, an die Anfänge der Hörspielserie zurückzukehren und mit ihm 'Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs' mit neuen Abenteuern aus der Zeit vor seiner Bekanntschaft mit Watson zu bereichern.
Goldroger – Avrakadavra (produziert von Dienst & Schulter)
Okay, eine Goldene Schallplatte hat er sich trotz seines Namens nicht gleich mit 'Avrakadavra' geholt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Als drittes Video nach 'M.I.D.A.$' und 'Perwoll' hat Goldroger zumindest Anfang November mit Unterstützung des Labels 'Melting Pot Music' (MPM) noch 'Unter Nelken' nachgelegt und verkauft damit ja vielleicht doch noch die entsprechende Menge an Platten. Interessanter ist allerdings bei diesem Track, welches Referenzsystem er damit für sich anlegt. „Ich häng' mit keinen Leuten, wo Freiwild läuft“, rappt er. Allerdings schließt das nicht gleich andere Gitarrenmusik aus, denn später heißt es in den Lyrics: „Und wenn ihr mich unter Nelken beerdigt, dann bitte spielt 'Rebell' von den Ärzten.“
Überhaupt bewegt sich der Herr in ungewöhnlichen Bahnen und wählt als Songtitel auch schon mal einen revolutionären Ausruf wie 'Friede den Hütten'. Genauso ist der Sound eher rockig orentiert. Als Genre nennt er das selbst entsprechend zum Beispiel „Kraut-Rap“, „Cloud Rock“ und „Psych-Hop“. Produziert haben das Ganze übrigens Dienst & Schulter aus Köln für den Dortmunder. Dazu passt der Rat aus 'Lachen und Vögeln': „Komm wir finden gemeinsam das Glück in der Liebe. Wenn's sein soll zu dritt!“
Die neuen Hörspiele von Titania Medien haben im Juni ganz auf Arthur Conan Doyle gesetzt. Bei ’Sherlock Holmes’ ist das ja fast schon klar, solange dort nicht wie ganz zu Anfang ’Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs’ behandelt werden. Doch beim Gruselkabinett diente der Autor schon länger nicht als Vorlage. ’Der Kapitän der Polestar’ ändert das jetzt aber!
Kleine Randnotiz 1: Seinen Einstand im Ensemble der ’Titania Medien’ gibt diesmal Florian Jahr – genauso wie Daniela Bette, die seit 2007 in der TV-Serie ’Lindenstraße’ mitspielt. Während sie nur durchs Eismeer geistern darf, wird der junge Mann sowohl als 2. Maat Mr. Mason an Bord der ’Polestar’ eingesetzt als auch als Stallbursche Craig.
Kleine Randnotiz 2: Die 23. Folge der Holmes-Serie trägt den Titel 'Silberblesse'. Sie wurde als eine der Kurzgeschichten aus der Sammlung ’Die Memoiren des Sherlock Holmes’ im Original ’Silver Blaze’ genannt und hierzulande auch schon als Silberstern, Silberstrahl oder Silberpfeil betitelt.
'Gruselkabinett 108' und 'Sherlock Holmes 23' seit 10. Juni 2016 erhältlich. Mehr Infos unter: http://www.titania-medien.de/
Abermals schlüpfen die Berliner Synchronsprecher Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt in die Rollen des genialen Ermittlerduos - so wie sie es seit nunmehr 2004 tun, damals noch unter dem Titel 'Krimi-Klassiker'. Die Geschichte entstammt dabei wieder dem Sammelband ’Die Abenteuer des Sherlock Holmes’, mit dem Arthur Conan Doyle 1892 seine Figur nach zwei Romanen weiter ausbaute.
Eines Abends kommt Kate Whitney zu ihrer Freundin Mary Watson, weil ihr Mann scheinbar spurlos verschwunden ist. John Watson begibt sich sogleich auf die Suche und findet ihn relativ leicht in der „Bar of Gold“, die von einem Laskaren betrieben wird. Seine Bezeichnung leitet sich von dem Begriff ’lascar’ ab, mit dem indische Seefahrer betitelt wurden, die für die Briten arbeiteten.
Zu Watsons Überraschung ist allerdings auch der verkleidete Sherlock Holmes in der Spelunke, in der ausgiebig mit Opium gehandelt wird. Er wurde ebenfalls beauftragt, dort einen verschwundenen Mann zu suchen. Seine Frau Valerie St. Clair sah ihn zuletzt zufällig am Fenster der Opiumhöhle: „Es war mein Mann. Das weiß ich sicher. Er schrie heftig auf. Und dann wurde er ... ja, ich glaube, er wurde vom Fenster weggerissen.“
Die Polizei findet in dem Zimmer allerdings nur den Bettler Hugh Boone. Der Mann mit der entstellten Lippe behauptet, dass niemand bei ihm gewesen sei, aber bei der Durchsuchung werden einige Sachen von Neville St. Clair gefunden. Als Blut an ihm und am Fenster entdeckt werden, deutet alles auf ein Verbrechen hin. Und aufklären kann es nur einer: Holmes!
Der Mann mit dem goldenen Riecher
Etwas untypisch für Sherlock Holmes tappt der Meister anfangs etwas im Dunkeln. Aber mit jedem neuen Hinweis kommt er der Lösung schrittweise näher. Wie immer sind neben den beiden Hauptrollen dabei auch alle anderen Stimmen recht prominent besetzt.
Den Laskaren spricht Lutz Riedel, der unter anderem letztes Jahr als der Untote Rosqvana dem Dämonen-Killer ’Dorian Hunter’ in Amsterdam das Leben schwer machte. Antje von der Ahe, die hier Valerie St. Clair übernommen hat, dürfte dagegen vor allem als deutsche Synchronsprecherin von Katherine Heigl bekannt sein.
Wie oben erwähnt, gibt es zudem ein kurzes Widerhören mit Mary Morstan (gesprochen von Janina Sachau, die unter anderem auch im Hörspiel ’Der schreiende Schädel’ zu hören war), die der gute Doktor bei ’Das Zeichen der Vier’ kennenlernte und inzwischen geheiratet hat.
Fazit: Der Fall, dem Dr. Watson den Namen ’Der Mann mit der entstellten Lippe’ gab, ist wie immer rätselhaft. Und wie immer ist die Umsetzung von ’Titania Medien’ gelungen. Stimmen, Musik und Tempo passen gut zur Erzählung und erweisen damit dem Original alle Ehre.
„Hüte dich vor den Iden des März“, soll einst Cäsar gewarnt worden sein. Höret stattdessen lieber die Ideen des März – oder viel mehr, welche Ideen im letzten Monat solche Gestalt angenommen haben, dass sie als (im wie immer weit gefassten Sinne) Platten veröffentlicht wurden.
Raphael – Here Comes The Soundblaster
Im Herbst 2013 veröffentlichte der italienische Reggae-Sänger Raphael sein Solo-Debüt 'Mind-vs-Heart' bei 'Irievibrations Records', nachdem er davor schon mit den Easy Skankers zumindest in seiner Heimat einige Bekanntheit erreichen konnte. Nun gibt es Nachschub in Form von 'Here Comes The Soundblaster'. Auf dem fast einstündigen Mixtape werden über zwanzig Tracks angespielt, darunter auch 'Mind-vs-Heart' als Akustik-Version. Neben dem Titeltrack ist von diesem letzten Werk unter anderem noch 'Laid Back', 'If Jah Is With You', 'Duppies Inna Dance' und 'What About Us' mit dem jamaikanischen Sänger Skarra Mucci von The Ganglords aus der Schweiz dabei.
Das Ganze wurde übrigens von Sentinel Sound, einem der erfolgreichsten Soundsystems Deutschlands, zusammengestellt und ist unter https://soundcloud.com/sentinel-sound/ kostenlos erhältlich, wenn eine Mail-Adresse angeben wird. Dort gibt es auch noch weitere Gratis-Songs von unter anderem Ronny Trettmann und Nyanda vom Reggae-Duo Brick & Lace. Auf seiner eigenen Seite gibt es unter dem Menü-Punkt 'Discography' auch noch weitere Free Downloads von Raphael. Also diesen Sommer dürfte „La Dolce Vita“ für nickende Köpfe und kreisende Hüften sorgen.
Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, werden die beiden Frischlinge Miles (gespielt von Jeremy Irons’ Sohn Max, der die Hauptrolle im Film ’Seelen’ inne hatte) und Alistair (Sam Claflin, der vielen als Finnick Odair aus ’Die Tribute von Panem’ bekannt sein könnte) an der Universität von Oxford von dem elitären ’Riot Club’ als neue Mitglieder aufgenommen. Im Trailer heißt es übrigens, dass das Ganze „an der ältesten Universität der Welt“ spielt, obwohl es davor schon an anderen Orten ähnliche Bildungseinrichtungen gab. Worum es beim ’Riot Club’ geht, erklärt Hugo (gespielt vom Australier Sam Reid, der u.a. den Waldarbeiter Vaughn in ’Serena’ verkörperte) in einem Gespräch mit Miles, als sie sich für ein Dinner in einem Pub vorbereiten: „Auf dem College können wir uns das letzte Mal unbeobachtet austoben. Vergeuden wir die Zeit nicht mit Zimperlichkeiten.“
Dort wollen die zehn Jungs „zechen bis zum Erbrechen“, doch nach und nach gerät das Ganze – im Grunde wenig überraschend – völlig außer Kontrolle. Die dänische Regisseurin Lone Scherfig zeigt dabei, wie sich Menschen in extremen Situationen und Positionen verhalten können: „Hoffentlich ist der Film differenziert genug, dass er nicht als eine Aussage gilt, sondern den Zuschauern eine facettenreiche Welt zeigt, aus der jeder eigene Schlüsse ziehen kann.“
Film seit 5. März 2015 als DVD, Blu-ray und VoD (Video on Demand) erhältlich. Mehr Infos: http://www.the-riot-club.de/
Jesper Munk – Claim
Bei Blues denken die meisten wahrscheinlich an die amerikanischen Südstaaten des frühen 20. Jahrhunderts, wo dieser Musikstil entstand. Jesper Munk ist dagegen gerade mal 22 Jahre alt, Halb-Däne und wohnhaft in München. Was nichts daran ändert, dass er den Sound mit seiner tiefen und vollen Stimme sehr gekonnt ins Hier und Jetzt transportiert. Eröffnet wird das neue Album gleich mit der von Jon Spencer kräftig rockenden Single ’Courage For Love’. Mehr als ein Gang zurück geschaltet wird dann direkt mit dem warm-schmeichelnden ’Morning Coffee’, das etwas an ’Easy’ von Faith No More erinnert.
Für die passende Instrumentierung sorgen wie schon 2013 beim Debüt ’For In My Way It Lies’ sein Vater Rainer Germann am Bass und Clemens Finck von Finkenstein am Schlagzeug, während er selbst dazu Gitarre spielt. Als Produzenten sind außerdem Mocky und Sepalot beteiligt, der zwischen seinen Solo-Aufnahmen und der Arbeit mit seinen Topf-Kollegen und Texta an ’#hmlr’ (Kritik hier) noch für Jesper Munk ’Shakespeare & Heartbreak’ mit schönen Bläsersätzen unterlegt hat. Randy Newman zollt er Tribut mit einem Cover seiner Ballade ’Guilty’, wohingegen ’Smalltalk Gentlemen’ nach The White Stripes klingt. Und all diesen starken Referenzen wird Jesper Munk glänzend gerecht.
Im September 1887 kommt der junge John Openshaw (gesprochen von Jannik Endemann) zu Sherlock Holmes, um ihn in einer dringenden Angelegenheit um Hilfe zu bitten. Denn die Polizei nimmt seine Befürchtungen nicht allzu ernst. Aber dafür wurde ihm berichtet, dass der Meisterdetektiv jedes Problem lösen könne und noch niemals jemanden unterlegen gewesen sei. Was Holmes unerfreulicherweise korrigieren muss: „Ich wünschte, es wäre so. Leider ist die Wahrheit, dass ich bereits vier Mal unterlag – drei Mal waren es Männer und einmal eine sehr schöne Frau.“
Wie er einst gegen Irene Adler verlor, ist in ’Ein Skandal in Böhmen’ nachzuhören (Kritik siehe hier). Doch Openshaw hält das in Anbetracht der Erfolge für eine verschmerzende Quote. Zumal er dringend Hilfe benötigt. Sein Onkel Elias und sein Vater Joseph (gesprochen von Max Schautzer, der vor allem als Fernseh-Moderator von unter anderem ’Pleiten, Pech und Pannen’ bekannt ist) sind vor Kurzem beide ums Leben gekommen, nachdem sie je eine Nachricht mit fünf Orangenkernen erhalten hatten. Und nun hat er selbst eine solche Zusendung erhalten. Hier geht es also im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod. Wird Holmes es schaffen oder eine fünfte Niederlage erringen?
Blauer Samt? Oder grüner Samt gefällig? Wie wäre es mit ’Normaler Samt’? Der inzwischen in Berlin lebende Rapper Audio88 erklärt auf dem Track ’Schmutzige Rapper’ witzig und ironisch, wie das neue Werk mit Yassin neben diesen beiden zuerst genannten Alben von Torch und Marteria eingeordnet werden sollte: „Yassin ist der beste Rapper, den ich kenne./ Abgesehen von Torch, denn der ist 'ne Legende./ Über alles erhaben, hat Hip-Hop erfunden./ Hielt den Untergrund unten, doch unser Samt ist normaler.“
Zur Crew gehören neben den beiden Namensgebern übrigens im Grunde noch DJ Breaque und Produzent Torky Tork, der sich nur ab und zu Hilfe geholt hat wie zum Beispiel von Suff Daddy beim schon erwähnten ’Schmutzige Rapper’. Beim etwas gesellschaftskritischeren ’Täter oder Opfer’ ist dann noch Enoq dabei. Weitere Unterstützung gab es unter anderem von grim104, Döll und Tua, der zu dem mit Mädness aufgenommenen ’Taschentuch’ zusätzlichen Gesang beigesteuert hat. Dass zum Glück nicht nur sie gleichzeitig HipHop und Spaß verstehen, zeigte der Chartseinstieg auf Platz 22. Normaler Erfolg, würde ich sagen!
Mit 'FM' feiern The Skints aus London auf ihrem dritten Album, dessen Titel ausgeschrieben für 'Frequency Murderation' steht, die Radiokultur. Passend zum Konzept schlüpfen dafür ihre Gesangsgäste Tippa Irie, Rival und Horseman auch in die Rollen von den dazugehörigen Moderatoren, um zwischen den Songs ihre Ansagen zu machen. Die Mischung aus Reggae, Rocksteady und artverwandten Spielarten lassen die Sonne im Herzen aufgehen, zumal sich männlicher und weiblicher Gesang gut die Waage halten.
Mal übernimmt Gitarrist Joshua Waters Rudge hauptsächlich die Vocals, mal Keyboarderin Marcia Richards. Alles entspannt groovend von Bassist Jonathan Doyle und Schlagzeuger Jamie Kyriakides untermalt. Veröffentlicht wird das Ganze von 'Easy Star Records', die kurz davor schon New Kingston raus gebracht haben (Kritik hier). Mit dem Cover 'My War' wird Blag Flag Tribut gezollt, als Single feiert dagegen 'This Town' ihre Heimatstadt. Und genau dieser Sound ist es, der irgendwie genau nach dieser Herkunft klingt. Da bekommen auf jeden Fall alle gute Laune, die ihre Empfänger auf diese Welle einstellen.
Der Wiener Musiker Tombo fasst mit dem Titel des neuen Albums seinen Stil ganz treffend zusammen. Hier gibt es ein ’Raggamuffin Brass Orchestra’ zu hören. Auf seinem Debütalbum ’Eins’ klang das 2013 auch schon an. Dort wirkten übrigens noch Mellow Mark bei ’Kein Partysong’ und Ganjaman bei ’Mercy’ mit. Diesmal hat Tombo aber vollständig auf Gastsänger verzichtet. Und darauf, nach ’Eins’ einfach weiterzuzählen.
Was auch etwas schwer fällt, da er letztes Jahr noch die EP ’Raggamuffin Sounds in der Discostadt’ (mit Unterstützung von unter anderem dem Kabarettisten Herbert Haider bei ’Reggae Samurai Squad’) sowie eine weitere EP als Tombadour mit Markus Jakisic eingeschoben hat. Wie dem auch sei, gibt es nun Nachschub. Auf zehn Songs tobt sich Tombo von ’Anfang’ bis ’Ende’ aus. Über den wilden Ritt dürfen sich dabei vor allem Dancehall Caballeros freuen.
Nachdem ’Ein Skandal in Böhmen’ gerade noch von Sherlock Holmes verhindert werden konnte, gibt ihm nun Mr. Wilson Rätsel auf. Demnach erhielt er erst eine unglaublich gut bezahlte Stelle, die dann plötzlich wieder gekündigt wurde. Weil er nicht weiter weiß, wendet er sich an den bekannten Detektiv.
„Mr. Wilson hat die Freundlichkeit besessen, mich heute aufzusuchen, um mir eine der erstaunlichsten Geschichten zu erzählen, die ich je gehört habe“, erklärt Sherlock Holmes zu Beginn seinem Freund Dr. Watson, als dieser ihn besucht. Der erst vor Kurzem von dem Pfandleiher angestellte Mitarbeiter Vincent Spaulding machte ihn demnach vor einigen Wochen darauf aufmerksam, dass der ’Bund der Rotschöpfe’ eine Stelle zu vergeben hätte.
Beim Vorstellungsgespräch ist Duncan Ross (gesprochen von Erich Ludwig, der auch den Großmaester Pycelle in 'Games of Thrones' synchronisiert) sofort begeistert von der herrlichen Haarpracht des Bewerbers. Ohne zu zögern stellt er den rothaarigen Jabez Wilson (gesprochen von Gudo Hoegel) prompt ein. Für die eher symbolische Tätigkeit, die Encyclopaedia Britannica abzuschreiben, erhält er einen mehr als großzügigen Lohn. Die einzige Bedingung ist, dass er das Gebäude während seiner Arbeitszeit nicht verlässt. Doch er ist gerade mal beim Buchstaben B angelangt, als ihn folgende Nachricht erreicht: „Der Bund der Rotschöpfe ist aufgelöst. 9. Oktober 1890.“
Duncan Ross ist zudem spurlos verschwunden. Bei der Gebäudeverwaltung kennt ihn keiner. Genauso wenig wie den 'Bund der Rotschöpfe'. Da ihn seine eigenen Nachforschungen nicht weiter bringen, wendet sich Mr. Wilson an Sherlock Holmes. Und dieser merkt sofort, dass hier dringend Handlungsbedarf besteht, bevor Schlimmeres passiert...
A league of their own
In kleineren Nebenrollen sind übrigens noch Harald Dietl, Regina Lemnitz und Max Felder zu hören, die alle drei auch im Hörspiel 'Gruselkabinett – 88: Die Affenpfote' mitwirkten (Kritik hier). Interessant ist zudem, dass Arthur Conan Doyle auch eine reale Person in seiner Geschichte erwähnt: Holmes möchte nämlich zum Nachdenken ein Konzert des spanischen Violinenspielers Pablo de Sarasate besuchen.
Das Cover-Bild von Ertugrul Edirne ist übrigens wieder dicht angelehnt an eine Original-Illustration, die Sydney Paget für die Erstausgabe 1891 angefertigt hat. Der Titel ’The Red-Headed League’ wurde dagegen auch schon beispielsweise als ’Der Club der Rothaarigen’ oder ’Die Liga der rothaarigen Männer’ übersetzt.
Fazit: ’Der Bund der Rotschöpfe’ war gerade mal die zweite Geschichte, in der Arthur Conan Doyle seine inzwischen weltberühmte Figur ermitteln ließ. Dennoch enthält sie schon alle Elemente, die den Reiz an Sherlock Holmes ausmachen. Denn wie immer löst er den Fall einzig und allein, in dem er eins und eins zusammenzählt. Wobei das Miträtseln ordentlich Spaß macht, da die Umsetzung durch 'Titania Medien' wieder sehr unterhaltsam geraten ist.
Von 'Sherlock Holmes' gibt nun mal wieder neues Material. Also zumindest neu produziert, denn bei 'Ein Skandal in Böhmen' handelt es sich um eine klassische Geschichte von Sir Arthur Conan Doyle, bei der eine der beliebtesten Nebenfiguren der Krimireihe auftaucht: Irene Adler.
„Für meinen Freund wird sie wohl für immer die Frau bleiben“, berichtet Dr. Watson (gesprochen von Detlef Bierstedt) anfangs. „Nur ausgesprochen selten hörte ich ihn sie bei ihrem Namen nennen. Seiner Meinung nach war sie ein heller Stern am Firmament, der alle anderen Frauen überstrahlte. Allerdings war es keineswegs so, dass er für Irene Adler etwa eine geheime Empfindung hegte, die man Liebe hätte nennen können.“
Trotzdem ist sie es, die Holmes' (gesprochen von Joachim Tennstedt) Interesse weckt. Immerhin besitzt sie das, was der Folge den Titel gibt, wie Dr. Watson richtig bemerkt: „Die Fotografie, die einen Skandal in Böhmen auslösen würde, wenn sie in die falschen Hände gerät.“
Folglich macht sich Holmes für seinen adligen Auftraggeber (gesprochen von Pascal Breuer) aus dem Land, das heutzutage zur Tschechischen Republik gehört, mit einem ausgeklügelten Plan daran, das Corpus delicti von Irene Adler (gesprochen von Traudel Haas) zu beschaffen, bevor es Schaden anrichten kann...
Verliebt, verlobt, verheiratet
Inhaltlich schließt sich Nummer 12 passend dort an, wo die 11 endete. Denn Watson hat Mary Morstan (gesprochen von Janina Sachau, die unter anderem 2010 in 'Nemesis', dem letzten Film mit Ulrich Mühe, mitwirkte) inzwischen geheiratet, nachdem er der jungen Auftraggeberin am Ende von 'Das Zeichen der Vier' seine Liebe gestanden hat.
Der schon vor zehn Jahren von 'Titania Medien' als Krimi-Klassiker produzierte Fall wurde letzten Monat mit neuer Musik abgemischt, re-mastered und zum Sonderpreis in die Holmes-Reihe einsortiert. Genau wie die Doppelfolge Nummer 10 mit dem 'Vampir von Sussex' und drei weiteren Geschichten, die ebenfalls keine der „geheimen Fälle des Meisterdetektivs“ darstellen. So lautete jedenfalls der Untertitel der ersten neun Teile, der sich darauf bezog, dass extra für die Serie von Marc Gruppe neue Abenteuer geschrieben wurden.
Die Cover-Illustration von Ertugrul Edirne erinnert übrigens ein wenig an ein Bild zu 'Ein Skandal in Böhmen' von Sydney Paget (1860-1908), der für viele Holmes-Geschichten zu deren Erstveröffentlichungen seine Zeichnungen beigetragen hat.
Fazit: Nach dieser schönen Geschichte bleibt zu hoffen, dass auch Marc Gruppe wie viele andere Autoren irgendwann noch Mal bei einem der „geheimen Fälle des Meisterdetektivs“ Irene Adler erneut auftreten lässt. Zu wünschen wäre es Holmes – und den Hörern.
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