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6. Mai 2019 1 06 /05 /Mai /2019 16:43

„Unterleuten ist ein Gefängnis“, heißt es zu Beginn des Romans von Juli Zeh. In Wirklichkeit ist es das natürlich nicht. Es ist ein fiktives Dorf in Brandenburg. Es war auch schon ein Hörspiel von NDR und RBB*. Bald wird es eine TV-Produktion vom ZDF. Und jetzt ist es gerade ein Theaterstück in Berlin. Ein spannendes. Denn schließlich hat die Autorin laut des ‘Luchterhand‘-Verlags „…einen großen Gesellschaftsroman über die wichtigen Fragen unserer Zeit geschrieben, der sich hochspannend wie ein Thriller liest“!

Plakat zu Unterleuten im Berliner Schillertheater

Die Komödie am Kurfürstendamm zeigt im Schiller Theater den Bestseller in der Bearbeitung des Hans Otto Theaters Potsdam. Die Regie hat nun wie damals wieder Tobias Wellemeyer übernommen. Auch ein Großteil des Personals war schon bei der Aufführung im Frühjahr 2018 dabei und ist mit dem Stoff vertraut. Einen Trailer dazu gibt es hier, der auch von der Komödie am Kurfürstendamm als Einblick in die Vorstellung genutzt wird: https://www.youtube.com/watch?v=_aft2DjlqLo

Dass die Inszenierung fast drei Stunden (inklusive einer Pause) lang ist, macht sich kaum bemerkbar. Schließlich gibt der Streit unter den Dorfbewohnern ein atemberaubendes Tempo vor. Ständig brechen neue Konflikte auf. Beziehungsweise kommen die alten wieder zum Tragen. Schließlich geht es am Ende darum, wer zu den lachenden Gewinnern gehört, die aus einem geplanten Windpark-Projekt ihr Kapital schlagen können ...

Die Abgründe der Vorstadt des Hinterlandes

Die Grundstimmung ist entsprechend aggressiv. Viel zu lachen gibt es nicht. Wenn doch, bleibt es eher im Halse stecken. Wenn der Automechaniker Bodo Schaller (gespielt von Josip Culjak, der als weitere Rolle noch Herrn Pilz von der Vento Direct Investitionsfirma übernimmt) loslegt, gibt es auch schon mal einen Funkenregen. Seinem Nachbarn, dem zugezogenen Vogelschützer Gerhard Fließ (gespielt von Julian Mehne), macht er das Leben schwer.

Wobei Fließ es seinen Mitmenschen auf andere Art und Weise auch nicht leicht macht. Im Namen des Naturschutzes bewirkt er, dass Linda Franzen (Kathrin Hauptmann) mit ihrem Freund Frederik Wachs (Johannes Heinrichs) die Träume von einer größeren Ranch für ihren Hengst Bergamotte umsetzen kann. Den Windpark will er natürlich auch bekämpfen.

Um zu verhindern, dass Franzen das fehlende Teilstück für die Bebauungsfläche verkauft, schmiedet Fließ aber gerne eine Allianz mit ihr. Sie allerdings benötigt auch Hilfe bei der Baugenehmigung durch Rudolf Gombrowski (Dirk Schoedon), den Chef des ortsansässigen Landwirtschaftsbetriebs. Da hilft es natürlich, ihm einen Verkauf in Aussicht zu stellen, damit er den Bau für sich gewinnen kann. Und so spielt hier jeder sein eigenes Spiel …

Die Wahrheit ist irgendwo da draußen ... abhanden gekommen!

Passend zu den egoistischen Intrigen ist das Bühnenbild düster und bedrohlich. Links auf der Bühne ist der „Schrottplatz“ vom Schaller angesiedelt, rechts erinnert das alte Schild vom Konsumladen an die noch immer nicht ganz überwundene Vergangenheit. Die aufgebauten Stämme des finsteren Waldes dazwischen zeigen kein Idyll, sondern werden zur Drohkulisse. Ständig wabern die Nebelschwaden hindurch. Und die zu schützenden Vögel werden nur ausgestopft in Vitrinen ausgestellt.

All das sieht ganz anders aus, als es zum Beispiel die im Roman erwähnte Webseite unter http://vogelschutzbund-unterleuten.de/ mit den Landschaftsbildern und dem Dorf-Foto präsentiert. Aber so bebildert das Stück auf den ersten Blick anschaulich, was Juli Zeh sich als pessimistische Erkenntnis aus der Epoche, in der wir leben, gezogen hat: „Es gibt in Wahrheit keine Gemeinschaft mehr, sondern nur noch eine Summe von Einzelwesen, die ihren Interessen nachgehen.“

‘Unterleuten‘ läuft noch bis 19. Mai 2019 im Berliner Schillertheater. Mehr Infos: https://www.komoedie-berlin.de/produktionen/unterleuten.html#inhalt

* Die Hörspielfassung von der Berliner Regisseurin Judith Lorentz wurde hochkarätig besetzt mit Jaecki Schwarz, Wolfram Koch, Ulrike Krumbiegel, Steffi Kühnert, Axel Prahl und vielen anderen. Anfang des Jahres hat sie den Deutschen Hörbuchpreis 2019 für ‘Das beste Hörbuch‘ gewonnen. Das mehrteilige Hörspiel ist hier als Free Download erhältlich (Link öffnet in neuem Fenster): https://www.ndr.de/kultur/radiokunst/Hoerbuchpreis-fuer-NDR-Koproduktion-Unterleuten,unterleuten106.html

Nicht nur der Automechaniker (Josip Culjak), die Pferdenärrin (Kathrin Hauptmann) und der Landwirt (Dirk Schoedon) sorgen in Unterleuten für Nachbarschaftsterror (Fotografin: Franziska Strauss)
Nicht nur der Automechaniker (Josip Culjak), die Pferdenärrin (Kathrin Hauptmann) und der Landwirt (Dirk Schoedon) sorgen in Unterleuten für Nachbarschaftsterror (Fotografin: Franziska Strauss)
Nicht nur der Automechaniker (Josip Culjak), die Pferdenärrin (Kathrin Hauptmann) und der Landwirt (Dirk Schoedon) sorgen in Unterleuten für Nachbarschaftsterror (Fotografin: Franziska Strauss)

Nicht nur der Automechaniker (Josip Culjak), die Pferdenärrin (Kathrin Hauptmann) und der Landwirt (Dirk Schoedon) sorgen in Unterleuten für Nachbarschaftsterror (Fotografin: Franziska Strauss)

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25. April 2019 4 25 /04 /April /2019 23:10

Max Goldt liest. Also er liest vor. Und das anscheinend sehr gerne. Immerhin stehen dieses Jahr noch über 30 Lesungen von ihm an (Termine siehe unten). Zudem schreibt er gerne. Nehme ich an. Immerhin liest er ja seine eigenen Texte. Die er nun seit mehr als 30 Jahren in Buchform veröffentlicht. Und dass es oftmals noch mehr Spaß macht, ihn zu hören, als ihn zu lesen, bestätigte er mal wieder am 23. April 2019 bei seinem Gastspiel im Berliner Schlosspark Theater.

Plakat "Max Goldt liest"

Mit einem Füllhorn an Texten ausgestattet konnte Max Goldt in dieser Lesung einerseits auf Älteres zurückgreifen – wie etwa einer Geschichte aus der Buchveröffentlichung 'Ä' von 1997 mit dem etwas schwerverdaulichen Titel 'Besser als Halme: Blutmagen, grob' und der darin enthaltenen Passage über das Fotografieren – und andererseits neue „Absurditäten des Alltags“ genussvoll „sezieren“, die ihm letztes Jahr aufgefallen sind.

'Nein zum Masermontag' ist zum Beispiel schon etwas älter, aber trotzdem in dem bisher letzten Werk aus dem Rowohlt-Verlag enthalten: 'Lippen abwischen und lächeln – Die prachtvollsten Texte 2003 bis 2014'. Das Thema ist dennoch aktuell, auch wenn es gar nicht um Masern geht, sondern um einen zusätzlichen Feiertag.

Es gab aber auch richtig Neues zu hören. So präsentierte er aus dem zuletzt veröffentlichten Hörbuch 'Weltstars im Nadelwald' (Hörbuch Hamburg) seine Analyse zu 'Morrissey vs. Der Spiegel'. Wobei es ihm weniger darum ging, die Auseinandersetzung der beiden Parteien nach der Veröffentlichung eines Interviews mit dem britischen Sänger im November 2017 aufzuwärmen.

Vielmehr interessierte ihn daran unter anderem die Tatsache, dass eine Dame dafür verantwortlich war, die nach Einschätzung des Online-Magazins Laut.de in „teilweise erschreckend bescheidenem Unterstufenenglisch [ihre] Fragen formuliert“ hat. Dafür hat er sogar eigenhändig einen winzigen Auszug aus der Audiodatei davon transkribiert, um den inflationären Gebrauch des Wortes „like“ zu dokumentieren. Also: I like!

Überhaupt ist ja Sprachkritik ein Steckenpferd von Max Goldt, der in der Lesung auch mit einem Text darauf hingewiesen hat, dass es schon einen Unterschied macht, ob eine Person vom grauen Winterhimmel deprimiert oder depressiv sei. Aber wie dem auch sei: Lachen ist bekanntlich die beste Medizin. Und Max Goldt kann dabei ganz gut helfen!

Mehr Infos: https://tomprodukt.de/kuenstler/max-goldt/

Max Goldt live und in Farbe 2019:

  • 10.05. Neubrandenburg, Marstall
  • 19.05. Marbach, Literaturarchiv
  • 20.05. Marburg, Waggonhalle
  • 04.06. München, Kammerspiele
  • 15.06. Berlin, Heimathafen
  • 28.06. Chemnitz, Tietz
  • 28.08. Berlin, Theater im Pfefferberg
  • 26.09. Paderborn, Deelenhaus
  • 27.09. Melle, Kulturwerkstatt Buer
  • 28.09. Brühl, Galerie am Schloss
  • 06.10. Storkow, Burg Storkow
  • 11.10. Insel Rügen, Kunstscheune Vaschvitz
  • 15.10. Erfurt, Franz Mehlhose
  • 16.10. Annaberg-Buchholz, Alte Brauerei
  • 23.10. Kassel, Schlachthof
  • 24.10. Soest, Alter Schlachthof
  • 25.10. Bremerhaven, Capitiol
  • 26.10. Kiel, Kulturforum
  • 02.11. Wolfsburg, Hallenbad
  • 13.11. Eupen (Belgien), Jünglingshaus
  • 14.11. Essen, Zeche Carl
  • 15.11. Köln, Comedia
  • 27.11. Mannheim, Alte Feuerwache
  • 28.11. Rottenburg, Kino im Waldhorn
  • 29.11. Gersthofen, Ballonmuseum
  • 02.12. Berlin, Heimathafen
  • 16.12. Düsseldorf, Zakk
  • 17.12. Bremen, Theater am Leibnizplatz
  • 18.12. Frankfurt, Mousonturm
  • 19.12. Frankfurt, Mousonturm
  • 20.12. Freiburg, E-Werk
  • 27.12. Hannover, Pavillon
  • 28.12. Nürnberg, Hubertussaal

Hier noch ein offizieller Ausschnitt aus einer früheren Lesung mit 'Nein zum Masermontag':

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29. Mai 2018 2 29 /05 /Mai /2018 09:01

In ein paar Wochen ist es soweit. Der Jahrestag meines ersten Tweets bei Twitter nährt sich. Spaß macht's nach all den Jahren immer noch. Und ab und zu habe ich auch eine gute Idee, was ich da noch machen könnte. Letztens habe ich meinen Namen in "I love it when they call me Big Poppy" umgeändert. Ob diese Idee zu den guten gehört?

Twitter-Profil von Popshot im Mai 2018

„Ich weiß noch genau, wie das alles begann“, rappte Torch 1993 beim Song ’Kapitel 1’ auf dem HipHop-Sampler ’Alte Schule’. Aber wenn ich selbst zurückblicke, muss ich eher an DCS denken und mit ihrer Single von 1996 sagen: „Wie war das nochmal?“

Bei Twitter gibt es zum Glück noch die Möglichkeit, in der Timeline bis ganz zum Anfang zurückzugehen. Und siehe da, mein erster Tweet war am 14. Juli 2012 zum Album ’Stille’ von Chima. Seitdem ist viel passiert. Zum Beispiel hat die Sängerin Lary ihren Account von @LarissaSirah zu @larypoppins geändert, siehe: http://larysays.com/blog/rip-larissasirah

Meine bisher erfolgreichsten Tweets waren übrigens der über den amerikanischen Rapper P.O.S und den Film 'Northmen' mit jeweils mehreren tausend Klicks – wer weiß, ob das noch zu toppen geht? Das beste Thema 2018 war jedenfalls bisher der 'Gratis Comic Tag'.

Wer Lust hat, mir zu folgen, findet mich nach wie vor unter: https://twitter.com/PopshotOverBlog/

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1. Juli 2016 5 01 /07 /Juli /2016 10:13

Nach Stationen in München, Berlin, Lübeck und Mannheim gastiert die Ausstellung 'Faces Behind The Voices' gerade noch im Frankfurter Hauptbahnhof. Das Projekt des Fotografen Marco Justus Schöler stellt die Gesichter der bekanntesten Synchronstimmen Deutschlands vor.

Cover von Faces Behind The VoicesDie spannende Frage an die Besucher: Wen erkennen sie? Zu sehen sind unter anderem – wenn ich das selbst richtig gesehen habe – Santiago Ziesmer ("SpongeBob"), David Nathan, Dietmar Wunder, Martin Keßler, Manfred Lehmann und Gerrit Schmidt-Foß. Wenn ihr sehen wollt, bei welchen Produktionen sie unter anderem schon zu hören waren, gerne einfach unten auf die Tags der einzelnen Namen klicken und damit die jeweilige Übersicht der hier zu findenden Kritiken aufrufen.

Im Verlag seltmann+söhne ist zudem ein interaktiver Bildband zu der multimedialen Ausstellungstour veröffentlicht worden.

Mehr Infos unter: http://www.facesbehindthevoices.de

Faces Behind The Voices auf Tour 2016:

  • 5.-13.7. Frankfurt, Hauptbahnhof
  • 18.-28.6. Kiel, Hauptbahnhof
  • weitere Termine im August folgen

 

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9. Mai 2015 6 09 /05 /Mai /2015 12:06

Nach einem gelungenen Debüt im letzten Jahr geht das Berliner XJAZZ Festival nun in die zweite Runde. Bei der Vielzahl an Auftritten muss da natürlich das Publikum selbst entscheiden, welche Show besucht werden soll. Und meine Wahl fiel auf das DJ-Set von Jazzanova und den Gig von Jacques Palminger.

Logo XJAZZ 2015Seit einigen Monaten finden die 'Beatport Friday Warm Ups' im Prinz Charles (Prinzenstr. 85F) bei freiem Eintritt ab 20 Uhr statt. Nach Auftritten von zum Beispiel Baaz, Finn Johanssen und Redshape gab es nun die Gelegenheit im Rahmen des XJAZZ Festivals die international bekannten DJs von Jazzanova im Einsatz hinter den Plattentellern zu erleben – oder jedenfalls zumindest drei des etwas größeren Kollektivs. Zum Eingrooven auf den später folgenden Louie Vega in derselben Location oder den weiteren Veranstaltungen an anderer Stelle war der Mix bestens geeignet.

Trotz der diversen Konkurrenzveranstaltungen des Festivals erschien der Privatclub (Skalitzer Str. 85-86) zum Auftritt von Jacques Palminger auf jeden Fall gut gefüllt. Erste Entdeckung im Vergleich zum Ankündigungsbild im Programmheft: Der Bart ist ab. Jedenfalls halb, denn der gepflegt auftretende Bandleader trägt jetzt (wieder) Schnurrbart. Gleich zu Beginn kündigt er freudig wie der Moderator eines privaten Radiosenders „1 Stunde Powerplay“ an. Dabei ist nicht ganz klar, ob die Begrenzung auf diese Länge durch den Zeitplan des Festivals oder die bisher einzige Platte 'Jzz & Lyrk' und damit auf kaum mehr Material festgelegt ist.

Unklar ist auch, warum seine nach dem Standardkammerton benannte Begleitband immer noch 440 Hz Trio heißt, da ja neben Pianist Richard von der Schulenburg (früher bei Die Sterne), Bassist John Raphael Burgess (früher bei JaKönigJa) und Schlagzeuger Olve Strelow, der für 'Que reste-t-il' den Refrain singt, auch als ziemlich feste Bestandteile Sängerin Lydia Schmidt und Vibraphonist Jan Heinemann beteiligt sind.

Blei – die neue Leichtigkeit des Jzz

Was das Konzert zusätzlich gegenüber einem Tonträger überlegen macht, ist die Dramatugie der Show. Ähnlich humorig wie die Songtexte sind nämlich die Ansagen dazwischen, wenn ein Stück schon mal mit „Eins, Zwei, Blei, Vier“ eingezählt wird. Das ist allerdings auch dem angeblichen Sponsoringvertrag mit (dem anscheinend eher im Verborgenen agierenden Global Player) Nordblei geschuldet, wie Jacques Palminger frei heraus erklärt. Hinzu kommt die optische Untermalung des Auftritts, wenn er zum Beispiel wie in den Lyrics von 'Bittermandel & Salat' angekündigt einer plötzlichen Eingebung folgend zu tanzen beginnt.

Jacques Palminger ist eben auch Schauspieler oder besser gesagt Entertainer, wie er schon in einigen Filmen und Theaterstücken wie 'Fahr zur Hölle, Ingo Sachs', dem am 18. November 2011 erstmals am Deutschen Theater Berlin aufgeführten Actionmusical von Studio Braun, gezeigt hat. Es darf also mit Spannung erwartet werden, was als Nächstes folgen wird.

Let's groove on

Was als Nächstes beim XJAZZ Festival folgt, ist dagegen völlig klar. Weiter geht es heute schon ab 16 Uhr im beziehungsweise vor dem Koffain (Skalitzer Str. 82). Dort treten im Rahmen des OFFJazz-Programms das Pit Dahm Trio, Caramelbrown und #Instandboner kostenlos für je etwa eine Stunde auf. Zum Abendprogramm ab 18:30 Uhr in den verschiedenen Clubs gehören dann unter anderem das Mira Mode Orchestra, The Apples aus Tel Aviv und Nightmares on Wax.

Zum Ausklang am Sonntag gibt es ab 12:00 Uhr den Village Market in der Neuen Heimat (Revaler Str. 99, Ecke Dirschauer Str.). Hier gibt es neben viel Streetfood auch noch mehr Musik inklusive einer Jazzy Berlin Jam am Nachmittag. Um 20:00 Uhr findet das finale Konzert des XJAZZ Festivals mit Jose James statt, der unter anderem auch bei 'Upside Down' von Jazzanova zu hören ist. Und da schließt sich dann der Kreis – bis zum nächsten Mal.

XJAZZ Festival noch bis einschließlich 10. Mai 2015. Mehr Infos unter: www.xjazz.net

Das könnte dazu passen:
Jacques Palminger – Mondo Cherry
Jazzanova – Upside Down
Olli Schulz – Feelings aus der Asche
Die Sterne – Für Anfänger

Nachtrag am 13. Februar 2016: Jacques Palminger tritt dieses Jahr wieder mit Heinz Strunk und Rocko Schamoni als FRAKTUS auf. Leider nicht beim nächsten XJAZZ, aber hier ...

  • 11.05.2016 Kiel, Pumpe
  • 12.05.2016 Osnabrück, Lagerhalle
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28. September 2014 7 28 /09 /September /2014 22:05

Nachdem er zuletzt fürs Kino beim 'Hai-Alarm im Müggelsee' die Regie des eigenen Filmdrehbuchs übernommen hatte, kehrt Leander Haußmann nun erneut ans Theater zurück. Ausgesucht hat er sich dafür eines der meistgespielten Dramen der deutschen Literatur: 'Woyzeck'. Und das Ergebnis ist sehenswert.

woyzeck-berliner-ensemble-flyer.JPGSehr gelungen ist zum Beispiel der Einfall für die Aufführung am Berliner Ensemble, den einfachen Soldaten Franz Woyzeck (gespielt von Peter Miklusz ) nicht – oder zumindest nicht nur – als Spielball einzelner, gesellschaftlich höhergestellter Individuen zu betrachten.

Stattdessen wird durch das ständige Auftreten eines Platoons, also eines Militärzugs von mehreren Dutzend Soldaten, auch Druck durch Gruppenzwang aufgebaut. Das gibt es im Original von George Büchner nicht.

woyzeck-berliner-ensemble-plakat.JPGOriginell umgesetzt ist als weiteres Beispiel auch die Szene, in der Woyzecks Freundin Marie Zickwolf (gespielt von Johanna Griebel) ihm untreu wird, im Zelt des schmucken Tambourmajors verschwindet und Fisimatenten macht. Das passt doch zur weit verbreiteten Herleitung dieses Wortes, dass es dem französischen Ausspruch Visitez ma tente“ entsprechen könnte.

Ape-o-calypse now

woyzeck-berliner-ensemble-szene.JPGÜberhaupt scheint es Haußmann Freude bereitet zu haben, 'Woyzeck' (auch) als Kritik an militärischen (Un-)Gepflogenheiten zu verstehen. Der vom Doktor (hier weiblich besetzt mit Traute Hoess) für die Untersuchungen an Woyzeck angeordnete Erbsenbrei wird bei Haußmann dem Versuchskaninchen von Kameraden quasi eingetrichtert.

Außerdem stellt Haußmann auch schon mal einen Affen in Uniform zu den anderen Soldaten. Das passt zum Vortrag des Ausrufers aus der 3. Szene Büchners, der wortreich die Attraktionen eines Jahrmarkts ankündigt: „Der Aff' ist schon ein Soldat, 's ist noch nit viel, unterst Stuf von menschliche Geschlecht!“

Haußmann nimmt sich aber auch unter anderem die Freiheit, die nach dem Tod Büchners erarbeitete Reihenfolge der Textfragmente zu ändern. Die so genannte 'Rasierszene' wird viel später eingebaut, die als 19. Szene einsortierte „Märchenstunde“ mit der Großmutter setzt er – soviel sei verraten – als eine Art letzte Traumsequenz ganz ans Ende des Stücks.

Fazit: Auch wenn vielleicht nicht alle Ideen bei seiner Inszenierung des Dramenfragments ganz zünden, schafft der 55-jährige Regisseur auf jeden Fall viele überzeugende Bilder. Vielleicht hätte es dem Ganzen gut getan, auf einige groteske Einfälle zu verzichten. Insgesamt ist Leander Haußmann aber eine unterhaltsame Umsetzung gelungen.

Mehr Infos unter: http://www.berliner-ensemble.de/repertoire/titel/101/woyzeck

Das könnte dazu passen:
Bernhard Schlink – Lesung im Berliner Ensemble
Leander Haußmann & Sven Regener – Hai-Alarm am Müggelsee
George Büchner – Woyzeck (Hörspiel)

'Woyzeck' live und in Farbe 2014:
20., 26. und 27. Oktober im Berliner Ensemble

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14. September 2014 7 14 /09 /September /2014 21:57

Anfang September eroberte 'Die Frau auf der Treppe' von Bernhard Schlink die Top-Position auf der Bestseller-Liste 'Belletristik' des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel'. Ein paar Tage danach stellte der Autor in einer Lesung und im Gespräch mit Thea Dorn den Roman im Berliner Ensemble vor.

bernhard-schlink-liest-die-frau-auf-der-treppe.JPGDer im Barockstil ausgeschmückte Saal des denkmalgeschützten Gebäudes bot natürlich einen schönen Rahmen für diese Buchpremiere. Schriftstellerin Thea Dorn bemerkte in Bezug auf 'Die Frau auf der Treppe' nämlich unter anderem, dass der Roman die barocke Idee der Vanitas, also der Vorstellung des Vergänglichen, für die heutige Zeit ungewöhnlich genau beschreibt. Schließlich werden Krankheit und Tod oftmals lieber ausgeblendet.

Ebenso erinnerte die ehemalige Moderatorin der SWR-Sendung 'Lesenswert' (vormals 'Literatur im Foyer') in ihren Überlegungen an Mozarts 'Zauberflöte'. In Bezug auf die Hauptfigur meinte sie, dass diese sich wie der junge Prinz Tamino durch ein Bild in die Angebetete verliebt. Der Vergleich ist durchaus denkbar.

Hätte Schlink eine Oper geschrieben, hätte er dem Ich-Erzähler auch folgende Worte in den Mund legen können: „Dies Bildnis ist bezaubernd schön, wie noch kein Auge je geseh’n!/ Ich fühl’ es, wie dies Götterbild mein Herz mit neuer Regung füllt./ Dies Etwas kann ich zwar nicht nennen! Doch fühl’ ich hier wie Feuer brennen./ Soll die Empfindung Liebe sein? Ja, ja! die Liebe ist’s allein.“

Im Gespräch erzählte Bernhard Schlink, wie er drauf kam, seine Geschichte in Australien spielen zu lassen. Als er vor Jahren in Sydney unterrichtete, sah er in einer Ausstellung 'Ema. Akt auf einer Treppe' von Gerhard Richter. Trotzdem ging es ihm bei 'Die Frau auf der Treppe' nie um das Bild an sich, sondern viel mehr darum, wie seine Figuren miteinander agieren und ihr bisheriges Leben reflektieren. Ein „Coming to age“-Roman, sozusagen.

Fazit: Die Lesung und das Interview bei dieser Buchpremiere haben ihr Ziel erreicht. Sie haben gezeigt, dass 'Die Frau auf der Treppe' nicht nur kurzweilige Unterhaltung bietet. Wer will, kann hier und da auch herrlich ins Interpretieren kommen.

Das könnte dazu passen:
Bernhard Schlink – Die Frau auf der Treppe (Buch-Kritik)
George Büchner – Woyzeck (Hörspiel)
Max Goldt – Bericht zur Lesung (27.03.2014 in Potsdam)

Der Rest-September im Berliner Ensemble live und in Farbe 2014:
17.9. 'Deins & Done' von Meret Becker & Buddy Sacher *** 18./20./21.9. 'Quartett' von Heiner Müller *** 19./23./27.9. 'Woyzeck' von George Büchner *** 21.9. 'Warten auf der Gegenschräge' von Heiner Müller *** 22.9. 'Der Babylon-Blues' von George Tabori *** 24.9. 'Kafka. Die frühen Jahre' von Reiner Stach *** 25./26.9. 'Das letzte Band' von Samuel Beckett *** 28.9. 'Untergang des Egoisten Johann Fatzer' von Berthold Brecht *** 29.9. 'Andorra' von Max Frisch *** 30.9. 'Kafkas Prozeß' von Jutta Ferbers (Textfassung)

Mehr Infos unter: http://www.berliner-ensemble.de

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1. April 2014 2 01 /04 /April /2014 20:41

Wenn Max Goldt zur Lesung lädt, ist nie ganz klar, was die Zuschauer genau erwartet. Also jetzt nicht unbedingt optisch oder was die Umsetzung der Lesung an sich angeht, sondern viel mehr, welche Texte aus dem reichlichen OEuvre des Autoren zu Gehör gebracht werden. Und so reichte beim Auftritt in Potsdam unter dem Motto „Schade um die schöne Verschwendung“ die Bandbreite auch von gut 20 Jahre altem Material bis hin zum neuesten heißen Scheiß (Verzeihung!) in Form von bisher Unveröffentlichtem.

cover-goldt-chefin.jpgEröffnet wurde der Abend mit ’Lippen abwischen und lächeln’. Abgesehen davon, dass das ein immer guter Rat ist, handelt es sich dabei zudem um einen sprachkritischen Text aus dem Titanic-Magazin beziehungsweise der später veröffentlichten Sammlung ’Ein Buch namens Zimbo’, der unter anderem die heutzutage unverhältnismäßig häufige Verwendung der Begriffe „lecker“ und „von daher“ untersuchte. Von daher schon mal ein lecker Einstieg.

Max Goldt lässt es sich aber auch nicht nehmen, mal ein wenig zu singen. Also nun nicht gerade vielleicht ganze Lieder, aber zumindest ansatzweise, wenn es eben passt. Immerhin ist er ja auch mit seiner Band Foyer des Arts dereinst nach Veröffentlichung der Platte 'Von Bullerbü nach Babylon'  in den frühen Achtzigern in der 'ZDF Hitparade' mit Moderator Dieter Thomas Heck (ungewollt) aufgetreten.

max-goldt-plakat.JPGJedenfalls stimmt er beim Thema „Warmduscher“ jetzt schon mal ’Kaltes klares Wasser’ von der Berliner All-Girl-Band Malaria! oder in Erinnerung an einen preußischen Nachmittag mit Blandine Ebinger ’Das Currendemädchen’ von Friedrich Hollaender an, das gerade auch von Dagmar Manzel auf der CD ’MenschensKind’ veröffentlicht wurde und unter anderem in der Komischen Oper Berlin aufgeführt wird.

Von Bullerbü nach Bilderbürgertum

max-goldt-liest.JPGIn eine ganz andere Richtung entführen dagegen seine Auszüge aus ’Gattin aus Holzabfällen’, das im Untertitel „Mit Texten versehene Bilder“ heißt. Entgegen der Vorstellung, dass dies beim Vortrag voraussetzen würde, diese Bilder auch in irgendeiner Art und Weise zu zeigen, beschreibt Max Goldt sie lediglich. Ohne dem hochverehrten Autoren unterstellen zu wollen, dass dies aus der Bequemlichkeit heraus geschieht, keinen wohlsortieren Diaprojektor mit sich führen zu müssen, wäre ein solcher doch ein probates Mittel, um die Darbietung noch um eine zusätzliche Dimension zu erweitern.

cover-goldt-gattin.jpgUnter http://www.rowohlt.de/fm/131/Gattin_aus.pdf gibt es aber eine Leseprobe, wo zumindest auf Seite 7 eines der vorgestellten Bilder zu sehen ist. Also vor Besuch einer der kommenden Lesungen unter dem Titel ’Schade um die schöne Verschwendung’ vielleicht ausdrucken und die Begleitung damit beeindrucken, wie viel eine gute Vorbereitung ausmachen kann.

Oder noch besser das Buch vorab kaufen und alle Bilder dann passend während der Lesung nachschlagen. Vorteil wäre, dass gleich was zum Signieren vorhanden ist, falls der Autor anschließend dazu bereit ist. Was aus eigener Erfahrung bejaht werden kann.

Fazit: Am Ende kann ich es mir nicht nehmen lassen, die Lesung wenigstens mit einem Zitat aus ’Die Chefin verzichtet’ als „...eine Riesenparty zu deklarieren, die mit einem Feuerwerk gekrönt zu werden verdient“ hätte. Leider hatte ich keine entsprechenden Bengalos dabei.

’Die Chefin verzichtet’ ist seit 1. April 2014 als Taschenbuch im Handel erhältlich.

Mehr Informationen unter: http://www.rowohlt.de/autor/Max_Goldt.7041.html

Das könnte dazu passen:
Sven Regener & Leander Haußmann - Hai-Alarm am Müggelsee (Hörbuch)
Dieter Moor – Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Max Goldt live und in Farbe 2014: 02.04. Tübingen – Landestheater *** 03.04. Stuttgart – Theaterhaus *** 04.04. Fulda – Aula der Alten Universität *** 09.04. Wien (A) – Rabenhoftheater *** 10.04. Graz (A) – Literaturhaus *** 11.04. Linz (A) – Posthof *** 12.04. Landshut – Kleines Theater *** 13.05. Köln – Comedia *** 14.05. Düsseldorf – Zakk *** 15.05. Magdeburg – Moritzhof *** 18.05. Bad Vilbel – Theater Alte Mühle *** 19.05. Würzburg – Saalbau Luisengarten *** 20.05. München – Volkstheater *** 21.05. Ingolstadt – Stadttheater Kleines Haus *** 22.05. Rüsselsheim – Das Rind *** 05.06. Berlin – Heimathafen > Weitere Termine bis Februar 2015 hier: http://www.tomprodukt.de/tourplan/aktuell/max-goldt#max-goldt

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24. März 2014 1 24 /03 /März /2014 17:45

Miwata – wer ist das denn? „Auf deutsch ist es der Typ mit dem Wasser./ Vom Planeten Peace beschießt er alle Hasser“, erklärt der Reggaesänger selbst in einem seiner Stücke. In Wirklichkeit ist er Anfang der Neunziger in Heidelberg geboren, lebt inzwischen in Karlsruhe und veröffentlicht auf dem Label der ’Jugglerz’ aus Stuttgart. Was nichts daran ändert, dass der Junge mit seiner Liebe für Offbeats und seinem Flow für eine Welle der Begeisterung sorgt.

miwata-live.jpgIn der Leserpoll 2013 des ’Riddim’-Magazins wurde Miwata zum „besten nationalen Newcomer“ gewählt und sein Liebeslied ’Magie’ schaffte es bis auf Platz 4 der „besten nationalen Tunes“. Folglich durfte das Stück mit seinem liebenswerten Songtext auch an diesem Abend nicht fehlen: „Seit dem ersten Augenblick war’s Magie./ Sie sah mich nur an und ich war verliebt./ Obwohl ich fast schon glaubte, dass es diese Frau nicht gibt.“

Eröffnet wurde die Soundshow, bei dem ihn Lou Large von den Grooving Smokers unterstützte, im Berliner Yaam am 22. März 2014 allerdings passend mit ’Darum bin ich hier’. Damit beginnt er auch seine aktuelle ’Neumood EP’ und bereitet perfekt darauf vor, was beim folgenden Auftritt zu erwarten ist: „Wow, wow, Big Ups an die Chiller./ An jeden hier auf’m Dance, ihr seid Killer./ Ich sag, heute Nacht sind wir alle Gewinner./ Was bedeutet, heute ganz ohne Spinner.“

Widerstand zwecklos bei den Killer Tunes

Danach preschte er durch die Tracklists von ’Neumood’ und dem Mixtape ’Auf dem Weg Richtung Sonne’, das noch neben diversen weiteren Free Downloads wie dem Remix zu ’Widerstand’ von Gentleman unter http://www.jugglerz.de/category/downloads/ gratis erhältlich ist. Und bei https://soundcloud.com/rootdown-records/jaqee-miwata-nattyflo-nosliw ist er an der Seite von unter anderem Nosliw, Nattyflow und Jaqee auf dem kostenlosen mp3-Track ’Das Level steigt’ zu hören.

Beim Konzert reichte die Bandbreite von zum Beispiel ’Reggae Dancehall aus Deutschland’, das auf der EP mit Uwe Kaa und Nikitaman aufgenommen wurde und deren Parts hier leider nur als Playbacks abgespielt werden konnten, über das sehr schöne ’Verbring mit mir diesen Tag’ bis hin zu den sozialkritischen Lyrics von ’Kleine Details’. Somit dürfte für alle, die den Sound mögen, was Passendes dabei gewesen sein.

Fazit: Miwata überzeugt nicht nur mit seinen sehr gelungenen Produktionen, sondern schafft es auch live zu punkten. Während ihn die Reggae-Fans ja schon auf dem Schirm haben, wird er wohl jenseits der Genre-Grenzen noch völlig unbekannt sein. Aber das dürfte sich schnell ändern, wenn er so stark weiter macht.

EP seit 14. Februar 2014 im Handel erhältlich.

Mehr Infos unter: http://www.miwata.de

Das könnte dazu passen:
Miwata – Neumood EP
Iriepathie – Aufwiederhören
Sebastian Sturm & Exile Airline – A Grand Day Out
Stromae – Konzertbericht vom 18.02. aus Berlin

Miwata (Soundshows) live und in Farbe 2014: 18.04. Stuttgart – Zollamt *** 19.04. Mannheim – Rude 7 *** 20.04. Wuppertal – U-Club *** 31.05. Weissenburg – Heimspielfestival *** 28.06. Heilbronn – Mobilat Club *** 12.07. Burtenbach – Sunrise Reggae & Ska *** 04.10. Memmingen – Gruenes Haus

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19. Februar 2014 3 19 /02 /Februar /2014 21:54

Mit 'Alors On Danse' landete der belgische Musiker Stromae vor gut vier Jahren einen Riesenhit und kletterte nicht nur in seiner Heimat und in Deutschland auf Platz 1. Inzwischen hat er das zweite Album sowie einige erfolgreiche Singles im Gepäck und ist immer wieder gern gesehener Gast in Berlin. Gestern spielte er erneut in der Hauptstadt – und überzeugte durchweg mit seiner gelungenen Show im Astra Kulturhaus!

stromae-cover.jpgEröffnet wurde das Konzert – genau wie das neue Album 'Racine Carrée' – mit dem bereits dem Namen nach feierwütigen 'Ta Fete'. Den spaßigen Dancebeat, den der in Berlin lebende Thomas Azier ('Hylas') mitproduziert hat, haben Stromaes Landsmänner Shameboy ('Heartcore') noch mit Gitarre und Bass aufgepumpt.

Den Party-Vibe führte der Maestro gleich mit 'Batard' weiter – unterstützt mit einer großartigen Licht-Show, die fast schon eine optische Täuschung durch Stroboskop-artige Hell-Dunkel-Wechsel bewirkte. In den Lyrics zum Electro-Sound erklärte er dazu quasi passend, dass er weder das eine noch das andere sei. Er ist, war und bleibt der Übersetzung nach er selbst: „Ni l'un ni l'autre, je suis, j'étais et resterai moi.“

Und dazu gehört, dass er viele Späße macht, aber durchaus auch ernste Themen anspricht. Dazu gehört auch, dass er sich selbstironisch eher uncool mit Pullunder und schlaksigem Tanzstil präsentiert, dabei aber die Konkurrenz locker in den Schatten stellt. Genauso hat er seine Rap-Wurzeln zwar weit hinter sich gelassen, kann diese aber auch bei Bedarf wieder ausgraben.

Danke heißt „Merci“

Ältere Stücke wie 'Peace Or Violence' und 'Te Quiero' durften natürlich nicht fehlen, bevor er zur aktuellen Single 'Tous Les Memes' live eine seiner Lektionen abhielt, in der er wie in unzähligen Videos auf Youtube erklärte, wie sich das Ganze musikalisch aus einzelnen Elementen wie Beat und Bläser-Sektion zusammensetzt, bei der auch Jazztrompeter Bart Maris zu hören ist.

Und wieder ist das Lichtkonzept hervorragend, das wie im offiziellen Clip zu 'Tous Les Memes' männliche und weibliche Facetten in Blau und Rosa ausleuchtet, während sich Stromae dazu ein neues Jackett übergeworfen hat. Das ganze Konzert wird so zu einem Gesamtkunstwerk, bei dem er sich zu den einzelnen Stücken Kostümierung, Videoprojektionen und Choreographien ausgedacht hat. Das muss man gesehen haben.

Für die Liebeskummernummer 'Formidable' entledigte er sich dann der schicken Fliege und gab den trauernden Ex, um sich anschließend für das auf der gleichnamigen Oper von Georges Bizet basierende 'Carmen' in Anzug und Melone zu schmeißen. Seinen zweitgrößten Hit hierzulande, 'Papaoutai', hob er sich dann noch für die Zugabe auf, die mit dem sphärischen Instrumentaltrack 'Merci' beendet wurde.

Fazit: Im ersten Moment scheint es verwunderlich, dass ein Künstler mit französischsprachigen Liedern Erfolg über Landesgrenzen hinaus hat. Aber Stromae schafft es auch, ohne dass er (vollständig) verstanden wird, zu begeistern. Wer jetzt noch keine Karte für eines der Konzerte im Mai hat, sollte schleunigst schauen, noch eine zu bekommen. Lohnt sich allemal!

Mehr Informationen unter: http://www.stromae.net

Das könnte dazu passen:
Parov Stelar – The Art Of Sampling
Herr Sorge – Konzertbericht zum 17.08.13 in Berlin

Stromae live und in Farbe 2014: 14.05. Karlsruhe – Tollhaus *** 15.05. Freiburg – Zäpfle Club in der Rothaus Arena *** 16.05. Münster – Jovel Music Hall *** 19.05. Nürnberg – Löwensaal *** 20.05. Dresden – Alter Schlachthof *** 21.05. Hannover – Capitol

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