Erinnert sich noch jemand daran, welche Platten den Soundtrack zum Februar letzten Jahres lieferten? Vielleicht waren es Big Sean, New Kingdom und Fil, die hier im Platten-Sammelsurium vorgestellt wurden. 2014 waren es dagegen möglicherweise Miwata, Pewee, Animal Trainer und Schoolboy Q aus dem Platten-Sammelsurium für den damaligen Februar. Und damit später mal schnell geschaut werden kann, wer im Februar 2016 mit neuem Material um die Ecke kam, folgen hier nun ein paar Kurzkritiken zu unter anderem Sepalot und DJ Vadim.
TÜSN – Schuld (inkl. Schwarzmarkt, Hannibal und mehr)
TÜSN umweht etwas Künstlerisch-Geheimnisvolles. Bilder und Videos sind immer in Schwarz-Weiß gehalten. Die Geschichte und damit die Identitäten der Bandmitglieder werden nicht offensichtlich preisgegeben. Wer ein bisschen aufmerksamer danach schaut, kann aber mehr über Sänger „Snöt“ Fehling und seine Kollegen Tomas Golabski und Daniel Kokavecz herausfinden. Nachdem das Stück ’Schwarzmarkt’ schon Ende 2014 für Aufmerksamkeit sorgte und ihnen letztes Jahr den Platz als Vorgruppe der US-amerikanischen Indie-Rockband The Airborne Toxic Event (siehe hier) und für Marilyn Manson einbrachte, schafften sie es jetzt mit ’Schuld’ auf Platz 74 in den Deutschen Album-Charts.
Und die kommende Tour im März mit Hurts wird vielleicht noch mal für einen Schub sorgen. Vom Sound her passen die britischen Synthie-Popper von den oben genannten Künstlern wahrscheinlich auch am besten zu ihrem eigenen. Mit Chören, Gitarre und Keyboard wird oft ordentlich Pathos erzeugt. ’Humboldt’ eröffnet das Album dabei allerdings überraschend ruhig. Das darauf folgende 'Ewig allein' erinnert schon vom Titel her an Polarkreis 18 und hat eine ähnliche Thematik. Mal rockt das Ganze stärker (’Sturm’), mal weniger wie beim schön getragenen ’Wasser’. ’Ihr liebt mich jetzt’ kann auch gut nach dem tollen ’Heavy Cross’ von The Gossip laufen. An die Klasse von ’Schwarzmarkt’ reicht aber vor allem ’Hannibal’ heran. In den sexuell aufgeladenen Lyrics heißt es da: „Wir wandern/ Über unsere Körper/ Unsere Hände/ Gehen durch fremde Länder/ Keine Grenze/ Die uns vor uns schützt.“
Album seit 12. Februar 2016 erhältlich. Mehr Infos: http://www.tuesn.de
DJ Vadim – Dubcatcher 2 / Wicked Ma Yout (mit u.a. Max Romeo und General Levy)
Neues Jahr, neues Album – das scheint die Arbeitsmaxime von DJ Vadim zu sein. 2014 präsentierte er sich erstmals als ’Dubcatcher’, legte dann letztes Jahr ein Kollabo-Werk namens ’Grow Slow’ mit Sängerin Sena nach und schlüpft nun wieder in sein grünes Superheldenkostüm, um die Fans mit frischen Sounds zu versorgen. Wie der Titel ’Dubcatcher 2’ schon andeutet, geht es hier wieder verstärkt um Reggae, wobei HipHop, Soul, Jungle und so weiter natürlich wie immer in seinen Mix einfließen.
So ist zum Beispiel bei ’Judgement’ neben dem 68-jährigen Roots-Veteran Max Romeo auch der US-amerikanische Rapper Rude Abstract zu hören, während beim treibenden ’Rubberdub Soljah’ der Drum’n’Bass-MC General Levy auf Govenor Tiggy trifft. Für ’Call On Me’ holte Daddy Vad dagegen die Sängerin Eva Lazarus aus Bristol ins Studio, um ihren Soul-Gesang mit den Dancehall-Vibes von Serocee in Kontrast zu setzen. Als Single wurde aber ’Fussin N Fighting’ mit Demolition Man ausgewählt. Der Gast der Stunde ist jedoch Inja aus Cambridge, der bei gleich drei der insgesamt 17 Stücke zu hören ist. Neben den hier genannten Unterstützern sind locker noch mehr als ein gutes Dutzend dabei – und die Musiker sind noch nicht mal mitgerechnet. Bleibt also die spannende Frage, wie DJ Vadim das Ganze bei seinen Deutschland-Gigs im März live rüberbringen wird.
Album seit 19. Februar 2016 erhältlich. Mehr Infos: http://www.djvadim.com
Andy Cooper (von Ugly Duckling) – Room To Breathe
Seit über 20 Jahren rollt Andy Cooper mit seiner Rap-Crew Ugly Duckling durchs HipHop-Universum. Nun beansprucht er etwas ’Room To Breathe’ für sich. Wobei er betont, dass es ihm wohl nicht um die (kurzzeitige) Befreiung aus der Gruppe geht, die uneinschränkt weiter bestehen soll. Dafür spricht auch, dass sein DU-Kollege Young Einstein als Produzent bei ’Do The Charlie Brown’ in Erscheinung tritt. Musikalisch ungewöhnlicher für Andy ist aber das von Jungle Josh das sehr gut elektronisch aufgepimpte 'Ashes To Ashes'. ’Chasing The Funk’, das seinem Namen alle Ehre macht, wurde dagegen überraschenderweise von der Berliner True Beatz Crew produziert. Oder vielleicht ist das auch keine Überraschung, da die LP beim Düsseldorfer Label ’Unique Records’ untergekommen ist.
Etwas überraschend ist dafür noch der Untertitel ’The Free LP’ zu der Platte. Schließlich handelt es sich nicht um ein kostenloses Werk – wie bei der nicht mehr erhältlichen ’The Free EP’, zu der es aber noch Material unter https://uglyduckling.bandcamp.com/ als Free Download gibt (wenn als freiwilliger Preis nichts angegeben wird). Außerdem ist das Ganze kaum ein richtiger Longplayer. Denn enthalten sind leider gerade mal neun Stücke plus einen Remix zu ’Bring It To Me’ von The Allergies aus dem United Kingdom. Dem Spaß tut das aber keinen Abbruch, denn bei dem funky klingenden Soundtrack zum nächsten Treffen der B-Boys and Fly Girls liegt die Würze in der Kürze. Word!
Album seit 26. Februar 2016 erhältlich. Mehr Infos: http://unique-rec.com/
Geronimo Stilton, Herausgeber der 'Neuen Nager Nachrichten', hat ein Problem. Das Konkurrenzblatt von Sally Rattmausen bringt eine Knüller-News nach der anderen raus und lässt ihn damit ziemlich alt aussehen. Aber geht hier alles mit rechten Dingen zu?
Gemeinsam mit seiner Schwester Thea, ihrem eher gemütlichen Cousin Farfalle und den beiden Mäuse-Kindern Benjamin und Pandora macht sich der Mäuserich auf die Suche nach der Wahrheit und kommt dabei dem Geheimnis von Sally und ihrem neuen Top-Reporter Tom Erpel immer mehr auf die Spur. Wobei im Großvater Wilhelm zusätzlich das Leben schwer macht: "Ich habe auch einen Verdacht, nämlich dass du ein verschimmelter Magerquark bist!"
http://www.rowohlt.de/autor/geronimo-stilton.html
Sepalot – Eskapaden Vol. 1 (mit u.a. Ladi6 und KnoR)
Nachdem sich letztes Jahr die HipHop-Crew Blumentopf aufgelöst hat, kann sich deren Produzent und DJ Sepalot nun verstärkt um ’Eskapaden Musik’ kümmern. Label, Management und Booking gibt es dort aus einer Hand, wenn gewünscht. Benannt ist das Ganze nach dem Album ’Eskapaden’, das er 2003 mit Esther Adam aufgenommen hat. Nun hat er als neues Lebenszeichen ’Eskapaden Vol. 1’ dafür zusammengestellt, um mit fünf Liedern einen kleinen Ausschnitt aus dem Portfolio vorzustellen.
KnoR aus Zürich liefert mit ’It’s Happening’ gleich eine schön schwelgende Eröffnung mit eingängigen Synthie-Pop. Danach legt der Meister selbst mit ’Breathe’ nach. Im Remix von WakeUp aus Münster wird allerdings ein Gang runtergeschaltet, so dass der Beat zum Gesang von Cosby-Frontfrau Marie Kobylka etwas schleppender durch die Boxen rollt, dabei aber immer wieder von kleinen Klang-Einsprengseln vorangetrieben wird. ’Diamonds’ von Ladi6 aus Neuseeland, mit der Sepalot unter anderem ’Go Get It’ aufgenommen hat, ist im etwas kräftiger pumpenden Remix von Oddisee enthalten, zu dem der Produzent aus Maryland selbst noch ein paar Zeilen rappt. Im Gegensatz dazu hat Dan Gerous beim Remix zum Titeltrack des letzten Albums ’Pink Flowers’ von Reggae-Singer/Songwriter Martin Jondo den Gesang deutlich reduziert. Abgerundet wird Vol. 1 schließlich von Flo Forg, der mit dem fluffigen Dance-Track ’Son of the Morning’ noch mal unterstreicht, dass Vol. 2 mit Spannung erwartet werden darf.
Digital EP seit 26. Februar 2016 erhältlich. Mehr Infos: http://eskapaden.net/
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