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7. Oktober 2008 2 07 /10 /Oktober /2008 11:49

Da sind sie wieder! Drei Jahre nach ’2’ folgt nun ’Auf Zum Atem’. Auf die Charts schielen Zoe Meißner und Tobias Asche aber immer noch nicht. Dafür eckt ihr Power-Pop mit Kritik gegenüber gesellschaftlichen Trends wie LOHAS-Hype und Überwachungsstaat einfach zu stark an. Das Herz schlägt schließlich links!

Gleich mit dem ersten Stück ’Hubschrauber’ zeigt das Duo, dass es noch immer kein Blatt vor den Mund nimmt. Der Beat klopft elektronisch kalt los, Zoe singt mit irgendwie etwas trauriger Stimme dazu und erst spät setzt der krachende Gitarrensound ein. Die Stadt ist im Songtext nicht Heimat, sondern Gefängnis: „Hubschrauber über der Stadt. Hunde schnüffeln dich an./ Kameras glotzen träge, blinzeln nur dann und wann./ Hubschrauber über der Stadt. Staub wirbelt hoch hinauf./ Menschen suchen Deckung, laufen schnell nach Haus.“

Dass den Großteil bei ’Bitte Bitte Bitte’ dann Tobias singt, ist eher ungewöhnlich und auch für meinen Geschmack eher nicht so gelungen. Um ehrlich zu sein, ist mir seine Wiederholung der Zeile „Lass mich, lass mich und jaja – ich komm schon klar.“ im Refrain der Single ’Lass Mich’ fast schon zuviel.

Insgesamt gefällt mir die zweite Single ’Sturzflug’ aber sowieso besser. Die aufgeräumtere Instrumentalisierung und die Lyrics über das sozusagen wortwörtlich umgesetzte Spiel des Lebens machen deutlich mehr Spaß: „Meine eigene schlechte Laune und die Zivilisation – spielen Poker und Mau Mau um meine Karte für den Thron./ Warum spielst du immer wieder. Nur wenn ich es will, wirst du – auch tatsächlich einmal Sieger. Gib es auf, hör mir zu.“

’Mitten In Der Nacht’ erinnert mich dagegen ein bisschen an ’Nur Geträumt’ von Nena. Was nicht negativ gemeint ist, da Spillsbury eindeutig den spannenderen Songtext haben. Sehr schön ist auch ’Grau’ mit der Idee, einen alten Kinderreim melancholisch umzudeuten: „Grau, grau, grau – alles, was ich habe./ Grau, grau, grau – alles, was ich bin./ Grau, grau, grau – mein Herz./ Weil ich im Grau unsichtbar bin.“

Am besten gefällt mir aber ’Irrsinn’, das ordentlich Druck macht, um die Doppelmoral vieler Gutmenschen mit ihrem Lifestyle Of Health And Sustainability (kurz LOHAS) anzugreifen: „Mit dem SUV zum ’Life Earth’, mit dem Flieger nach Berlin./ Biosteaks aus Argentinien, Lebensmittel als Benzin./ Für den Frieden Kriege starten, vor der Wahl gegen die Welt./ Mit Jutetaschen voll Braunkohle, alles anders, danke Geld!“

Fazit: Punkattitüde und Popmelodie - hier kommt zusammen, was gleichzeitig zum Nachdenken und Tanzen einlädt. Hoffentlich feiern Spillsbury damit einen größeren Erfolg als mit '2', damit die Fans nicht noch einmal drei Jahre bis zum Nachschlag warten müssen.

Mehr Infos: http://www.spillsbury.de

CD voraussichtlich ab 10. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Luxuslärm – 1.000 km bis zum Meer
Mia. – Willkommen im Club

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1. Oktober 2008 3 01 /10 /Oktober /2008 15:18

Wie lange musste der kanadische Rapper auf seinen großen Wurf warten? Vor über einem Jahrzehnt veröffentlichte Kardinal Offishall aus Toronto seine Debüt-CD. Seitdem war er gern gesehener Gast bei allen möglichen Produktionen. Nun zahlt sich alles aus. Obwohl ’Not 4 Sale’ genannt, wird ihm dieses Album die Kassen füllen – zu recht!

1997 erscheint sein erstes Album ’Eye & I’ und der Allstars-Track ’Northern Touch’, auf dem noch seine kanadischen Kollegen Rascalz, Choclair, Checkmate und Thrust zu hören sind. 1999 holen ihn die Rascalz noch einmal für das Stück ’Gunnfinga’ ins Studio, während Choclair mit ihm ’S.O.T.’ für seine Scheibe ’Ice Cold’ aufnimmt, für das Kardinal Offishall zudem vier Beats beisteuert.

Darauf folgen Features bei unter anderem Songs von Method Man (auf dem Album ’Tical 0: The Prequel’), Bounty Killer (’The Mystery’), Promoe (’White Man’s Burden’), DJ Whoo Kid (’Canadian Coke’), Pete Rock (’Soul Survivor II’) und Estelle (’Shine’).

Kein Wunder also, dass sich nun seine eigene Gästeliste auf ’Not 4 Sale’ wie ein Who-is-Who der aktuellen Urban Artists liest – von Akon über The Clipse, Rihanna und T-Pain bis hin zu Produktionen von Jake One und Nottz. Eröffnet wird die CD allerdings mit ’Burnt’, einer Kollabo mit Reggaesänger Lindo P von Kardinal Offishalls Crew The Black Jays.

Neben dem Video zu ’Burnt’ gibt es bereits zwei weitere. Das eine Video gehört zum Hit ’Dangerous’, bei dem Kardinal Offishall zusammen mit Akon über seine Traumfrau schwärmt: „I can see it and can’t stop myself from lookin’.
And noticin’ you noticin’ me./ Watch out I seen her type before. That girl is so dangerous.”

Das für ’Set It Off’ zeigt dagegen, wie Kardinal Offishall zusammen mit The Clipse jeden Club zum Brennen bringt. Zu wilden Dancehall-Riddims feiern sich die drei Jungs im Songtext selbst – und Lupe Fiasco: „Superstar Like Lupe.
See me in the Coupe. Hot damn, it's a new day./ I remove the roof as if it's a toupe – to shed light on the jewels, glue on blu-ray.”

Wem der Sound etwas zu aufregend ist, kann aber auch gerne zu ruhigeren Stücken tanzen. Das ’Nina’ enthält Auszüge aus ’My Conversation’ von Slim Smith & The Uniques, das auch schon die kanadische HipHop-Crew Dream Warriors 1990 für ihren Hit ’Ludi’ nutzte.

Bei ’Ill Eagle Alien’ bedient sich der Rapper dann bei ’Englishman in New York’ von Sting, was ja auch schon 1992 bei Shinehead gut funktioniert hat. Für meinen Geschmack aber dann wirklich zu poppig ist das Liebeslied ’Numba 1 (Tide Is High)’ mit Rihanna geraten. Der Untertitel verrät bereits, welches Stück hierfür recycled wird. Dabei ist der altbekannte Refrain einfach ein bisschen zu zuckersüß: „The tide is high but I'm holding on./ I'm gonna be your number one.“

Welche Lyrics Kardinal Offishall aber wirklich wichtig sind, zeigt sich im Booklet. Dort hat er nur zwei Zitate platziert, die dafür aber auch etwas politischer ausgefallen sind: „Fist raised like the Panthers – I spit like my saliva might cure cancer.“
sowie „The ghetto youts are sufferin’. They needin’ a fun day – I’m bleedin’ to see you succedin’ one day.“ (aus ‘Digital Motown’).

Fazit: Kardinal Offishall ist nicht umsonst ein gefeierter HipHop-Star in seiner Heimat. Mit ’Not 4 Sale’ wird er sich nun bestimmt auch weltweit behaupten können. Sein Mix enthält zwar keine überraschenden Zutaten – aber reinknallen tut’s trotzdem!

Mehr Infos: http://www.kardinaloffishall.com

CD voraussichtlich ab 2. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

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Roots Manuva – Slime & Reason
The Game - LAX

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28. September 2008 7 28 /09 /September /2008 22:05

Vor ein paar Monaten, am 3. Juli 2008, saßen Philip Steele und Ben Becker in einem Studio und zündeten eine Kerze an. Sie brennt zum 37. Todestag von Jim Morrison, dem Sänger der Doors, dessen letzte Tage sie zu der Zeit gerade mit dem Hörbuch 'City Of Light' nachzeichnen. Nun kommt drei Monate später das Ergebnis in die Läden.

Die Geschichte beginnt Anfang 1971. The Doors haben ihr letztes Konzert gespielt. Jim Morrison ist das Leben in Los Angeles leid. Lieber folgt er seiner geliebten Pamela nach Paris. Doch der Versuch, ihre Liebe – und sich selbst – wieder zu beleben, läuft nicht ganz so gut. Ein Ausflug nach Spanien und Marokko soll es richten. Aber auch nach dieser Reise entfernen sie sich immer mehr von einander...

Wie es wirklich war, weiß Autor Philip Steele natürlich auch nicht. Er verwebt hier Fakten mit Fiktion, um die Geschichte eines verzweifelten Superstars zu erzählen. Leider trifft er dabei für meinen Geschmack nicht ganz den richtigen Ton. Manchmal versucht er zum Beispiel das Ganze anscheinend geheimnisvoll anonym halten zu wollen und nennt Morrison nicht namentlich, obwohl jeder weiß, wer gemeint ist.

Zwischendurch trägt Steele zudem selber Zeilen von Morrison vor, wobei er immer etwas zu sanft klingt. Vor allem im Vergleich zur rauen Stimme Ben Beckers. Als Erzähler passt er gut, aber den Jim Morrison, damals gerade mal 27 Jahre alt, lässt er damit leider auch etwas alt aussehen.

Fazit: 'Die letzten Tage von Jim Morrison', wie 'City Of Light' im Untertitel heißt, bieten leider weder besonders spannende Ereignisse noch eine besonders starke Entwicklung. Fast vier Stunden plätschert das Ganze dahin, ohne den Hörer wirklich zu berühren.

Mehr Infos: http://www.dg-literatur.de

CD-Box voraussichtlich ab 2. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

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26. September 2008 5 26 /09 /September /2008 09:48

Irgendwo zwischen Evanescence, Die Happy und den Guano Apes würden sich Luxuslärm selber einordnen. Nur mit deutschen Texten halt. Ob die Einschätzung stimmt, kann nun auf dem Debütalbum ’1.000 km bis zum Meer’ kontrolliert werden.

Die Rockballade ’Unsterblich’ wurde immerhin schon mit dem „Deutschen Rock- und Pop-Preis 2008“ als bester Song ausgezeichnet. Wobei dabei eher der Vergleich zu Silbermond in den Sinn kommt. Auch die Lyrics sind dicht an deren ’Endlich’ dran. Darin hieß es damals: „Ich weiß, dass alles irgendwann zerbricht./ Doch im Moment ist das so unwichtig, weil du es nie vergisst./ Weil der Moment es ist, der unsterblich ist.“

Sängerin Janine ’Jini’ Meyer hat allerdings eine rauere Stimme als Stefanie Kloß. Außerdem ist es vielleicht einfach so, dass bei einem Songtext über Unsterblichkeit auch über Geborgenheit und Gefahr gesungen werden muss: „Du kannst mich sehen, wie ich bin – ganz zerbrechlich./ Du siehst mich ungeschminkt. Nur bei dir fühl’ ich mich unsterblich.“

Für den nötigen Druck beim Rock-Sound sind nicht nur Bassist Eugen Urlacher, Gitarrist Henrik Oberbossel, Keyboarder David Rempel und Drummer Jan Zimmer verantwortlich gewesen, sondern auch Götz von Sydow. Als Produzent ist er ja kein Unbekannter, wenn es darum geht, deutschsprachige Künstler im Spannungsfeld zwischen Rock und Pop zu platzieren. Zu seinen bisherigen Kunden zählen unter anderem Laith Al-Deen, Yvonne Catterfeld, DSDS-Zweitplatzierter Mike Leon Grosch und Peter Maffay.

Ein paar schöne Ideen haben Luxuslärm auf jeden Fall auch im Gepäck. Für das Video zum Titeltrack haben sie ein paar Retro-Karren aufgetrieben und die leicht elektronischen Klänge bei ’Was Ist Mit Mir?’ bieten zumindest das Potenzial, um mit einem möglichen Remix mal ganz neue Gefilde zu erkunden. Textlich ist vor allem ’Ja Ja’ noch interessant. Zwar erinnert es vom Ansatz her etwas an ’Mausen’ von Mia, weil es auch um einen kleinen Besserwisser geht, aber witzig ist das Aufgreifen moderner Kommunikationsformen als Ausdruck der Selbstbestätigung: „Jetzt ist er bei MySpace, hat Freunde wie nie./ Doch es könnten noch mehr sein, gleich zeigt er dir wie./ Denn er weiß alles besser, ist unheimlich schlau./ Und irgendwie ist er ’ne ganz arme Sau.“

Fazit: Es ist ja vermutlich so, dass niemand wirklich auf die nächste deutsche Band mit Frontfrau gewartet hat. Und so ungewöhnlich, dass der Hörer erstaunt aufhorcht, sind die Ideen von Luxuslärm auch nicht. Aber davon abgesehen macht das Quintett alles richtig – und mit etwas Glück landen sie dann nächstes Jahr den „Abi-Hit 2009“, wenn die Abschlussfahrt ans Meer führt!

Mehr Infos: http://www.luxuslärm.de

CD voraussichtlich ab 2. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Mia. – Willkommen im Club
The Fiery Furnaces – Remember

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25. September 2008 4 25 /09 /September /2008 14:25

Einst behaupteten Travis beziehungsweise ihr Sänger Francis „Fran“ Healy: „All I want to do is rock“! Das ist gut 12 Jahre her – und es kamen danach die Singles ’Why Does It Always Rain On Me’ und ’Sing’ heraus, die für viele Hörer wahrscheinlich ihren Bezug zu der schottischen Band prägten. Nun wollen Travis wieder rocken – und machen es auf ’Ode To J. Smith’ auch definitiv.

Schon 'Chinese Blues' eröffnet das Album mit einem Sound, zu dem auch Oasis gut posen könnten. Dass das hier keine leichte Sommer-Platte wird, beweisen die Lyrics direkt, in dem ein winterliches Bild aufgefahren wird: „The snow was falling on his shoulders by the side of the road./ And he watched as the lights came on below./ And the children were sleeping./ And the women were weeping./ There was nobody keeping him here.”

Das Titel gebende Stück 'J. Smith', dessen Name bei uns ungefähr Max Mustermann oder Otto Normalverbraucher entspricht, beginnt danach recht funky, geht schließlich in heftigere Gitarrengewitter über und fährt im Mittelteil noch gregorianische Mönchsgesänge oder sowas auf. Da passiert in einem einzigen Song soviel, dass Bassist Dougie Payne das Ergebnis gerne als „Prog Pop“ bezeichnet.

Als Single haben sich Travis für 'Something Anything' entschieden, dessen Gitarren-Solo auch im dazugehörigen Video besonders betont wird – in dem der Gitarrist erst lange zögert, dann aber förmlich über sich hinaus wächst und ungebremst los legt.

Doch keine Angst: Fans der sanfteren Töne werden vor allem von 'Song To Self' begeistert sein, das wieder wahres Ohrwurm-Potenzial in sich hat: „'Im singing a song to myself./ Cause I don't belong any longer./ Just making it up in my head./ This feeling is strong and getting stronger.”

Fazit: Natürlich erfinden sich Travis mit 'Ode To J. Smith' nicht komplett neu, vereinen aber alle Stärken ihres bisherigen Schaffens und befreien sich damit mehr oder weniger von allen Erwartungen, die auf ihnen lasten. Ein schönes Album, das einen jetzt schon gespannt auf den Nachfolger warten lässt.

Mehr Infos: http://www.travisonline.com

CD voraussichtlich ab 26. September 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
The Fiery Furnaces - Remember
Sickboy - Along The Way

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24. September 2008 3 24 /09 /September /2008 16:41

Natürlich muss man von Seeed sprechen, wenn man von Peter Fox spricht. Da kann ich Marcus Staiger, dem Autor eben diesen Satzes und ehemaligen Chef von ’Royal Bunker’, nur zustimmen. Dass es sich aber bei dessen Solo-Werk ’Stadtaffe’ um „nichts Geringeres als die Errettung der Pop-Musik aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit“ handelt, kann ich so nun aber nicht unterschreiben.

Natürlich ist die Idee von Pierre Baigorry alias Enuff alias Pete Fox, seine Musik mit dem Babelsberger Filmorchester einzuspielen, eine tolle Sache. Aber so anders als bei Seeed klingt das Ganze jetzt irgendwie auch nicht. Die aktuelle Single ’Alles Neu’ rockt halt wie gewohnt jede Dancehall, obwohl – oder gerade weil – der Refrain irgendwie etwas abgehackt rüber kommt: „Hey, alles glänzt, so schön neu./ Hey, wenn's dir nicht gefällt, mach neu./ Die Welt mit Staub bedeckt, doch ich will sehen, wo's hingeht./ Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht./ Hey, alles glänzt, so schön neu.“

In eine ähnliche Richtung gehen Tracks wie das ziemlich düstere ’Schwarz Zu Blau’, das sympatische ’Schüttel Deinen Speck’, ’Der Letzte Tag’ und ’Lok Auf 2 Beinen’. ’Kopf Verloren’ macht auch ordentlich Druck, wobei besonders der Stop’n’Go-Rhythmus Spaß macht – genau wie der Songtext: „Mein Höllenschädel raucht und knackt./ Ich brauche ’ne Pause und ich pack das verdammte Ding und schraub es ab./ Die Kugel fällt nach vorn. Kann nichts sehen, bin ohne Ohren./ Ich steh im Dunkeln. Ich hab meinen Kopf verloren.“

’Ich Steine, Du Steine’ könnte auch von Rio Reiser (Ton Steine Scherben) stammen, das etwas ruhigere ’Haus Am See’ erinnert dagegen etwas an eine Mischung aus ’Aufstehn!’ und ’Tag Am Meer’ von den Fantastischen Vier. Ob darauf die Lyrics anspielen sollen? „Ich hab den Tag auf meiner Seite, ich hab Rückenwind./ Ein Frauenchor am Straßenrand, der für mich singt./ Ich lehne mich zurück und guck ins tiefe Blau./ Schließ die Augen und lauf einfach gerade aus./ Und am Ende der Straße steht ein Haus am See./ Orangenbaumblätter liegen auf dem Weg.“

Interessant ist natürlich auch das vielen Fans schon bekannte ’Fieber’. Wobei die Version mit K.I.Z. wirklich abgefahren ist, weil sie das Ganze mal wieder lustigerweise völlig übertreiben. An der Produktion mitgewirkt haben ansonsten noch Monk, J-Luv, DJ Illvibe und Vanessa Mason, die dem (Stadt-)Affen ’Zucker’ gibt. Schön wäre vielleicht noch gewesen, wenn es die eine oder andere Fortsetzung zu früheren Kollaborationen wie mit CPS (’Beedog’), Sido (’Rodeo’) oder Miss Platnum (’Come Marry Me’) gegeben hätte.

Fazit: Wer Seeed mag, kann auch bei Peter Fox ohne zu zögern zugreifen. ’Stadtaffe’ macht einfach mal ziemlich Spaß – aber ob am Ende viel hängen bleibt, ist leider etwas fraglich. Da hat Peter Fox in der Vergangenheit doch schon zwingendere Hits abgeliefert.

Mehr Infos: http://www.peterfox.de

CD voraussichtlich ab 26. September 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Roots Manuva - Slime & Reason
Kimoe - Streben Nach Glück

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23. September 2008 2 23 /09 /September /2008 14:02

Zweimal fast den Echo gewonnen, zweimal fast den Comet, einmal die 1Live-Krone! So zieht Curse im Stück ’Fantastisch’ vom neuen Album ’Freiheit’ eine kleine Bilanz. In ’Gold’ bringt er dann noch einmal auf sehr lustige Art und Weise auf den Punkt, was er mit seinem nächsten Wurf zu erreichen hofft: „Gold, Gold, ich riech Gold./ Rap’s Albert Einstein, das Schwein geht Gold./ Hey – ich weiß, dass ihr mich Gold sehen wollt./ Also ehrt mich mit ’nem kleinen bisschen mehr Erfolg.“

Die Chancen, mit ’Freiheit’ richtig durchzustarten, stehen dabei nicht schlecht. Neben fast schon den üblichen Verdächtigen wie Xavier Naidoo, Patrice und Clueso hat er nämlich auch Künstler für eine Zusammenarbeit gewonnen, die die Tür in den Pop-Mainstream noch besser für ihn aufstoßen könnten.

Auf der gleichnamigen Single ’Freiheit’ – und im dazugehörigen Video – ist Marius Müller-Westernhagen dabei, bei ’Bis Zum Schluss’ Sängerin Stefanie von der Popband Silbermond: „Wir waren beide bei einem Festival gebucht, kamen dabei ins Gespräch und konnten uns gut vorstellen, gemeinsam was aufzunehmen. Ich bin aber gar nicht so sicher, ob das wirklich das Rezept für einen größeren Erfolg ist. Vielleicht erreiche ich jetzt Leute, die vorher noch nie von mir gehört haben. Vielleicht verliere ich aber auch diejenigen, die Silbermond nicht leiden können. Aber wie auch immer – ich mache einfach, was mir gefällt.“

Inhaltlich geht es in dem Songtext von ’Bis Zum Schluss’ darum, dass ein Pärchen um die erloschene Liebe kämpft: „Vielleicht haben wir uns überschätzt. Gehofft, dass aus der Differenz Liebe wächst./ Doch ich weiß nicht, ob das reicht. Wie viel Zeit uns noch bleibt./ Es kommt, wie’s kommen muss. Doch wenn es sein muss, kämpf ich bis zum Schluss.“

Interessant ist auf ’Freiheit’ bei vielen Lyrics aber auch, dass Curse das Thema „Kinder kriegen“ anscheinend zusehends beschäftigt. Eine Strophe von ’Willkommen Zurück’ handelt von einer Frau, die nach einer Fehlgeburt doch noch Mutter wird. ’Lila’ ist dagegen die tragische Geschichte einer verzweifelten Mutter, die ihr Heil erst im Alkohol sucht und dann ihre Kinder ermordet.

Am Offensichtlichsten ist sein Interesse für möglichen Nachwuchs beim schon fast eindeutig betitelten ’Baby’. Darin denkt er darüber nach, was wäre, wenn er Vater würde: „Auch wenn sie sagen: ‚Dreh dich um, wenn du ihn siehst’./ Oder du nicht schauen willst, weil du den Grund dafür nicht siehst./ Ich schreib dir dieses Lied für jeden einzelnen Moment – damit du weißt, dass dein Vater dich liebt.“

Curse kommt halt auch langsam in ein Alter, wo Kinder eine immer wichtige Rolle spielen. Ein eigenes Kind hat er aber noch nicht – und auch die Problematiken, die er in ’Baby’ skizziert, sind rein fiktiv. „Es gibt keine enttäuschte Liebe, die ein Kind von mir fern hält. Jedenfalls weiß ich nichts davon. Aber das Kinder-Thema wird natürlich auch für mich immer interessanter. Ich sehe es ja im Freundeskreis, wie schön es ist, die nächste Generation wachsen zu sehen.“

Fazit: Ohne sich irgendwie absurd zu verbiegen, zielt Curse mit ’Freiheit’ diesmal deutlich auf die Charts. Erwachsene Themen, ausgereifte Songtexte und eine Gästeliste, die für ihn wie der Ritterschlag der deutschen Popszene ist, sollten den Weg zu mehr Erfolg locker ebenen. Und wenn sich das nicht in entsprechenden Auszeichnungen niederschlägt, ist ihm das laut ’Fantastisch’ auch egal: „Auch ohne Gold oder Platin kenne ich meinen Wert!“

 

Mehr Infos: http://www.curse.de

 

CD voraussichtlich ab 26. September 2008 im Handel erhältlich.

 

Das könnte dazu passen:

Kimoe – Streben Nach Glück

Thomas D – Kennzeichen D

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18. September 2008 4 18 /09 /September /2008 22:43

Die Flobots aus Denver ziehen in den Krieg. Für „die gute Sache“. Gegen das System. Neue Helden braucht das Land. 'Fight With Tools' stellt sie vor!

Mit dem Intro 'There's A War Going On For' starten die Rapper Jonny 5 und Brer Rabbit, Violinenspielerin Mackenzie Roberts, Gitarrist Andy Guerrero, Bassist Jesse Walker, Trompeter Joe Ferrone und Schlagzeuger Kenny Ortiz schon mal gut durch. Zu einem Streicher- und militärischen Trommelspiel wird in den gesprochenen Lyrics erklärt, dass eigentlich alle versuchen, in die Köpfe der Leute einzudringen - Medien, Konzerne, Politiker: „There’s a war going on for your mind./ Industry insiders slang test tube babies to corporate crackheads.”

Die im Grunde beste Strophe dieser Warnung wird aber in 'Same Thing' untergebracht. Dort heißt es im Songtext: „There's a war going on for your mind./ Those who seek to occupy it will stop at nothing./ The battlefield is everywhere. There is no sanctuary. There are no civilians./ You have two choices: surrender or enlist.”

Die Flobots wollen anscheinend wirklich was bewegen. Selbst wenn das nur ihr Marketingkonzept so vorsieht, ist der Ansatz gut und wird auch konsequent durchgezogen. Hier noch mal ein Zitat aus dem funky eingespielten 'Same Thing', mit dem sie sich quasi für alles engagieren, was so geht: „Well we're tired of the same thing – and we're ready to make change./ Are we ready to make change?/ We want money for healthcare and public welfare./ Free Mumia and Leonard Peltier./ Human needs – not corporate greed./ Drob the debt and legalize weed.“

Wie ernst sie es damit meinen könnten, zeigt das Video zum rockenden 'Rise'. Darin unterrichten sie zum Beispiel Jugendliche und pflanzen Bäume. Vor allem weisen sie aber auf die Website www.americawillbe.org hin, auf der anscheinend jeder schreiben kann, wie er sich das Land in Zukunft vorstellt. Und wieder einmal gilt: Die Revolution muss tanzbar sein!

Da liegt allerdings auch ein wenig die Schwachstelle der Gruppe. Der Bandsound ist natürlich organisch und abwechslungsreich, aber leider auch ein bisschen zuviel des Guten. So können sie zwar in einer Liga mit zum Beispiel US3 oder Flipsyde, aber richtige Rocker wie Rage Against The Machine oder selbst Linkin Park lassen sie eher etwas alt aussehen.

Fazit: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Ganz so schlimm ist es aber bei den Flobots zum Glück nicht. 'Fight With Tools' weckt auf jeden Fall die Lust, mal wieder gegen „das System“ zu wettern. Doch mit versierteren MCs und weniger musikalischen Brimborium könnte die Idee vielleicht sogar noch mehr erreichen.

Mehr Infos: http://www.flobots.com

CD voraussichtlich ab 19. September 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Thomas D – Kennzeichen D
Michael Franti & Spearhead – All Rebel Rockers

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11. September 2008 4 11 /09 /September /2008 22:43

Als Fanta-4-Rapper Thomas D es erstmals 1997 mit „Solo“ allein versuchte, fanden wohl die meisten Hörer das Ergebnis ziemlich gut. Bei „Lektionen In Demut“ war aber für viele sein Anspruch, ein Konzept-Album zu präsentieren, anscheinend etwas zu hoch. Vielleicht brauchte es deswegen mehrere Band-Experimente (M.A.R.S., Son Goku) und sieben Jahre Zeit, damit er jetzt noch einmal ohne die Fantastischen Vier im Alleingang los legt. Dabei macht sich Herr Dürr mehr als locker und liefert mit ’Kennzeichen D’ eine ziemlich gute Platte ab.

Als erste Single koppelt der schwäbische Rapper das zwar englisch betitelte, aber hauptsächlich deutsch eingerappte ’Get On Board’ aus. Der Songtext handelt davon, dass alle mal einen Gang zurückschalten, sich frei machen und aufs Geld scheißen sollen. Dabei präsentiert sich Thomas D textlich – und auch optisch im Video – als der Messias, der uns alle aus dem Alltagstrott befreit. Wer ihm folgt, steigt am Ende in ein Raumschiff, das wie Thomas D aussieht. 'Mensch, Dave' lässt grüßen! Davon kann natürlich jeder halten, was er will. Gute Laune macht das von Michael Dörfler funky produzierte Stück aber auf jeden Fall: „Get on Board – steig mit ein./ Hier spricht der Captain. Ich bin hier, um dich zu retten./Get on Board – sei dabei./ Die ganze Crew und ich – warten nur auf dich.“

Also bitte anschnallen, denn Thomas D nimmt uns danach per Anhalter durch die Galaxis mit. Fans von Douglas Adams werden es wissen, aber allen anderen gibt er noch mal den Tipp, worauf es im Leben wirklich ankommt: „Hab'n den Instinkt verloren, weil er uns zu affig war./ Und fliegt uns alles um die Ohren, steh'n wir nackig da./ Ganz egal was kommt, ich hoff Du hast 'n Handtuch mitgenommen./ Ho – keine Panik, hebt euer Handtuch./ Keine Panik, denn der D ist im Anflug./ Hoch mit den Tassen, hey – wir erleben es./ Die einen werfen es, wir heben es, wir heben es hoch!“

Wer allerdings glaubt, dass Thomas D nun endgültig in andere Sphären abgehoben ist, dem sei gesagt, dass er trotzdem weiterhin ganz real an der Lösung unserer gesellschaftlichen Probleme arbeitet. Schließlich ist er deshalb hier: „So – ich bau auf Bio, will mein Geld nicht denen geben, die das Billigste produzieren auf Kosten der Welt./ Und – ich mach 'ne Mio, um es jenen zu geben, die sich um Kopf und Kragen wagen für 'ne bessere Welt./ Dehalb bin ich hier!“

Interessant ist auch die Vertonung einiger Weisheiten von Laotse in 'Der Eine Schlag'. Gleich eine ganze Reihe von Songs wie 'Fluss', 'Vergiftet', 'Fighter' und 'Thank U For The Music' setzen verstärkt auf Gitarren und rocken entsprechend. Wer eher auf ruhige Liebeslieder steht, kann dagegen auf die schön kitschig-romantischen Lyrics des Stücks 'Die Stadt Schläft' setzen. Trotzdem ist die 'Symphonie Der Zerstörung' über eine gescheiterte Beziehung das bessere Lied. Der coolste Track ist aber 'Rennen', bei dem der treibende Rap mit elektronischen Piepser-Beats unterlegt ist.

Fazit: Obwohl oft als Spinner belächelt, gibt Thomas D nicht auf und will diese Welt immer noch zu einem besseren Ort machen. Das Gute ist, dass er dabei selber immer besser wird. So locker und mitreißend wie auf 'Kennzeichen D' hat er seine Botschaften noch nie unter das Volk gebracht. Hoffen wir, dass ihm der Erfolg recht gibt!

Mehr Infos: http://www.thomasd.net

CD voraussichtlich ab 12. September 2008 im Handel erhältlich.

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4. September 2008 4 04 /09 /September /2008 18:04

Ja, ist denn heut schon Weihnachten? Nicht ganz, aber die ersten Lebkuchen wurden schon im Supermarkt gesichtet – und ein neues Best-Of-Album kommt auch in die Läden. Wobei beides ja heutzutage nicht unbedingt als Vorbote für das Heilige Fest gewertet werden muss. Vielleicht wollen The Fiery Furnaces mit ’Remember’ wirklich einfach nur mal ihr bisheriges Schaffen Revue passieren lassen.

So richtig vorweihnachtlicht klingt es ja auch nicht, was uns die amerikanischen Indie-Rocker da auf zwei CDs präsentieren. Von der Debütscheibe ’Gallowbird’s Bark’ aus dem Jahre 2003 wurden weniger als die Hälfte aller Stücke für gut genug befunden, hier noch einmal veröffentlicht zu werden. Geschafft hat es aber unter anderem die freundliche Ermahnung ’Don’t Dance Her Down’. In den Lyrics wird darauf hingewiesen, dass die Mäuse nicht immer auf dem Tisch tanzen müssen – vor allem, wenn die Katze nicht mal aus dem Haus ist: „Don't dance her down, boys! Her man's in town./ My Mom told me a long time ago to quit all my rowdy ways and drink no more./ Don't dance her down, boys!“

Wer die Entwicklung der Band danach von ’Blueberry Boat’ über ’EP’, ’Rehearsing My Choir’ und ’Bitter Tea’ bis zu ’Widow City’ aus dem letzten Jahr komprimiert verfolgen will, ist mit ’Remember’ gut bedient. Der Titeltrack der letzten Scheibe fehlt zwar, aber dafür ist auch hier gut die Hälfte des Werks „recycled“ worden. Ausgewählt wurde dabei auch ’Ex-Guru’, bei dem Sängerin Eleanor Friedberger offensichtlich wieder einmal einen Songtext ihres Bruders Matthew interpretiert. Es sei denn, sie steht auf Frauen: „One of those blonde ladies had a certain hold on me./ I went to all her seminars by the Airport in the Double Tree./ I even let her use nephew's sea plane in the Bahamas for free./ But she means nothing to me now./ I tell myself that everyday: She means nothing to me now.”

Fazit: Für ihre Greatest-Hits-Compilation haben The Fiery Furnaces auf jeden Fall eine beachtliche Menge an 51 Stücken (inklusive Intros und Reprises) zusammengetragen. Da ihr experimenteller Indierock-Sound allerdings schnell anstrengend wird, wäre vielleicht hier doch weniger mehr gewesen. Wer sich aber einmal umfassend über den Backkatalog des Geschwister-Duos informieren will, sollte bei ’Remember’ zugreifen.

Mehr Infos: http://www.thefieryfurnaces.com

Doppel-CD voraussichtlich ab 5. September 2008 im Handel erhältlich.

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