Da ist er wieder, der 'Herr Lehmann'! Wer kennt ihn nicht – diesen leicht verschrobenen Barkeeper, dem Christian Ulmen damals im Film sein Gesicht lieh? Fiel im ersten Buch damals die Mauer, steht sie diesmal wieder. Denn die Geschichte vom Hörbuch 'Der Kleine Bruder' spielt Ende 1980 und erzählt davon, wie Frank Lehmann in Berlin aufschlug.
Frisch von der Bundeswehr entlassen, macht sich Frank mit Punkkumpel Wolli auf in die Stadt, die das große Abenteuer bedeutet. Erste Anlaufstelle soll für ihn die WG von seinem Bruder Manfred, von ihm Manni genannt, sein. Doch der ist überraschend ausgeflogen – und weder der grummlige Erwin noch dessen Nichte Chrissie oder Manfreds Kumpel Karl haben einen Plan, wo er steckt. Dafür kann Frank nun sein Zimmer nutzen, was Karl gekonnt trocken kommentiert: „Hauptsache Lehmann! Freddie oder Frank, was macht das schon?“
Sowohl bei der Suche nach seinem Bruder als auch bei der nach seinem eigenen Weg gerät Frank wieder einmal in die skurrilsten Situationen – die ihn Sven Regener, auch bekannt als Sänger bei Element of Crime, gekonnt cool meistern lässt. Die Geschichte macht Spaß, aber das Regener sie selber vorliest, war leider nur ein mittelmäßiger Einfall. Der leicht schnoddrige Vortrag passt zwar zur Grundstimmung und der Autor hat natürlich das beste Gefühl dafür, was wie wann zumindest inhaltlich betont werden sollte. Aber leider fehlt ihm auch die stimmliche Variabilität, um den einzelnen Charakteren echte Individualität zu verleihen.
Fazit: Ungefähr zeitgleich mit der ersten Auflage in Buchform erscheint die Hörbuchversion als ungekürzte Autorenlesung von gut fünfeinhalb Stunden. Verstecken braucht sie sich hinter dem geschriebenen Wort nicht, aber wer welche Form präferiert, dürfte Geschmackssache sein. Als herrlich abgedrehte Unterhaltungslektüre punktet 'Der Kleine Bruder' aber auf jeden Fall – egal, ob zum Lesen oder Hören.
Mehr Infos: http://www.roofmusic.de
5-CDs-Box voraussichtlich ab 5. September 2008 im Handel erhältlich.
P.S.: Es ist noch gar nicht lange her, da gab es hier schon anderes von Element of Crime zu berichten - nämlich über ihre umfassende Mitwirkung am Soundtrack 'Robert Zimmermann Wundert Sich Über die Liebe'. Mehr dazu? Hier klicken!