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22. Januar 2009 4 22 /01 /Januar /2009 23:59

Was kann von einer Geschichte erwartet werden, die jemand geschrieben hat, der als Autor für TV-Serien wie 'Ritas Welt', 'Alles Atze' und 'Nikola' gearbeitet hat? Ich weiß es nicht genau, da ich die Sendungen nie gesehen habe, aber ich vermute mal: leichte Unterhaltung!Zur Story: Journalist Paul – von seiner Frau Bettina auch gerne Paul Elmar genannt („Allerdings immer nur dann, wenn es ernst wurde. Sehr ernst.“) – hat es nicht gerade leicht. Früher noch mit Sportlerkreuz, Schwimmertaille und dem jugendlichen Drang ausgestattet, jeden Tag die Welt zu verändern, hat ihn inzwischen mit 34 Jahren längst der Alltag eingeholt.

Die Hoffnung auf eine Korrespondentenstelle in Berlin ist genauso zerplatzt wie der danach entwickelte Kinderwunsch. Nun läuft die Ehe genauso schleppend wie die Arbeit als Lokalredakteur beim Westfälischen Heimatboten. Doch dann kommt die überraschende Wende.

Der Chef erwartet Vorschläge, wie die Auflage zu steigern sei. Paul kommt auf die Idee, die Fortsetzungsserie 'Die Messias' zu schreiben. Aufgrund der Tatsache, dass es dabei um die Tochter Gottes geht, die seit gut 2000 Jahren erfolglos auf der Suche nach dem ganz persönlichen Glück ist, veröffentlicht er das Ganze lieber unter dem Pseudonym Bella Gabor. Schließlich geht es um folgende Punkte: „maximale Identifikation, zeitgeist-orientiert, nicht plump, aber auch nicht zu anspruchsvoll, in jedem Fall Frauen-affin, polarisierend und provokativ“.

Und der Text erreicht, was geplant war: Aufsehen! Doch Paul geht es um mehr beziehungsweise etwas anderes. Mit der Zeit entdeckt er nämlich, dass er sein eigenes Leben und seine Erfahrungen nicht von dieser Geschichte trennen kann. Und das im immer stärkeren Maße, denn die Serie löst auch völlig unerwartete Reaktionen aus, wodurch dem Autoren langsam aber sicher das Ganze etwas über den Kopf wächst...

Bastian Pastewka macht seine Sache dabei ziemlich gut, den verschiedenen Charakteren Leben einzuhauchen. An dem Text ändert das allerdings nichts, der irgendwie doch ziemlich brav rüber kommt. Der Kniff mit der Zwei-in-eins-Geschichte wirkt zum Teil irgendwie etwas aufgesetzt. Zumal es auch etwas seltsam ist, wenn sich Michael Gantenberg in gewisser Weise selber für 'Die Messias' lobt, wenn zum Beispiel Pauls Praktikantin davon schwärmt: „Ich frag mich echt, wie kann man das so schreiben – als Mann. So sensibel, fast schon zärtlich.“

Fazit: Wie vermutet bietet 'Neu-Erscheinung' leichte Unterhaltung auf vier CDs. Schallend lachen musste ich dabei nie, aber durchaus mal schmunzeln. Doch der große Show-Down beim TV-Interview ist dann wirklich großes Kino. So einen Wirbel wie im Buch beschrieben wird das Ganze nun zwar betimmt nicht auslösen, aber für ein paar Stunden nette Entspannung ist auf jeden Fall gesorgt.

CD-Box von 'Roof Music' voraussichtlich ab 23. Januar 2009 im Handel erhältlich. Zeitgleich soll auch die Buchausgabe im Scherz Verlag erscheinen.

Mehr Infos: http://www.roofmusic.de

Das könnte dazu passen:
Sven Regener – Der kleine Bruder
Hape Kerkeling – Amore und so'n Quatsch

Live und in Farbe 2009 – Lesung mit Michael Gantenberg und Bastian Pastewka: 1.2. Soest – Kulturhaus Alter Schlachthof (Buchpremiere) *** 3.2. Hamburg – Cafe Keese *** 5.2. Berlin – Kino Babylon *** 8.2. Wuppertal – Rex Theater *** 9.2. Bonn – Pantheon *** 10.2. Köln – Mayersche Buchhandlung *** 11.2. Düsseldorf – Savoy Theater

 

 

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3. November 2008 1 03 /11 /November /2008 23:37

2007 überraschte Hape Kerkeling alle mit seinem – vielleicht sogar dem – ersten „Spielfilm für die Ohren“. 'Ein Mann, Ein Fjord' wurde dabei ein voller Erfolg, erhielt den 'Corine 2007/Focus'- Hörbuchpreis und wurde inzwischen auch schon für das ZDF verfilmt. Da ist die Motivation natürlich groß, gleich noch so ein Teil nachzulegen.Diesmal geht es um die Geschichte von Marion Pfütze aus der Fränkischen Schweiz. Irgendwie wird sie das Gefühl nicht los, etwas zu verpassen. Ihrer Kollegin Bettina ging es anscheinend ähnlich, denn sie kommt überraschend nicht mehr zur Arbeit zurück, wie ihr der Chef Dr. Treudelbach im breiten Dialekt erklärt (hier hochdeutsch wiedergeben): „Die Bettina hat sich im Urlaub in 'nen Italiener verguckt. Jetzt bleibt sie da – wegen Amore und so'n Qutatsch. Jetzt frag ich Sie – wie kann man so durchdrehen?“

Marion sagt dazu gar nichts. Doch nach dem Tod ihres Vaters nutzt sie gleich die Chance, in Berlin ein neues Leben anzufangen. Dummerweise läuft alles anders, als geplant. Die Eigentumswohnung wurde doppelt verkauft – an sie und den selbstständigen Astrologen Max. Marion ist am Verzweifeln, aber ihr schwuler Mitbewohner legt ihr die Karten und sieht die Sache gelassen: „So’ne harmonische Radexkonstellation sieht man ganz selten. Is’ alles total uncomplicated. Ich würd’ sagen – im Moment läufst du schnurstracks auf dein Glück zu. Hier sehe ich dein Traumhaus, da deinen Traummann – natürlich Schütze."

Und anscheinend Italiener. Zumindest verknallt sie sich Hals über Kopf in den Bruder ihrer Rechtsanwältin und folgt ihm in seine Heimat. Doch bis zum Happy End mit Amore und so’n Quatsch dauert es dann doch noch eine zweite CD lang…

Eine Frage bleibt allerdings offen: Was hat es eigentlich mit dem Cover auf sich? Um Marion kann es sich bei der abgebildeten Nackten kaum handeln. Hape Kerkeling beschreibt sie nämlich so: „32, Arzthelferin und gelernte Krankenschwester, geboren und wohnhaft im schönen Aufseß, in der Fränkischen Schweiz. Marion ist ein wenig üppig, aber durchaus attraktiv.“

Ich stelle sie mir ehrlich gesagt eher wie die Gisela vor, die Horst Schlämmer in seinem gleichnamigen Stück 'Gisela (Isch Möschte Nischt...)' anschmachtete. Apropos, Schlämmer! Der darf diesmal nicht auftreten. Aber das macht gar nichts, weil genug neue skurrile Charaktere auftauchen – vom windigen Immobilienmakler Wolfgang Scherper bis zu Schwester Rigoberta, einer kleinen, quirligen Krankenschwester aus Mozambique.


Fazit: Das Konzept des „Spielfilms für die Ohren“ ist es, die Handlung wie in einem Drehbuch oder Reclam-Heftchen so kurz und knapp wie möglich wiederzugeben. Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Aber Hape Kerkeling erfüllt dafür seine liebenswerten Charaktere mit soviel Leben, dass ihm die reduzierten Beschreibungen locker verziehen werden. Dabei sind die Figuren und die Geschichte um einiges interessanter als bei 'Ein Mann, ein Fjord' – so dass 'Amore und so'n Quatsch' bestimmt noch mehr Fans finden wird.

Mehr Infos: http://www.roofmusic.de/de/?area=tacheles&content=productdetail&id=710

CD-Box seit 24. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

 

 

 

Das könnte dazu passen:
Heinz Strunk – Die Zunge Europas
Jacques Palminger And The Kings Of Dub Rock – Mondo Cherry

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4. September 2008 4 04 /09 /September /2008 22:46

Da ist er wieder, der 'Herr Lehmann'! Wer kennt ihn nicht – diesen leicht verschrobenen Barkeeper, dem Christian Ulmen damals im Film sein Gesicht lieh? Fiel im ersten Buch damals die Mauer, steht sie diesmal wieder. Denn die Geschichte vom Hörbuch 'Der Kleine Bruder' spielt Ende 1980 und erzählt davon, wie Frank Lehmann in Berlin aufschlug.

Frisch von der Bundeswehr entlassen, macht sich Frank mit Punkkumpel Wolli auf in die Stadt, die das große Abenteuer bedeutet. Erste Anlaufstelle soll für ihn die WG von seinem Bruder Manfred, von ihm Manni genannt, sein. Doch der ist überraschend ausgeflogen – und weder der grummlige Erwin noch dessen Nichte Chrissie oder Manfreds Kumpel Karl haben einen Plan, wo er steckt. Dafür kann Frank nun sein Zimmer nutzen, was Karl gekonnt trocken kommentiert: „Hauptsache Lehmann! Freddie oder Frank, was macht das schon?“

Sowohl bei der Suche nach seinem Bruder als auch bei der nach seinem eigenen Weg gerät Frank wieder einmal in die skurrilsten Situationen – die ihn Sven Regener, auch bekannt als Sänger bei Element of Crime, gekonnt cool meistern lässt. Die Geschichte macht Spaß, aber das Regener sie selber vorliest, war leider nur ein mittelmäßiger Einfall. Der leicht schnoddrige Vortrag passt zwar zur Grundstimmung und der Autor hat natürlich das beste Gefühl dafür, was wie wann zumindest inhaltlich betont werden sollte. Aber leider fehlt ihm auch die stimmliche Variabilität, um den einzelnen Charakteren echte Individualität zu verleihen.

Fazit: Ungefähr zeitgleich mit der ersten Auflage in Buchform erscheint die Hörbuchversion als ungekürzte Autorenlesung von gut fünfeinhalb Stunden. Verstecken braucht sie sich hinter dem geschriebenen Wort nicht, aber wer welche Form präferiert, dürfte Geschmackssache sein. Als herrlich abgedrehte Unterhaltungslektüre punktet 'Der Kleine Bruder' aber auf jeden Fall – egal, ob zum Lesen oder Hören.

Mehr Infos: http://www.roofmusic.de

5-CDs-Box voraussichtlich ab 5. September 2008 im Handel erhältlich.

P.S.: Es ist noch gar nicht lange her, da gab es hier schon anderes von Element of Crime zu berichten - nämlich über ihre umfassende Mitwirkung am Soundtrack 'Robert Zimmermann Wundert Sich Über die Liebe'. Mehr dazu?
Hier klicken!

 

 

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