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4. November 2008 2 04 /11 /November /2008 23:48

Obwohl es sich bei 'Paragraph 31' um das Debütalbum von Yassir handelt, konnte er schon so einige von sich überzeugen. Allen voran Jonesmann, der ihn auf sein Label 'Echte Musik' holte. Aber auch Azad, der im Video zu 'Prison Break Anthem' ein Shirt mit seinem Schriftzug trug. Wobei das in ihn gesteckte Vertrauen durchaus berechtigt ist, wie er jetzt beweist. Gleich das erste Stück 'Mein Leben' zeigt die Qualitäten des Frankfurter MCs auf. Er redet offen und ehrlich in den Lyrics über seine kriminelle Verganenheit, ohne sie aber zu glorifizieren: „So tief sink ich nicht wieder, ich dachte nie an morgen./ Diese Zeit war wirklich widerlich und vollgestopft mit Sorgen./ Ich habe wirklich alle Drogen, die es gibt, verkauft./ Hab gelogen und betrogen und so viele Jungs verhauen./ Das ist nichts, mit dem ich prahlen kann, ich bin darauf nicht stolz.“

Dass die Botschaften in seinen Songtexten Yassir wirklich wichtig sind, ist auch daran zu erkennen, dass er sie alle im Booklet abdrucken ließ. Dabei macht er sich auch mal locker wie auf dem Track 'Es Ist Meine Zeit', auf dem ihn Manuellsen, Josof und Harris unterstützen, der hier über seine Anfänge berichtet: „Ich hab gar nicht gewusst, was rappen ist, bis ich NWA hörte und fragte: Ey Bubu, was ist'n dies?/ Ich danke meinem Cousin bis heute dafür – und Rasmus auch, die Beiden öffneten mir diese Tür."

Den Beat dafür liefert Phrequincy, weitere gut geerdete Instrumentale kommen von Brisk Fingaz, Lex Barkey, Sti, Martelli, Benny Blanco sowie M3 & Noyd, die ja auch für Azad das 'Prison Break Anthem' eingetütet haben. Zudem hat sich fast halb Frankfurt auf der Platte verewigt, um Yassir Respekt zu zollen – von Sezai über Blaze, Solo, Hanybal, Jeyz und D-Flame bis hin zu Tone. Auf der ersten Single 'Kämpfersong' gibt sich dann noch Jonesmann die Ehre, den Refrain zu singen: „Das hier ist ein Kämpfersong. Yeah, ich steh auf und kämpfe für mein Leben./ Denn ich hab genug gesehen, und ich will nicht verbluten gehen.“

Im Titeltrack beschuldigt Yassir einige ehemalige Freunde im Songtext, ihn verraten zu haben. Der Paragraph 31 des Betäubungsmittelgesetzes regelt „Strafmilderung oder Absehen von Strafe“. Demnach können wohl Mittäter besser wegkommen, wenn sie bei der Aufklärung des Verbrechens helfen. In den USA nennen sie das wohl Snitching ("petzen"). Yassir stellt das so dar: „Er ist zur Zeit in Mode, der verräterische Trend./ Der scheinbar beste deiner Homies ist dann der, der dich verbrennt.“ Doch es gibt ja auch das berechtigte Whistleblowing – das rechtzeitige Ziehen der Notbremse, um die eigene Existenz zu schützen. Wie es sich jetzt genau in dem Fall verhält, weiß ich natürlich nicht. Derzeit befindet sich Yassir jedoch noch immer hinter Gittern.

Fazit: Das ist kein Gangstarap, das ist 'Knast-Rap'! Hart, ehrlich, gut – und vor allem ohne den Anschein zu erwecken, dass Verbrechen sich lohnt. Yassir ist textlich und technisch gut genug, um wirklich zu berühren. Mit 'Paragraph 31' könnte er es daher wirklich schaffen, den 'Teufelskreis' zu durchbrechen.

Mehr Infos: http://www.yassir.de

CD seit 31. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

 

 

 

Das könnte dazu passen:
Blaze – Schocktherapie
Various – Ecko Unltd. Vol. 1 (German Edition)

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