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30. August 2015 7 30 /08 /August /2015 17:29

Thea Stilton, die rasende Reporterin von den 'Neuer Nager Nachrichten', hat von den Thea Sisters ein Foto bekommen, das sie bei einer Motorrad-Tour zeigt. Wie sie erfährt, machen sie diese aber nicht zum Vergnügen, sondern sind diesmal „in dringender Mission in den schottischen Highlands unterwegs“.

Cover zu Thea Sisters 11Bei ihrem neuen Abenteuer machen sich die Thea Sisters auf den Weg zum Schloss MacNamaus auf der Isle of Skye. Benannt haben sich Violet, Colette, Nicky, Pamela und Paulina übrigens so, weil Thea Stilton, die am Mausford-College unterrichtet hat, ein großes Vorbild für sie ist und die fünf jungen Mäusestudentinnen wie Schwestern sind. Am Tag zuvor hatte Bridget MacNamaus ihrer Freundin Violet mit betrübter Miene erzählt, dass sie zu einer Versammlung ihrer Verwandschaft müsse und eine Mission erfüllen wolle, denn ihr Großvater Sean hat den Familiensitz des MacNamaus-Clans geliebt. Seitdem hat Violet nichts mehr von ihr gehört, aber eine alarmierende SMS erhalten: „Schloss MacNamaus ist in Gefahr. Ich brauche eure Hilfe. Bridget“

Der Empfang dort ist jedoch ziemlich ruppig. Angus MacNamaus streitet nämlich gerade mit dem Rest der Familie darüber, ob das Schloss nicht in einen Vergnügungspark umgewandelt werden könnte. Seine Söhne Liam und Connor wollen die Thea Sisters gleich verscheuchen, aber Bridgets Tante Lilian heißt das Quintett willkommen. Bridget könnte nämlich für den Ausgang des Familientreffens entscheidend sein. Nicht nur, weil auch ihre Stimme zählt, sondern weil sie auch einem Rätsel auf der Spur war: Wo ist das Testament des Schlosserbauers Allistair MacNamaus? Bridget muss also dringend gefunden werden, denn es bleiben nur noch wenige Tage, bis über die Zukunft des Schlosses abgestimmt wird …

Die Schottenseiten des Lesens

Nicht nur die spannenden Geschichten machen die Kinderbuchreihe von Thea Stilton interessant für Leseanfängerinnen (und -anfänger, die sich nicht von der pinkfarbenen Aufmachung abschrecken lassen). Durch unterschiedliche Typografien, bei denen zum Beispiel auf den Buchstaben des Wortes 'Schloss' Zinnen sind, ist die Schrift auch toll anzusehen. Hinzu kommen viele, zum Teil sogar doppelseitige Zeichnungen.

Und neben dem Lesen lernen die kleinen Fans sogar was über Land und Leute. In Info-Kästen werden Begriffe wie 'Highlands', 'Clan' und 'Kilt' erklärt. Zudem gibt es Infos über Schottland und landestypische Gerichte wie Caboc und Chappit tatties, während ab und zu eingefügte Fragen Nachwuchsspürnasen zum Nachdenken und Miträtseln anregen.

Fazit: Auch Band 11 der spannenden Kinderbuchreihe bietet die gewohnte Mischung als Lese- und Lernspaß, wenn es die fünf Freundinnen diesmal auf die größte Insel vor der Westküste Schottlands verschlägt, um das Rätsel von Schloss MacNamaus zu lösen. Und weil das Ganze am Ende Lust auf mehr macht, ist total klasse, dass die nächsten beiden Geschichten vom Rowohlt Verlag schon für Februar 2016 angekündigt sind.

Buch seit 28. August 2015 erhältlich. Mehr Infos: http://www.rowohlt.de/reihe/die-thea-sisters.html

Das könnte dazu passen:
Thea Stilton – 9: Die Thea Sisters und der Anschlag auf die Schokoladenfabrik
Nachdem Paulina zufällig auf einer Schokopralinenpackung entdeckt, dass ihr alter Schulfreund Antonio sie hergestellt hat, besucht sie ihn mit den Thea Sisters in Ecuador. Doch dann mehreren sich dort die Hinweise, dass seine Schokoladenfabrik sabotiert wird. Können die fünf Mäusefreundinnen den Täter finden und aufhalten?

Max Goldt und Martin Z. Schröder – Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken
Wie der Untertitel 'Fotokopie („Faksimile“) vierer typografischer Sammlerstücke' schon andeutet, werden die Texte von Max Goldt durch das Setzen der Schrift von Martin Z. Schröder nicht nur schön inszeniert, sondern er schafft damit schon etwas Besonderes und gibt ihnen teilweise sogar neue Interpretationsmöglichkeiten. Ist natürlich nichts für Kinder.

SpongeBob Schwammkopf – Kritiken zu seinen Musik-Alben
Der gelbe Unterwasserbewohner beziehungsweise sein deutscher Synchronsprecher Santiago Ziesmer hat sich unter anderem Hits von Andreas Bourani, Culcha Candela, Mark Forster und Helene Fischer vorgenommen. Mit Hilfe der Beatgees zimmert er daraus seine ganz eigenen Lieder mit passenden Texten zu seinem Leben am Meeresgrund.

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25. August 2015 2 25 /08 /August /2015 16:54

1982 veröffentlichte Haruki Murakami ’Wilde Schafsjagd’, mit dem ihn ein erster größerer Erfolg gelang. Eine Art Vorgeschichte dazu liefert nun ’Wenn der Wind singt’.

Cover zu Haruki MurakamiViel los ist nicht im August 1970. Meistens hängt der Erzähler einfach mit seinem Freund „Ratte“ in Jays Bar ab. Beide versuchen sich als Schriftsteller, kommen aber nicht so recht mit ihren Arbeiten voran ...

David Nathan, vielen vor allem als deutsche Stimme von Johnny Depp im Ohr, macht seine Sache bei der ungekürzten Lesung fürs Hörbuch auf insgesamt drei CDs wie immer professionell.

Fazit: Wer Lust auf etwas skurrile Alltagsgeschichten hat, kommt hier voll auf seine Kosten.

Hörbuch seit 1. Juni 2015 erhältlich. Mehr Infos: http://www.hoerbuch-hamburg.de/autoren/haruki-murakami-1384/

P.S.: Fragen dazu? Dann gerne kommentieren! Und wenn dir der Artikel so gut gefallen hat, dass du dafür ein paar Cent übrig hast, gerne hier überweisen (öffnet in neuem Fenster): Paypal.me/popshottie

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16. Juli 2015 4 16 /07 /Juli /2015 16:59

Der vollständige Name des Buchs von Diane Arapovic lautet ’Honeckers Guckloch und das verschwundene Stück Kudamm – Berlins letzte Geheimnisse’. Und auch wenn es zu Zeiten des Internets nicht allzu schwer ist, die vorgestellten Entdeckungen selbst nachzurecherchieren, ist das Ganze sehr unterhaltsam.

Cover zu Honeckers GucklochUm einen Reiseführer im klassischen Sinne handelt es sich bei ’Honeckers Guckloch’ nicht unbedingt, aber laut eigener Aussage auf dem Buchrücken ist es geeignet „für alle, die die Hauptstadt neu entdecken wollen. [...]. Diane Arapovic erzählt die geheimnisvollsten Geschichten aus der Hauptstadt – ein Berlin-Buch, das selbst Ureinwohner überrascht.“

Dem kann durchaus problemlos zugestimmt werden. Warum das im Titel erwähnte Stück Kudamm verschwunden ist, wusste ich davor noch nicht. Allerdings ist mir in all den Jahrzehnten auch nie aufgefallen, dass das Stück überhaupt fehlt. Ebenso kannte ich Honneckers Guckloch nicht, das bei einem Haus in der Nähe des Alexanderplatzes zu finden ist. Dabei ist sich die Autorin bei Folgendem sicher, dass eine Besonderheit bis heute die Gemüter erregt: „Es geht um ein kleines Fenster im vorletzten Stock, eigentlich ganz unauffällig, wenn es nicht das einzige Fenster in der ansonsten fensterlosen Fassade wäre. So springt das einsame Guckloch jedem, der an diesem Haus vorbeigeht, sofort ins Auge. Der Anblick allein ist schon kurios, aber wie so oft machen die Gerüchte, die sich darum ranken, das Ganze erst so richtig spannend.“

Wie kommt die Killerkrabbe in der Gerüchteküche?

Welche Gerüchte das sind und wie viel Wahrheit in ihnen steckt, hat Diane Arapovic versucht herauszufinden. Andere Fragen, die sie beschäftigt haben, sind zum Beispiel:
- ’Die Hölle von Schöneberg’ – Womit hat dieser Ort seinen unheimlichen Namen verdient?
- ’Die Killerkrabbe aus der Spree’ – Wie schaffte sie es aus China nach Berlin?
- ’Alle lieben Else’ – Wie hat sich die Goldelse ihren Namen verdient?

Vielleicht kommt der Name von dem damals sehr populären Romantitel 'Goldelse' von E. Merlitt. Hinter diesem geschlechtsneutralem Pseudonym steckte übrigens eine der ersten Bestsellerautorinnen der Welt: Eugenie John. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn zu über 30 Geheimnissen Berlins werden hier die Antworten geliefert.

Fazit: Bei ’Honeckers Guckloch und das verschwundene Stück Kudamm’ werden Berlins letzte Geheimnisse von Diane Arapovic stets unterhaltsam präsentiert. Wer es schafft, sich die eine oder andere Anekdote aus dem im Rowohlt-Verlag erschienen Sachbuch zu merken, kann damit bestimmt bei Gästen punkten – und wie gesagt auch bei Einheimischen, den viele Sachen sind zwar nicht wirklich geheim, aber dennoch nicht allen bekannt.

Das Buch von Diane Arapovic ist seit 24. April 2015 erhältlich.
Mehr Infos und Leseprobe unter: http://www.rowohlt.de/autor/Diane_Arapovic.3173625.html

Das könnte dazu passen:
Siri Hustvedt – Die gleißende Welt
Roman über eine Künstlerin, die sich hinter drei Strohmännern versteckt, um die frauenfeindlichen Tendenzen in der Kunstwelt aufzudecken.
Jonas Winner – Berlin Gothic
Thriller über eine grausame Mordserie in der Hauptstadt, die die Begrenzungen der realen Welt sprengen will.

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20. Mai 2015 3 20 /05 /Mai /2015 15:24

Viele Ansätze, die Siri Hustvedt schon früher beschäftigt haben, werden wieder in ihrem neuen Roman behandelt: Kunst und Kultur, Psychologie und Philosophie, Identität und zwischenmenschliche Beziehungen. Die Geschichte von Harriet Burden hat sie zudem aber in eine ungewöhnliche Form gebracht.

Cover zu Die gleissende Welt von Siri Hustvedt

’Die gleißende Welt’ beginnt mit einer Einführung. Allerdings nicht unbedingt in den Roman, sondern in die von I.V. Hess geschriebene Anthologie über Harriet Burden. Anstoß für diese Künstlerinnenbiografie war ein Brief an ein Kunstmagazin, in dem behauptet wurde, die Künstlerin hätte mit einem Gesamtprojekt namens ’Maskierungen’ ein großes Experiment gewagt. Versteckt hinter drei männlichen Strohmännern wollte sie damit „... nicht nur die frauenfeindliche Tendenz der Kunstwelt entlarven, sondern das komplexe Funktionieren der menschlichen Wahrnehmung sichtbar machen und zeigen, wie unbewusste Vorstellungen von Gender, Rasse und Berühmtheit Einfluss auf das Verständnis derer haben, die ein bestimmtes Kunstwerk betrachten.“

Allein diese Geschichte ist schon spannend, weil der große Plan scheinbar nicht aufgegangen ist. Jedenfalls nicht so, wie gedacht. Die erhoffte Anerkennung wird ihr nämlich zu Lebzeiten verwehrt. Licht ins Dunkel bringt erst die Jahre später erscheinende Künstlerinnenbiografie. Stück für Stück fügt sie sich aus Tagebucheinträgen, Interviews und anderen Quellen wie ein Puzzle zusammen, das einige Schattenseiten in sich birgt ...

Who’s that girl?

Das Faszinierende dabei ist, dass nie ganz klar ist, welche Schlüsse der/die Lesende selbst daraus ziehen kann. Ein Beispiel dafür ist das Aussehen von Harriet, das sich durch das Auge des Betrachters wandelt. Dem Kunstkritiker Oswald Case erscheint sie wie eine gigantische Comicfigur, ihr späterer Lebenspartner Bruno Kleinfeld sieht dagegen in ihr keine gewöhnliche Lady, sondern eine Puppe mit gehobenen Geschmack und vielen Ideen in ihrem Kopf.

Angereichert ist der Roman zudem mit unzähligen Querverweisen und Erläuterungen, die zum Teil selbst ausgedacht sind. Andererseits beziehen sie sich aber auch mal auf Philosophen wie Soren Kierkegaard, Gottlob Frege und Edmund Husserl oder die Autorin Margaret Cavendish, deren fantastischer Roman den Titel für eines von Burdens Werken und damit für die Anthologie geliefert hat. Es gibt zum Beispiel auch eine Fußnote, in der erklärt wird, wer Paul Virilio ist. Darin lässt Siri Hustvedt ihre Figur Harriet 'Harry' Burden (vielleicht sogar stellvertretend für sich selbst) diesen Kulturtheoretiker durch den Kakao ziehen: „Er ist die theoretische Inkarnation der Panik.“

In dem Brief, der im Grunde der Auslöser für die Biografie ist, nimmt sich Siri Hustvedt dagegen selbst auf die Schippe und gibt einen Kommentar ab zu dieser „... obskuren Schriftstellerin und Essayistin, deren Position Burden mit einem ’beweglichen Ziel’ vergleicht.“

Fazit: ’Die gleißende Welt’ ist ein Füllhorn an Ideen. Wer mag, kann das Ganze als bewegende Geschichte zwischen widerstreitenden Charakteren betrachten und mitfiebern, wie sich das Experiment entwickelt. Wer möchte, kann aber auch einen der unzähligen Fäden aufnehmen und viel tiefer in die Hintergründe zu Kunst und Kultur, Psychologie und Philosophie, Identität und zwischenmenschlichen Beziehungen einsteigen. Wer weiß, inwieweit dabei eigene Vorstellungen und scheinbare Wahrheiten hinterfragt werden. Spannend ist das jedenfalls allemal.

Roman seit 24. April 2015 erhältlich. Mehr Informationen und Leseprobe unter:
http://www.rowohlt.de/buch/Siri_Hustvedt_Die_gleissende_Welt.3094001.html

Das könnte dazu passen:
Jonas Winner – Das Gedankenexperiment
Bernhard Schlink – Die Frau auf der Treppe
Diverse – The Big Bang Theory und die Philosophie

Siri Hustvedt live und in Farbe 2015: 31.05. Köln – Balloni Hallen (phil.Cologne) *** 02.06. Stuttgart – Hospitalhof *** 03.06. Hamburg – Schauspielhaus *** 04.06. Berlin – Babylon *** 08.06. Augsburg – Kleiner Goldener Saal *** 10.06. Zürich (CH) – Schauspielhaus

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21. April 2015 2 21 /04 /April /2015 21:42

Marc Brost leitet das Hauptstadtbüro von DIE ZEIT in Berlin. Heinrich Wefing ist Mitglied deren politischer Redaktion. Zudem sind sie Väter. Da passt es, dass sie der Frage nachgehen, die im Untertitel zu 'Geht alles gar nicht' steht: Warum wir Kinder, Liebe und Karriere nicht vereinbaren können.

Noch vor ihrer Einleitung haben die beiden Autoren Marc Brost und Heinrich Wefing eine paar Zeilen aus 'Vier Leben' von Bosse gesetzt. In dem Stück, dass im Juli 2014 als Single aus 'Kraniche – Live in Hamburg' ausgekoppelt wurde, beschreibt der Sänger den Stress der heutigen Zeit. Wo du nie wirklich da bist, sondern nur überall dabei: „Immer zehntausend Dinge auf einmal und nichts wird fertig./ Starkstrom an und nie aus./ Menschenmeer und ich menschenleer./ Und ich renn, ich renn, ich renn, ich renn, ich renn./ Als hätten wir vier Leben, doch wir haben nur eins.“

So sehen auch die beiden Autoren im Kern der Unvereinbarkeit von Kindern, Beruf und Liebe vor allem ein Zeitproblem. Darum heißt das erste Kapitel über die Gründe der Vereinbarkeitslüge auch 'Tempo'. Zum Beispiel zeigen Statistiken laut Brost und Werfing, dass verheiratete Männer durchschnittlich sechs Stunden weniger in der Woche arbeiten als vor 50 Jahren. Gleichzeitig ist die Arbeitszeit der Partnerinnen aber gestiegen, so dass beide zusammen viel weniger Zeit für die Familie haben. Das Ergebnis fassen sie so zusammen: „Wir arbeiten mehr. Und lieben weniger.“

Capitalism kills love

Wobei Zeit natürlich auch Geld ist. Das entsprechende Kapitel zu diesem Grund der Vereinbarkeitslüge heißt 'Kapitalismus'. Auch hier unterfüttern die beiden Journalisten ihre Aussagen mit weiteren Studien, auch wenn sie diese nicht immer haarklein in ihrem Literatur-Verzeichnis ausweisen. Jedenfalls ist für sie eines klar: „Inzwischen verdienen viele Jüngere so wenig, dass sie, wenn sie zwei oder mehr Kinder haben, auch zwei Einkommen brauchen, um sich ein Leben oberhalb des Existenzminimums zu sichern.“

Die Vereinbarkeitslügner sitzen folglich in den Chefetagen und in der Politik. Und sie sind auch '… unter den Frauen' verbreitet, wie ein eigenes Kapitel zeigen soll. Denn das Eingeständnis von Vätern und insbesondere Müttern, dass das Austarieren der Work-Life-Balance selten besonders gefördert wird und somit nicht gerade leicht fällt, kann aus feministischer Sicht als Rückschritt kritisiert werden.

Auch wenn das letzte Kapitel 'Statt einer Lösung' heißt und eher dafür plädiert, es selbst ruhig angehen zu lassen, identifiziert das Duo schließlich doch noch einmal zusammenfassend am Ende, worauf jede(r) Einzelne so gut wie möglich Einfluss nehmen sollte: „Es braucht gesellschaftliche Veränderungen, politische Reformen, ein Umdenken in den Unternehmen.“

Fazit: Mit 'Geht alles gar nicht – Warum wir Kinder, Liebe und Karriere nicht vereinbaren können' stoßen Marc Brost und Heinrich Wefing die alte Diskussion an, wie wir leben wollen. Persönliche Interviews zwischen den analytischen und dennoch leicht verständlichen Kapiteln machen das Ganze mit teilweise berührenden Beispielen greifbar. Dass sie vor allem aus der Sicht der Väter berichten, schmälert dabei nicht die Position der Mütter. Denn nur gemeinsam kann etwas verändert werden.

Das Buch ist bei Rowohlt erschienen und seit 27. März 2015 im Handel erhältlich. Mehr Infos und Leseprobe: http://www.rowohlt.de/buch/Marc_Brost_Geht_alles_gar_nicht.3148997.html

Das könnte dazu passen:
Bosse – Kraniche (Studio-Album 2013)
Bernhard Schlink – Die Frau auf der Treppe (Roman)
Jake Gyllenhaal – Nightcrawler (Film)

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24. März 2015 2 24 /03 /März /2015 21:33

Von der TV-Comedy-Reihe 'The Big Bang Theory' über die WG-Erlebnisse zweier Physiker und ihrer Freunde werden die meisten Menschen schon gehört haben.* Da macht es schon Sinn, die Popularität zu nutzen, um den Fans ein bisschen Philosophie näher zu bringen. Denn anhand der Beispiele, wie sich die Figuren verhalten, lässt sich auch Einiges über und für das eigene Leben lernen.

„Na schön, ich gebe zu, es gibt ein paar Dinge, bei denen Ihnen dieses Buch nicht weiterhelfen wird“, erklärt der Herausgeber Dean A. Kowalski gleich in der Einleitung. Als Associate Professor für Philosophie an der University of Wisconsin-Waukesha weiß er jedoch, was er versprechen kann: „... aber es wird Sie zum Lachen bringen. Und – nicht weniger wichtig – es wird Ihnen helfen, einigen der größten Fragen des Lebens auf die Spur zu kommen.“

Der Ansatz ist natürlich interessant, Wissen unterhaltsam zu vermitteln. Wer sonst wenig über Philosophie weiß, wird hier durch den Bezug zur TV-Serie an einige Fragestellungen spielerisch herangeführt. Der Berliner Autor Jonas Winner machte es bei 'Das Gedankenexperiment' auf ähnliche Weise. Allerdings nutzte er eine eher gruselige Geschichte, um die von Platon, Descartes und Wittgenstein aufgestellten Überlegungen zu erklären.

Auch bei 'The Big Bang Theory und die Philosophie' werden Platon und Wittgenstein herangezogen, um die Handlungen der TV-Figuren besser einordnen zu können. Dem hier zuletzt genannten Sprachphilosophen aus Österreich wird sogar ein ganzes Kapitel gewidmet, um besser verstehen zu können, wie Sprache funktioniert.**

Mixers of the Universe

Eine andere Frage ist zum Beispiel: Ist es verwerflich, über den theoretischen Physiker Sheldon Cooper zu lachen? Dabei kann nicht nur etwas über die philosophische Ebene gelernt werden, sondern es gibt auch eine kurze Analyse dazu, ob das etwas seltsame Verhalten dieses hoch intelligenten Mannes auf Autismus zurückzuführen ist. Des Weiteren werden unter anderem folgende Probleme behandelt: Gibt es verschiedene Arten von Freundschaft? Ist irgendjemand von Natur aus Böse? Und welchen Ratschlag hat Sherlock Holmes für jeden, der sich als menschlicher Lügendetektor versuchen will?***

Ähnlich handfest wird es, wenn die in der TV-Serie behandelten physikalischen Theorien näher erläutert werden. Was ist die Schleifenquantengravitation? Und beschreibt sie das Universum möglicherweise tatsächlich besser als die Stringtheorie? Wer es schafft, das so erworbene Wissen auch zu behalten, kann in nahezu allen Gesprächssituationen dann wie in diesem Dialog**** zwischen Sheldon und seiner Nachbarin aus der Folge 'Business im Wohnzimmer' reagieren, der wie viele weitere witzige Beispiel im Buch zitiert wird ...

Sheldon: „Ich habe fundierte Kenntnisse über das gesamte Universum und alles, was darin ist.“

Penny: „Wer ist Radiohead?“

Sheldon: „Ich habe bedeutende Grundkenntnisse über die wichtigen Dinge innerhalb unseres Universums.“

Fazit: 'The Big Bang Theory und die Philosophie' liefert eine Unmenge an Hintergrundwissen zu der beliebten Comedy-Serie, ohne dabei den Spaß dabei aus den Augen zu verlieren. Denn was der Klappentext verspricht, wird auch eingelöst: „Es gibt viele Bücher über Philosophie, doch nur diesem gelingt ein formvollendeter Bogenschlag zu Darth Vader, Mr. Spock, Wolverine, Superman, Green Lantern und 'World of Warcraft'. Bazinga!“

Buch seit 27. Februar 2015 im Handel erhältlich.

Mehr Infos unter: http://www.rowohlt.de/buch/The_Big_Bang_Theory_und_die_Philosophie.3130650.html

Das könnte dazu passen:
Jonas Winner – Das Gedankenexperiment
Übersicht der hier vorgestellten Hörspiele mit Sherlock Holmes

 

* Immerhin soll sie laut dwdl.de 2014 die meistgesehene Serie der 14- bis 49-jährigen in Deutschland gewesen sein. Zudem gewann sie schon mehrere Auszeichnungen, darunter diverse Emmys und einen Golden Globe.

** Oder wie Sprache eben manchmal nicht völlig logisch angewandt wird, wenn Sheldon erst mit der Nase drauf gestoßen werden muss, dass etwas sarkastisch, ironisch oder bildhaft gemeint ist.

*** Die zitierte Antwort aus 'Der Fall Thor-Brücke' befindet sich auf S. 285 und lautet: „Wir müssen auf Folgerichtigkeit achten. Wo sie fehlt, dürfen wir eine Täuschung vermuten.“

**** Hier schließe ich mich einer Danksagung an, die des Öfteren im Buch erfolgt: „Ich danke dem Webmaster von http://bigbangtrans.wordpress.com für die Episodendialoge.“

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14. Februar 2015 6 14 /02 /Februar /2015 20:02

Liebe Liebenden, zum Valentinstag soll hier die Briefsammlung von Mascha Kaleko vorgestellt werden, die sie 1956 aus Berlin an ihren Mann schrieb. Dabei gewährt sie einen interessanten Blick auf die damalige Zeit. Und auch wenn es keine Liebesbriefe sind, die Liebe ist in den Zeilen zu spüren.

Cover zu Mascha KalekoGeboren 1907 in der polnischen Stadt Chrzanow, siedelte Mascha Kaleko mit ihrer Familie zu Beginn des ersten Weltkriegs nach Deutschland um. Ab 1918 lebte sie in Berlin und hatte dort zu Beginn der Dreißiger Jahre erste Erfolge als Dichterin. 1938 musste sie aber aufgrund ihres jüdischen Glaubens mit Mann und Kind nach Amerika fliehen.

Erst 1956 kehrte sie nach Deutschland zurück. 'Das lyrische Stenogrammheft' von ihr soll in einer Neuauflage erscheinen. Zurück in der alten Heimat trifft sie ihren Briefen zufolge, die sie an ihren Mann Chemjo Vinaver schickt, unter anderem „gräßliche Nazifressen, auch unter jungen Leuten“. Aber auch ein „mieser New Yorker Jude“ läuft ihr über den Weg und wirft sie aus seiner Pension. Genauso gibt es die Treffen mit netten Deutschen wie den Schriftstellerkollegen Erich Kästner und ihren Verleger Ernst Rowohlt.

In der illustrierten Chronik '100 Jahre Rowohlt' zum Verlagsjubiläum 2008 wurden ihr sechs Seiten gewidmet. Sie war aber auch erfolgreich. In mehreren Auflagen schaffte es das 'Stenogrammheft' auf „...die für Lyrikbände sensationelle Auflage von 100.000 Exemplaren“, heißt es dort.

Code of the Brief

Manchmal wirkt es da in den Briefen schon so, als ob ihr der Erfolg ein bisschen zu Kopf steigt. Aber wer will es ihr verdenken. Auch kommt es vor, dass sie ihren Chemjo ab und zu fast ein bisschen bevormundet. Aber an ihrer Liebe zu ihm gibt es keinen Zweifel, selbst wenn der Titel im ersten Moment etwas kritisch klingt.

Deshalb hat zum Titel dieses Bandes Gisela Zoch-Westphal, die das literarische Erbe Kalekos verwaltet, auch eine eigene Interpretation im Nachwort parat: „LDME? Liebst du mich eigentlich? Wer Briefe an den Ehemann mit dieser Frage abschließt, ist in tiefsten Herzen ganz sicher, geliebt zu werden. Und ich empfinde den Code LDME außerdem als rückhaltslose Liebeserklärung von Mascha an Chemjo.“

Da Mascha Kaleko nun aber nicht für ihre Briefe, sondern ihre Gedichte bekannt geworden ist, folgt hier eines, dass dem Buch vorangestellt ist: „Ich und Du wir waren ein Paar/ Jeder ein seliger Singular/ Liebten einander als Ich und als Du/ Jeglicher Morgen ein Rendezvous/ ...“

Fazit: Die Briefstellen in diesem Band sind der vierbändigen kommentierten Gesamtausgabe 'Sämtliche Werke und Briefe', herausgegeben von Jutta Rosenkranz, entnommen, die 2012 im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen ist. Aber auch wenn es demnach nichts Neues zu erfahren gibt, ist es doch schön anzusehen, wie das Ganze noch einmal liebevoll umgesetzt wurde.

Buch seit 1. Januar 2015 erhältlich.

Mehr Informationen unter: http://www.dtv.de/buecher/liebst_du_mich_eigentlich_28039.html

Das könnte dazu passen:
Bernhard Schlink – Lesung im Berliner Ensemble
Roald Dahl – Mr. Hoppys Geheimnis

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19. Januar 2015 1 19 /01 /Januar /2015 19:08

Jonas Winner ist promovierter Philosoph. Außerdem ist er ein Thriller-Autor, der mit 'Berlin Gothic' einen (gar nicht mal so) kleinen Hit landen konnte. Was liegt also näher, als bei seinem neuen Roman philosophische Fragen anhand eines eher gruseligen Settings zu behandeln?

Cover zu Das Gedankenexperiment von jonas Winner„Mir ist durchaus bewusst, dass Ihre Laufbahn an diesem Institut mit unserer Ablehnung beendet ist. Und dass Sie erhebliche Schwierigkeiten haben werden, an einer anderen Stelle unterzukommen“, lautet die niederschmetternde Einschätzung, die der junge Philosophen Karl Borchert auf seinen Forschungsantrag erhält.

Da kommt das Angebot Leonard Habichs wie gerufen. Um seine Forschungen im Gebiet Sprachtheorie und angrenzenden Disziplinen voranzutreiben, sucht er einen Assistenten, der seine Aufzeichnungen durchgeht und Wichtiges von Unwichtigem trennt.

Spontan entscheidet Karl Borchert, dass eine Auszeit irgendwo im Nirgendwo der Ostprignitz vielleicht gar keine so schlechte Idee ist. Der Weg dorthin gestaltet sich allerdings schon fast wie einem klassischen Gruselroman: Die Dorfbewohner scheinen ihn fast schon warnen zu wollen, weiterzufahren. Die holprige Straße zum Haus Urquardt führt durch eine Art steinernes Portal und das Hauptgebäude selbst hat mit seinem neogotischen Turm samt Zinnen hat einen kastellartigen, beinahe schroffen Charakter.

Der Untergang des Hauses Urquardt

Seltsame Geräusche, geheime Gänge, ein unheimlich aussehender Haushälter und die Entdeckung eines Isolationsraums tun ihr Übriges, um gruselige Stimmung aufkommen zu lassen. Rätsel gibt ihm auch Lara auf, die mindestens 30 Jahre jüngere Frau des Hausherren.

Geheimnisvoll ist zudem eine Zeichnung der 'Melencolia I' von Albrecht Dürer, die durch unzählige Wörter, Sätze und Textblöcke an einer Wand reproduziert wurde (eine Abbildung des Bildes ist übrigens im Buch enthalten). Drei Fragen sind dort in der Teufelsfratze gebündelt: „Woher weiß ich, dass ich nicht nur Schatten der Wirklichkeit sehe? Woher, dass der Dämon mich nicht täuscht? Woher, dass der Pfeil -> nicht 'Geh nach links' bedeutet?“

Bezug nehmen diese drei Fragen auf Gedankenexperimente Platons, Descartes' und Wittgensteins, nämlich auf das 'Höhlengleichnis', den bösen Dämon 'Genius malignus' und die so genannte 'Privatsprache'. Diese als Dreischritt betrachtet, ist nun die Frage, ob und wie ein vierter Schritt erreicht werden könnte – koste es, was es wolle.

Fazit: Aus realen, philosophischen Betrachtungen und einer gehörigen Portion Spannung strickt der Berliner Autor Jonas Winner ein Werk, das wie eine düstere Variante zu 'Sophies Welt' anmutet. Stilistisch greift er dabei auf die interessante Idee zurück, die Ereignisse auch rückblickend durch polizeiliche Untersuchungsberichte oder später veröffentlichte Schriften zu betrachten. Am Ende bleibt es aber dem Leser überlassen, ob er eine höhere Botschaft oder einfach eine aufregende Geschichte in 'Das Gedankenexperiment' entdeckt.

Roman seit 2. April 2014 im Handel erhältlich.

Mehr Informationen unter: http://www.droemer-knaur.de/buch/7925070/das-gedankenexperiment

Das könnte dazu passen:
Jonas Winner – Berlin Gothic
Bernhard Schlink – Die Frau auf der Treppe
Kritiken zur Hörspielreihe 'Gruselkabinett'

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7. Oktober 2014 2 07 /10 /Oktober /2014 22:52

Bei der neuen Veröffentlichung von Autor Max Goldt handelt es sich im Grunde um eine alte. 'Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken' ist nämlich eine Zusammenstellung einiger Büchlein, die bisher allerdings nur in stark limitierten Auflagen von gerade mal 600 bis 3000 Exemplaren erhältlich waren.


cover-goldt-jeansroecken.jpgDa ist es natürlich eine feine Sache, dass diese liebevolle 'Fotokopie (»Faksimile«) vierer typografischer Sammlerstücke' angefertigt wurde. Gestaltet wurden die Originale von Martin Z. Schröder, der nun auch diese gemeinsame Ausgabe inszeniert hat.

Zum Geleit erklärt er in seinem Vorwort 'Komischer Bleisatz' unter anderem, was die Zusammenarbeit von anderen Veröffentlichungen unterscheidet (ein Tipp, es ist nicht die Verwendung der alten Rechtschreibung mit 'ß'): „Interpretation war nie eine typografische Aufgabe. Neu an unseren Büchern aber ist nicht nur, daß der Autor dem Typografen die Auslegung seiner Texte überläßt. Es gibt außer den Versuchen im Dadaismus auch selten Komik mit typografischen Mitteln; das bekannteste Beispiel deutscher Sprache ist sicherlich »Fisches Nachtgesang« von Christian Morgenstern, das allerdings abgesehen vom Titel ohne Buchstaben auskommt [...].“

Ein weiterer wichtiger Hinweis ist derjenige, dass Max Goldt extra für die typografische Interpretation durch Martin Z. Schröder Texte verfasst hat. Wobei einige dann doch auch an anderer Stelle erschienen sind, wie die im Untertitel als 'A minor story of major horror' beschriebene Geschichte 'Die Elfjährige, die in der Achterbahn ein Kind ohne Knochen gebar'. Sie ist genauso wie die Sexualgroteske 'Penisg'schichterln aus dem Hotel Mama' in der Textsammlung 'Die Chefin verzichtet' zu finden.

Eine Spirale der Gestalt

Wie die Stories allerdings durch das Setzen der Schrift inszeniert werden, ist aber schon was Besonderes und gibt ihnen teilweise neue Interpretationsmöglichkeiten. Wer kennt das nicht: GROSSSCHREIBEN wird zum Beispiel oft als Schreien empfunden. Die auf einer Seite gestellte, titelgebende Frage („Was halten wir eigentlich von Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken?????“) kann durch ein paar kleine Satzzeichen ganz anders klingen: „Was halten wir eigentlich von 'Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken'?“ Also mir gefällt's!

Hier und da kommt auch schon mal das Offensichtliche durch, wenn ein Text über gefüllte Tomaten rot gesetzt wird. Seine rechteckige Anordnung wird dafür schön kontrastiert mit dem dazu hinführenden, rund und eher bräunlich angelegten 'Gespräch über Hummeln' auf der gegenüberliegenden Seite. Eine schöne Komposition, das.

Als kleinen Bonus gegenüber den Originalveröffentlichungen gibt es zum Teil auch noch Kommentare dazu am Rand. So soll Max Goldt verboten haben, dass jemals wieder ein Satz spiralförmig gesetzt wird. Zur Begründung heißt es: „Ihm werde davon übel.“

Okay, wenn das die einzige Kritik ist, kann das Buch durchaus empfohlen werden.

Fazit:

        O,
       ES
       IST
    DOCH
   RECHT
   LUSTIG,
  WÖRTER
 GRAFISCH
ANZULEGEN
         !!!
         !!!

Buch seit 26. September 2014 im Handel erhältlich.

Mehr Informationen unter: http://www.rowohlt.de/autor/Max_Goldt.7041.html

Das könnte dazu passen:
Max Goldt – Bericht zur Lesung vom 27. März 2014
Christian Morgenstern – Alle Galgenlieder

Max Goldt live und in Farbe im Oktober 2014: 08.10. Ulm – Roxy *** 09.10. Reutlingen – Franz.K *** 10.10. Krumbach – Stadtsaal *** 11.10. Schorndorf – Manufaktur *** 14.10. Osnabrück – Lagerhalle *** 15.10. Göttingen – Aula der Alten Universität (Göttinger Literaturherbst) > Weitere Termine bis April 2015 hier: http://www.tomprodukt.de/tourplan/aktuell/max-goldt#max-goldt

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14. September 2014 7 14 /09 /September /2014 21:57

Anfang September eroberte 'Die Frau auf der Treppe' von Bernhard Schlink die Top-Position auf der Bestseller-Liste 'Belletristik' des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel'. Ein paar Tage danach stellte der Autor in einer Lesung und im Gespräch mit Thea Dorn den Roman im Berliner Ensemble vor.

bernhard-schlink-liest-die-frau-auf-der-treppe.JPGDer im Barockstil ausgeschmückte Saal des denkmalgeschützten Gebäudes bot natürlich einen schönen Rahmen für diese Buchpremiere. Schriftstellerin Thea Dorn bemerkte in Bezug auf 'Die Frau auf der Treppe' nämlich unter anderem, dass der Roman die barocke Idee der Vanitas, also der Vorstellung des Vergänglichen, für die heutige Zeit ungewöhnlich genau beschreibt. Schließlich werden Krankheit und Tod oftmals lieber ausgeblendet.

Ebenso erinnerte die ehemalige Moderatorin der SWR-Sendung 'Lesenswert' (vormals 'Literatur im Foyer') in ihren Überlegungen an Mozarts 'Zauberflöte'. In Bezug auf die Hauptfigur meinte sie, dass diese sich wie der junge Prinz Tamino durch ein Bild in die Angebetete verliebt. Der Vergleich ist durchaus denkbar.

Hätte Schlink eine Oper geschrieben, hätte er dem Ich-Erzähler auch folgende Worte in den Mund legen können: „Dies Bildnis ist bezaubernd schön, wie noch kein Auge je geseh’n!/ Ich fühl’ es, wie dies Götterbild mein Herz mit neuer Regung füllt./ Dies Etwas kann ich zwar nicht nennen! Doch fühl’ ich hier wie Feuer brennen./ Soll die Empfindung Liebe sein? Ja, ja! die Liebe ist’s allein.“

Im Gespräch erzählte Bernhard Schlink, wie er drauf kam, seine Geschichte in Australien spielen zu lassen. Als er vor Jahren in Sydney unterrichtete, sah er in einer Ausstellung 'Ema. Akt auf einer Treppe' von Gerhard Richter. Trotzdem ging es ihm bei 'Die Frau auf der Treppe' nie um das Bild an sich, sondern viel mehr darum, wie seine Figuren miteinander agieren und ihr bisheriges Leben reflektieren. Ein „Coming to age“-Roman, sozusagen.

Fazit: Die Lesung und das Interview bei dieser Buchpremiere haben ihr Ziel erreicht. Sie haben gezeigt, dass 'Die Frau auf der Treppe' nicht nur kurzweilige Unterhaltung bietet. Wer will, kann hier und da auch herrlich ins Interpretieren kommen.

Das könnte dazu passen:
Bernhard Schlink – Die Frau auf der Treppe (Buch-Kritik)
George Büchner – Woyzeck (Hörspiel)
Max Goldt – Bericht zur Lesung (27.03.2014 in Potsdam)

Der Rest-September im Berliner Ensemble live und in Farbe 2014:
17.9. 'Deins & Done' von Meret Becker & Buddy Sacher *** 18./20./21.9. 'Quartett' von Heiner Müller *** 19./23./27.9. 'Woyzeck' von George Büchner *** 21.9. 'Warten auf der Gegenschräge' von Heiner Müller *** 22.9. 'Der Babylon-Blues' von George Tabori *** 24.9. 'Kafka. Die frühen Jahre' von Reiner Stach *** 25./26.9. 'Das letzte Band' von Samuel Beckett *** 28.9. 'Untergang des Egoisten Johann Fatzer' von Berthold Brecht *** 29.9. 'Andorra' von Max Frisch *** 30.9. 'Kafkas Prozeß' von Jutta Ferbers (Textfassung)

Mehr Infos unter: http://www.berliner-ensemble.de

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