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16. Oktober 2008 4 16 /10 /Oktober /2008 21:19

In seinem Blog unter Motor.de freut sich Tim Renner, Chef der ’Motor Entertainment GmbH’, dass nach den durchaus guten CDs von Rainer von Vielen, Herrenmagazin und PeterLicht nun wieder mal ein echter Knaller bei ’Motor’ erscheint. ’The Colour Of Snow’ hat nämlich das Potenzial, deutlich höhere Chartspositionen zu erreichen: „Bei Polarkreis 18 sind wir bei ’Motor’ schon fast verunsichert, wie gut und schnell alles läuft.“

Toll ist bei Tim Renner und Motor.de aber auch, dass auf der eigenen Seite trotzdem eine Pro- und Kontra-Debatte angestoßen wird, was die musikalische Entwicklung der Dresdner Band angeht. Zuletzt spalteten nur The Aim Of Design Is To Define Space die Redaktion in ähnlicher Weise. Autorin Jennifer Beck treibt es bei Polarkreis 18 zwar wieder die Tränen in die Augen – allerdings nicht vor Begeisterung: „Vielmehr weil man lachen muss. Über den neuesten Treppenwitz namens Synthie-Pop, den Polarkreis 18 in zehn völlig blassen Songs auf die Spitze treiben.“

Aha! Zeit, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Sänger Felix Räuber, Gitarrist Philipp Makolies, Keyboarder Silvester Wenzel, Bassist Uwe Pasora, Schlagzeuger Christian Grochau und Trompetenspieler Ludwig Bauer gehen diesmal fokussierter vor. Verglichen mit Stücken wie ’Look’ oder ’Dreamdancer’ von ihrer letztjährigen Debütscheibe, bei der die Ideen noch nicht ausgefeilt genug erschienen, um wirklich im Gedächtnis hängen zu bleiben, fabriziert das Sextett nun echte Ohrwürmer. Allen voran natürlich ’Allein Allein’.

Der Einfall, einen deutschen Satz in den Refrain zu packen, teilt aber entschieden die Meinungen. Einige denken, damit soll das eigene Land stärker bedient werden, andere fühlen sich aus dem Takt gebracht. Aber vielleicht ist genau dieser Kunstgriff das Geheimnis des Erfolges. Schließlich hat es auch Blur bei ’Girls And Boys’ nicht geschadet, die eigenen deutschen Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis zu stellen („Du bist sehr schön“). Spannend ist auch, dass die Aussage bei Polarkreis 18 durchaus etwas paradox ist: „We look into faces – wait for a sign./ Wir sind allein. Allein, allein.“

Aufgegriffen wird diese Technik noch einmal in ’Tourist’, das mit einem rhythmischen Schienentackern beginnt. Der schöne Popsong erinnert mich dabei etwas an den Achtzigerjahre-Hit ’Smalltown Boy’ von Bronski Beat. Das Video passt ja auch zum Thema: „The tourists are on a train – so far away./ […]./ Wir kommen nirgendwo an.“

Dritter im Bunde ist dann das beatlastige ’Prisoner’, das es übrigens derzeit unter Myspace.com/polarkreis18 für diejenigen zum Free Download gibt, die sich für den Newsletter eintragen. Lustigerweise fragt Felix Räuber darin: „Wann hört das auf?“ Also meinetwegen gar nicht. Es könnte stattdessen sogar ruhig mal ein ganzer Song in der eigenen Muttersprache verfasst werden. Fände ich spannend.

Genauso spannend fände ich einen Remix von Seeed-Sänger Peter Fox. Anknüpfungspunkte sind ja durchaus vorhanden. So wie er für seine Solo-CD nutzen zum Beispiel auch Polarkreis 18 das Filmorchester Babelsberg für die Umsetzung ihrer musikalischen Vision. Zudem werden unzählige Chöre eingesetzt, um epische Stimmungen zu erzeugen – selbst wenn wenig Zeit bleibt, weil das Instrumentalstück ’Untitled Picture’ gerade mal zwei Minuten lang ist.

Fazit: ‘The Colour Of Snow’ lädt zum Tanzen und Träumen ein. Widersprüche werden verwischt: Schnee – schwarz! Kälte – Zärtlichkeit! Wir – allein! Der Sound erzeugt Bilder für das Kino im Kopf. Film ab!

Mehr Infos: http://www.polarkreis18.com

CD voraussichtlich ab 17. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:

Travis – Ode To J. Smith
Peter Fox – Stadtaffe

Live und in Farbe 2008: 27.10. London (UK) – Blow Up Metro *** 25.11. Potsdam – Waschhaus *** 26.11. Hamburg – Übel & Gefährlich *** 27.11. Den Bosch (NL) – W2 *** 28.11. Amsterdam (NL) – Paradiso *** 29.11. Köln – Gebäude 9 *** 1.12. Leipzig – Werk 2 *** 2.12. München – Ampere *** 3.12. Innsbruck (A) – Weekender *** 5.12. Wien (A) – Flex *** 10.12. Kopenhagen (DK) – Loppen *** 11.12. Arhus (DK) – Voxhall

 

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24. September 2008 3 24 /09 /September /2008 16:41

Natürlich muss man von Seeed sprechen, wenn man von Peter Fox spricht. Da kann ich Marcus Staiger, dem Autor eben diesen Satzes und ehemaligen Chef von ’Royal Bunker’, nur zustimmen. Dass es sich aber bei dessen Solo-Werk ’Stadtaffe’ um „nichts Geringeres als die Errettung der Pop-Musik aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit“ handelt, kann ich so nun aber nicht unterschreiben.

Natürlich ist die Idee von Pierre Baigorry alias Enuff alias Pete Fox, seine Musik mit dem Babelsberger Filmorchester einzuspielen, eine tolle Sache. Aber so anders als bei Seeed klingt das Ganze jetzt irgendwie auch nicht. Die aktuelle Single ’Alles Neu’ rockt halt wie gewohnt jede Dancehall, obwohl – oder gerade weil – der Refrain irgendwie etwas abgehackt rüber kommt: „Hey, alles glänzt, so schön neu./ Hey, wenn's dir nicht gefällt, mach neu./ Die Welt mit Staub bedeckt, doch ich will sehen, wo's hingeht./ Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht./ Hey, alles glänzt, so schön neu.“

In eine ähnliche Richtung gehen Tracks wie das ziemlich düstere ’Schwarz Zu Blau’, das sympatische ’Schüttel Deinen Speck’, ’Der Letzte Tag’ und ’Lok Auf 2 Beinen’. ’Kopf Verloren’ macht auch ordentlich Druck, wobei besonders der Stop’n’Go-Rhythmus Spaß macht – genau wie der Songtext: „Mein Höllenschädel raucht und knackt./ Ich brauche ’ne Pause und ich pack das verdammte Ding und schraub es ab./ Die Kugel fällt nach vorn. Kann nichts sehen, bin ohne Ohren./ Ich steh im Dunkeln. Ich hab meinen Kopf verloren.“

’Ich Steine, Du Steine’ könnte auch von Rio Reiser (Ton Steine Scherben) stammen, das etwas ruhigere ’Haus Am See’ erinnert dagegen etwas an eine Mischung aus ’Aufstehn!’ und ’Tag Am Meer’ von den Fantastischen Vier. Ob darauf die Lyrics anspielen sollen? „Ich hab den Tag auf meiner Seite, ich hab Rückenwind./ Ein Frauenchor am Straßenrand, der für mich singt./ Ich lehne mich zurück und guck ins tiefe Blau./ Schließ die Augen und lauf einfach gerade aus./ Und am Ende der Straße steht ein Haus am See./ Orangenbaumblätter liegen auf dem Weg.“

Interessant ist natürlich auch das vielen Fans schon bekannte ’Fieber’. Wobei die Version mit K.I.Z. wirklich abgefahren ist, weil sie das Ganze mal wieder lustigerweise völlig übertreiben. An der Produktion mitgewirkt haben ansonsten noch Monk, J-Luv, DJ Illvibe und Vanessa Mason, die dem (Stadt-)Affen ’Zucker’ gibt. Schön wäre vielleicht noch gewesen, wenn es die eine oder andere Fortsetzung zu früheren Kollaborationen wie mit CPS (’Beedog’), Sido (’Rodeo’) oder Miss Platnum (’Come Marry Me’) gegeben hätte.

Fazit: Wer Seeed mag, kann auch bei Peter Fox ohne zu zögern zugreifen. ’Stadtaffe’ macht einfach mal ziemlich Spaß – aber ob am Ende viel hängen bleibt, ist leider etwas fraglich. Da hat Peter Fox in der Vergangenheit doch schon zwingendere Hits abgeliefert.

Mehr Infos: http://www.peterfox.de

CD voraussichtlich ab 26. September 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Roots Manuva - Slime & Reason
Kimoe - Streben Nach Glück

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