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16. März 2013 6 16 /03 /März /2013 14:47

In den Niederlanden ist Kyteman, der mit bürgerlichen Namen Colin Benders heißt, eine große Nummer. Sein Debütalbum 'The Hermit Sessions' verkaufte sich 2009 rund 80.000 mal, hielt sich zwei Jahre in den Charts und brachte ihm eine Platinauszeichnung ein. Mit 'The Kyteman Orchestra', gleichzeitig Name des neuen Werks und seiner „Band“, will er nun auch in Deutschland durchstarten – und der Tourauftakt am 15. März 2013 in Berlin ist ihm auf jeden Fall großartig geglückt!

http://www.roughtrade.nl/cover_images/8714835093985.jpgWenn ein Orchester angekündigt wird, darf das natürlich auch erwartet werden. Folglich war die Bühne im Kesselhaus der Berliner Kulturfabrik gestern Abend bis in die kleinste Ecke gefüllt. Links die Bläser-Sektion, rechts die Streicher, im Hintergrund ein achtköpfiger Chor und davor noch zwei Schlagzeuger plus Tasteninstrumenete. Mehr ginge kaum.

Nach einer noch quasi stark reduzierten Besetzung von nur rund zehn Mann für das Auftaktstück füllt sich für 'Preaching To The Choir' die Bühne dann richtig. Bis zu 30 Leute gehören zur Besetzung des Kyteman Orchestra auf dieser Tour. Es gab aber auch schon Auftritte, bei denen allein der Chor soviele Mitglieder gehabt haben soll.

Long Lost Missing Link

Danach folgen das an einen Volkstanz erinnernde Instrumental '7/8', 'Truth Or Dare' mit den Rappern Blaxtar und Pax sowie 'Long Lost Friend', bei dem Kyteman selbst Trompete spielt und Sänger Omar Soulay in seinen Lyrics dazu beschreibt, wie eine Freundschaft zerbrochen ist: „You know you let me down one too many times./ ButI don’t blame you for what we left behind./ See, I’m lookin for the answers in my own mind./ Maybe something is missing in me. It ain’t love I lack, I can love you back./ But when I think of how you’ve escaped I can see how you’ve been losing track./ With all this travelling from here to there, long lost friend.“

Für 'On S'en Fout', das der niederländische MC ReaZun auf Franzözisch rappt, reduziert sich The Kyteman Orchestra fast schon auf normale Band-Größe: Schlagzeug, Bass und Fender Rhodes Piano. Übersetzt bedeuten die Lyrics in etwa, dass die Welt brennt, es aber dem Songtitel nach niemanden interessiert.

Fehlen dürfen natürlich neben einer Jam-Session in dem gut anderthalb Stunden langen Konzert auch nicht die restlichen Stücke von 'The Kyteman Orchestra', also 'Day One', 'The Void', 'The Ballad', 'While I Was Away', das als Free Download erhältliche 'Angry At The World' und 'The Mushroom Cloud', zu dem ein wunderschönes Video mit Tanz-Performance gedreht wurde.

Fazit: Ein Orchester außerhalb der klassischen Konzerthäuser und somit eher für die Club-Kultur zusammenzustellen, ist eine schöne und sehr gut gelungene Idee. 'The Kyteman Orchestra' überzeugt auf Tonträger genauso wie natürlich live, wo beeindruckend gezeigt wird, wie alle gemeinsam als ein Ganzes agieren. Tanzen, schwelgen, sich verzaubern lassen – hier ist alles möglich.

Mehr Informationen unter: http://kyteman.com

Das könnte dazu passen:
Peter Fox – Stadtaffe
Various – 58 Beats Presents: Wor(l)d Connects Vol. 1

The Kyteman Orchestra live und in Farbe 2013: 16.3. München – Muffathalle *** 17.3. Frankfurt – Mousonturm *** 24.3. Keulen – Gloria *** 25.5. Hamburg – Elb-Jazz *** 21.6. Scheessel – Huricane & Neuhausen – Southside

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2. März 2013 6 02 /03 /März /2013 23:10

Die ersten Zeichen, dass Xavier Naidoo einem Dubstep-Projekt nicht abgeneigt wäre, gab es schon letztes Jahr auf seiner Best-Of-Compilation und beim Tribut-Album 'Dark Symphonies' zu hören. Nun ist es soweit: Er geht als Der Xer mit 'Mordsmusik' an die Öffentlichkeit – und überzeugt mit zum Teil recht spannenden Sounds und Inhalten.

cover-der-xer.jpgEröffnet wird das leider nur neun Stücke lange Album gleich mit starken Tobak. Auch wenn das bei seinen Lyrics zu 'Bunte Steine' vielleicht nicht gleich so offensichtlich ist. Aber der Gast-Rap von Olli Banjo erleichtert die Interpretation, dass es um so genannte Blutdiamanten geht, die unter der Missachtung von Menschenrechten in der Dritten Welt abgebaut werden: „Die Erste Welt kann mich nicht fühlen, ich bin schwer getroffen./ Ich geh Steine klopfen, tief im Boden, Hände offen.“

Danach wird es textlich nicht gerade angenehmer. So bezieht sich Der Xer im Songtext zu 'Die Ferne ruft' auf eine Szene aus 'Der Pate', in der Don Corleone eine blutige Nachricht übermitteln lässt: „Ein abgeschnittener Pferdekopf ist nicht immer ein Zeichen.

Die Geister, die ich rief

Dass Xavier Naidoo es auch mal gruselig mag, zeigte er schon bei der Geisterjäger-Hörspielreihe 'John Sinclair'. In der Folge 'Angst über London' hatte er nicht nur eine kleine Sprechrolle, sondern präsentierte auch auf der beigefügten Tribut-CD 'Dark Symphonies' (Kritik dazu hier) erstmals seinen Dubstep-Sound mit 'Einsam mit Euch'.

Der düstere Elektro-Track ist nun auch auf 'Mordsmusik' enthalten. Produziert wurde das Ganze von Lee Williams, während die restlichen acht Stücke durchweg von Cop Dickie stammen. Nach seiner Ausbildung am Fellbacher Popcollege wurde das Nachwuchstalent ins Team der Naideoo/Herberger Studios geholt.

Cop killing Kopficker

Auf Xavier Naidoos Werkschau 'Danke Fürs Zuhören' durfte Cop Dickie letztes Jahr den Dance-Remix von Banks & Rawdriguez zu 'Ich Kenne Nichts (Das So Schön Ist Wie Du)' schon co-produzieren. Zudem überzeugte er bestimmt damit, dass er unter anderem Remixe für Katy B, Neodisco, Tua und Chase & Status gemacht hat. Seine Version von 'Time' des zuletzt genannten Duos gibt es neben diversen weiteren Free Downloads unter https://soundcloud.com/cop-dickie zum Runterladen.

Auf 'Mordsmusik' kann der Newcomer nun mal etwas länger am Stück beweisen, was er drauf hat. Seine Instrumentals sind dabei durchaus recht abwechslungsreich geraten. 'I Can Feel You', das Der Xer neben drei weiteren Titeln komplett auf Englisch singt, ist zum Beispiel eine etwas geradlinigere Elektro-Pop-Dancenummer geworden.

Deutlich angriffslustiger ist dagegen 'Feindbewegung/N-Täuschung', das mich nicht musikalisch, aber irgendwie von der Art her an Reamonns Falco-Cover 'Jeanny' mit Xavier Naidoo erinnert: „Du hast mir lange nicht mehr zugehört, dein Raum ist schalldicht verschlossen./ Ich hab dir lange nicht mehr zugehört, und deshalb hab ich dich gerade erschossen./ Du bist schuld daran./ Du hast dich zu weit aus dem Fenster gelehnt, du kranker, alter Mann.“

Fazit: Dem Titel 'Mordsmusik' wird Der Xer absolut gerecht. Die Sounds sind aggressiv und die behandelten Themen ebenfalls mit düsteren Ecken und Kanten versehen. Insgesamt ist das Ergebnis also deutlich spannender als XAVAS. Wenn Xavier Naidoo überlegt, was er vielleicht noch mal machen soll, dann bitte den Xer.

Mehr Informationen unter: http://www.facebook.com/DerXer

Digital-Album seit 1. März 2013 erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Xavier Naidoo – Danke fürs Zuhören
XAVAS – Gespaltene Persönlichkeit

Xavier Naidoo live und in Farbe 2013: 17.5. Düsseldorf – Hangar 8 (ausverkauft!) *** 31.5. Ladenburg – Festwiese *** 1.6. Salem – Schloss *** 21.6. St. Wedel – Festwiese *** 22.6. Bielefeld – Soundpark *** 23.6. München – Königsplatz *** 29.6. Salzburg (A) – Messegelände *** 3.7. Kestenholz (CH) – St- Peter at Sunset *** 5.7. Zürich (CH) – Blatterwiese (Touch the Lake Festival mit XAVAS) *** 6.7. Basel – Park im Grünen (Summerstage mit XAVAS) *** 13.7. Dresden – Elbufer *** 23.8. Coburg – Schloßplatz (mit XAVAS) *** 30.8. Berlin – Zitadelle Spandau (mit XAVAS) *** 13.9. Dortmund – Westfalenpark (mit XAVAS)

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13. Dezember 2012 4 13 /12 /Dezember /2012 21:58

Nachdem der Electro-Frickler Playpad Circus, kurz PPC, 2008 seine Debüt-LP 'Further Down The Line' noch im Eigenvertrieb veröffentlicht hat, kommt nun mehr von ihm über Equinox Records raus. Mit Arbeiten für Audio88, 2econd Class Citizen und Odd Nosdam als Referenzen hat der Berliner da die Messlatte für seine 'Phantasma EP' hoch gelegt – und punktet mit abwechslungsreichem Abstract HipHop.

cover-playpad-circus.jpgDas erste Stück 'Trailer's Drop' beginnt erst ganz freundlich, geht dann nach einer Art heiserem Kichern in einem stampfenden Beat über und wird nach und nach immer chaotischer mit Vocal-Schnipseln, Verzerrungen und Störgeräuschen. Zwischendurch gibt es mit ein paar Streicher-Sounds etwas Entspannung, bevor der Beat den Kopf weiter nicken lässt.

Zum Ende hin hört es sich an, als ob der Beat mit einem Echo-Effekt gedoppelt wird, bis schließlich wieder der ruhige Part vom Intro einsetzt. In den fast fünf Minuten tut sich mehr als bei anderen Leuten auf einem ganzen Album.

Manege frei!

Für die zweite Nummer 'Sculpting Supernova' hat Playpad Circus ein paar Lyrics vom kanadischen Rapper Noah23 zerhackt, mit dem er auch schon diverse Stücke gemeinsam aufgenommen hat. Von dem eher unzusammenhängenden Sprachfetzen abgesehen ist der über sechsminütige Track aber wesentlich konventioneller als der Opener seiner 'Phantasma EP'.

Damit sich seine vielschichtigen Produktionen voll entfalten können, lässt sich Playpad Circus nun deutlich Zeit bei den einzelnen Werken. 'Maria Parhuzam' kommt sogar auf eine Spieldauer von über sieben Minuten, während 'Further Down The Line' damals trotz zehn Aufnahmen keine halbe Stunde lang war.

Diving for drunken treasures

Auf https://soundcloud.com/#playpadcircus bietet Playpad Circus übrigens die Tracks vom Debüt als Free Downloads an. Um das Drum Recording dafür kümmerte sich Sebastian Kiefer, mit dem Playpad Circus auch gemeinsam in der Band 'Diving For Sunken Treasure' spielt.

Zum lebenslustigen Titel 'Drink And Fuck' muss noch gesagt werden, dass er bereits auf einer Split-Single mit Azabeats zu hören war/ist, die durch Luana Records veröffentlicht wurde. Überraschenderweise klinkt das Ganze schon recht punkig nach Electroclash. Das rockt auf jeden Fall!

Die EP endet schließlich mit 'Wide Awake', das eine Art Neuinterpretation von 'Neun' aus dem Debüt 'Further Down The Line' darstellt. Darin wird zu ruhigen, fast bedrohlichen Klängen der britische Film 'Cashback' zitiert, bei dem Hauptfigur Ben unter Schlafstörungen leidet: „The more I tried to sleep, the less tired I felt. I was wide awake. I tried everything. I'd just become immune to sleep.“

Fazit: Klar, im Radio oder im Club zum Tanzen werden die Sachen von Playpad Circus eher weniger zu finden sein. Aber wer auf der Suche nach etwas ungewöhnlicheren Electro-Instrumentals ist, sollte in die 'Phantasma EP' reinhören, die für meinem Geschmack definitiv zu kurz ist und Lust auf mehr macht.

Mehr Infos unter: http://www.equinoxrecords.com/artists/playpad_circus/

EP voraussichtlich ab 14. Dezember 2012 erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Deckard – For A Better Tomorrow
Sepalot – Chasing Beats

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1. März 2012 4 01 /03 /März /2012 22:51

Mit seinem offiziellen Debütalbum 'Camp' ist Childish Gambino Ende letzten Jahres knapp an der US-Top-Ten vorbeigerutscht. Nun erscheint das Rap-Werk auch hierzulande und punktet mit vielen lustigen Ideen. Kein Wunder, ist Donald Glover doch vor allem durch die Comedy-Serien '30 Rock' und 'Community' bekannt worden.

childish-gambino-cover.jpgDafür, dass der in Kalifornien geborene und in Georgia aufgewachsene Childish Gambino bisher eher als Spaßvogel aufgefallen ist, eröffnet er seine Platte sehr ernst mit ’Outside’. Darin beschreibt er als Ich-Erzähler den Weg seiner Familie raus aus der Hood in ein besseres Leben. Hoffnungsvoll mit unterstützendem Gospelchor ermutigt er alle zum Aufbruch.

Wirklich leichter wurde es aber für dessen Eltern anscheinend nicht unbedingt, wie er in den Lyrics weiter erzählt: „They left the Bronx so I wouldn't be that./ All their friends in NY deal crack./ It's weird, you think that they'd be proud of 'em./ But when you leave the hood they think that you look down on 'em.“

Childish und die Traumfabrik

So kann der Traum zum Alptraum werden, wenn Neid und Missgunst herrschen. Doch es geht noch düsterer. Im Video zu ’Bonfire’ erwacht Gambino mit einer Schlinge um den Hals im Wald. Nur um dann zu sehen, wie ein mit Strick und Messer Bewaffneter auf eine Gruppe am Lagerfeuer zusteuert.

Dazu rappt Gambino heiser in typischer HipHop-Manier darüber, dass er sich im Grunde durch nichts unterkriegen lässt: „These rappers won't know what to do./ Cause all I did was act me like a Looney Tune./ I'll give you all of me until there's nothing left./ I swear this summer will be summer Camp, bitch!“

Wer zuletzt lacht, ...

Und Gambinos ’Camp’ hat für diesen Sommer viel zu bieten. 'Letter Home' ist zum Beispiel eine mit Streichern unterlegte Liebesgeschichte, die er im Gesangsstil von Drake vorträgt. Der brummende Elektro-Bass von 'Heartbeat' erinnert dagegen eher an experimentellere Jungs wie Theophilus London oder Spank Rock.

In seinen Songtexten bezieht er sich zudem auch schon mal auf ganz andere Referenzpunkte wie den Singer/Songwriter Sufjan Stevens in 'Fire Fly' oder Schauspieler James Franco (u.a. '127 Hours' und 'Spider-Man') in 'Hold You Down'.

Aber Hipster oder nicht, auf solche Schubladen hat der 28-jährige MC wenig Bock. Schon 2010 teilte er mit dem Titel seiner EP, die größtenteils als Free Download unter http://soundcloud.com/childish-gambino erhältlich ist, allen Interessierten klipp und klar mit, dass er nur eines ist: „I'm just a Rapper“!

Fazit: Lachen ist die beste Medizin – und 'Camp' macht ziemlich Laune, selbst oder gerade wenn Childish Gambino über ernste Themen spricht. Der große Hit fehlt zwar, aber wer Spaß versteht, wird von ihm gut unterhalten.

Mehr Informationen unter: http://www.childishgambino.com

CD voraussichtlich ab 2. März im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Shwayze – Shwayze
Roots Manuva – Slime & Reason

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30. Januar 2012 1 30 /01 /Januar /2012 19:31

Nachdem letztes Jahr schon Sepalot mit ’Chasing Clouds’ auf Solo-Pfaden wanderte, folgt nun mit Ya-Ha! der nächste Alleingang eines Blumentopf-Mitglieds. Wobei Florian „Kung Schu“ Schuster gleich mit einer neuen Band antritt, bei der allerdings hauptsächlich Sängerin Janna Wonders den Ton angibt. Und das macht sie gut!

ya-ha-cover.jpgDass die Beiden zusammenarbeiten, ist übrigens nicht wirklich neu. Aber davor war es nie so konzentriert. 2003 war Janna zum Beispiel schon bei 'Da Läuft Was Schief' auf der Blumentopf-Scheibe 'Gern Geschehen' dabei.

Du & Ich & Immer & Überall

Mehr gab es dann hier und da zu hören – unter anderem auf den Blumentopf-Platten 'Musikmaschine' und 'WIR', beim Projekt Call Me Wonders, auf dem Münchener HipHop-Sampler '...Haben Wir Nicht Nötig!!' und schließlich im Sommer 2010 auf der EP 'Überdosis Du' von Ya-Ha!. Von der EP hat es allerdings jetzt nur der Titeltrack neben 'Fake Coco Chanel' auch aufs Album geschafft.

Wer das flippige 'F.C.C.' kennt, wird gleich zu Beginn des Albums von 'Robotermädchen' überrascht. Der wunderbar kühle Elektro-Pop erinnert eher an 'Das Model' von Kraftwerk (aus 'Die Mensch-Maschine' von 1978), denn die ersten Zeilen der Lyrics gehen bei Ya-Ha! zum Beispiel so: „Sie ist die Sensation des Jahres, sie hat was unerreichbar Ideales./ Ihre großen Augen glitzern, funkeln metallisch in den Lichtern./ Ihr Lächeln macht sie so sympathisch, sie zeigt es mir ganz automatisch.“

Beweg deinen Popo zu Coco

Erste Single ist allerdings halt 'F.C.C.', bei dem es wie auf einigen anderen Liedern ('Elektrisch Ist Die Nacht', 'Ya-Ha!') einfach ums Feiern mit „Krawall und Remmidemmi“ geht, wie folgendes Zitat aus dem Songtext zeigt: „Ich verwüste diesen Club wie ein Tornado./ Boom Tschak macht die Drum, sie hört auf mein Kommando.“

Das mit dem „Fake“ ist übrigens nur ein Missverständnis. Beim 'Tubbe Remix' auf der 'F.C.C.'-Single stellt Holy Moly in ihrer zusätzlichen Strophe klar, dass die Tasche echt teuer war und der Typ am Strand gesagt hat, dass sie echt echt sei.

Von 'F.C.C' gibt es noch einen Remix vom Blumentopf-Kollegen Roger, den er als Free Download unter http://soundcloud.com/roger-10/fake-coco-chanel-roger-rmx zur Verfügung gestellt hat. Den Rhythmus treibt er dabei mit wiederkehrendem „Boom Tschak“-Sample vorwärts – und hat damit bewusst oder unbewusst auch wieder eine Brücke zu Kraftwerk geschlagen, die 1986 das Stück 'Boing Boom Tschak' veröffentlicht haben.

Fast schon Ideal

Die Lyrics beim Party-Track 'Ya-Ha!' zollen dagegen einem Berliner Duo Tribut, das einen ähnlichen Stilmix aus Electro und Pop auffährt: „Kollektiver Strom – durch die harte Wand./ Fliegen durch den Raum – Idealzustand./ Füße fangen an – tanzen im Quadrat./ Alle in Aktion – Stereo Total./ Ich schrei', du schreist, alle schreien: Ya-Ha!“

Dass Ya-Ha! auch anders können, zeigt unter anderem das ruhige Liebeslied 'Alles Und Eins', bei dem auch Streicher zu hören sind. Oder 'Herz Bleibt Stehen', das inhaltlich das völlige Gegenteil beschreibt, denn der Zauber ist hier verflogen. Ganz anders wiederum ist 'Made In China', das Konsumkritik in äußerst tanzbare Rhythmen verpackt und unter http://soundcloud.com/info-952-1 als Free Download angeboten wird.

Fazit: Mit Ya-Ha! hat Schu ein Nebenprojekt zum Blumentopf angestossen, dass auf jeden Fall das Potenzial für mehr hat. Beziehungsweise muss da definitiv noch was folgen, denn mit knapp einer halben Stunde Spieldauer ist 'Immer & Überall' wirklich viel zu kurz geraten.

Mehr Informationen unter: http://yahamusik.com

CD voraussichtlich ab 3. Februar 2012 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Gomma All Stars & Peaches – Casablanca Reworks EP
Blumentopf – allein, allein

Ya-Ha! live und in Farbe 2012: 01.03. Berlin – Maschinenhaus/Kulturbrauerei *** 10.03. Pfarrkirchen – Club Bogaloo *** 21.03. Frankfurt – Nachtleben *** 22.03. Köln – Underground 2 *** 23.03. Bremen – Zollkantine *** 24.03. Hannover – Faust (Mephisto) *** 29.03. München – Ampere *** 05.05. Mannheim – Suite *** 12.05. Dingolfing – Red Box Festival

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26. Januar 2012 4 26 /01 /Januar /2012 21:30

Der Weg zum Debütalbum scheint für Niila relativ lang und beschwerlich gewesen zu sein. Schließlich gab es gut ein Drittel der Songs schon 2009 auf einer EP. Und die restlichen Stücke für ’Abheutsindwirnichtmehralleine’ wurden wohl bereits 2010 aufgenommen. Macht aber nichts, klingt immer noch frisch.

niila-cover.jpgIn ihren Stücken mischen SängerDaniel Hirschligau, Gitarrist Simon Geuchen, Bassistin Kati Hollstein und Schlagzeuger Michael Schellhammer krachenden Garagenrock mit lieblichen Indiepop.

Einfachauchmalgutzusehn (Mach kaputt, was dich kaputt macht)

'Warum Willst Du Dich Zerstören (Deine Schönen Hände Haben Lang Genug Gezittert)' ist ein gutes Beispiel für die Laut-/Leise-Wechsel, aus denen sich die Energie des Quartetts aus Braunschweig speist. Sieht die Hand wahrscheinlich genauso und stellt das Stück zum Anfixen unter http://soundcloud.com/niila/warum-willst-du-dich-zerst-ren als Free Download zur Verfügung. Dazu wurde ein Video gedreht, bei dem die belastende Beziehung nur auf eine Art beendet werden kann – mit tödlichem Ende.

Hoffnungsvoll, zuversichtlich und auch musikalisch sanfter ist dagegen ’Das Kribbeln Der 1000 Kleinen Beine (Sie Weinen Unsere Tränen)’ aufgebaut, bei dem in den Lyrics auch der Albumtitel auftaucht: „Gestern noch hatte ich fürchterlich Angst vor Leere, vor Einsamkeit und Langeweile./ Doch irgendwas wurde tief in mir erweckt. Ab heut sind wir nicht mehr alleine.“

Über Lieben und Rock'n'rollen

Der fröhlichste Song dürfte allerdings ’Cola Trinken (Wir Lachten Und War’n Glücklich)’ sein. Wie ’Anna träumt von Hollywood (Dein Wunsch Ist Ein Rotes Band)’ gab es das Lied schon auf der EP 'Blass Und Jung Und Gut'. Anna spielt jetzt zudem eine Rolle in ’Das Labyrinth (In Einer Welt Voller Spaß Und Glück)’, aus dem sie und der Ich-Erzähler keinen Ausweg finden.

Ein anderes Mädchen wird in 'Selbstbetrug' besungen: Sam. Interessant ist hier vor allem, dass Daniel Hirschligau die letzte Strophe aus ihrer Sicht erzählt: „Mein Name ist Sam, ich bin 18 Jahr'./ Ich hab ihn gern, und ich will nicht mehr wissen, wer ich früher mal war.“

Zum Abschluss gibt es dann noch den Hidden Track 'Liebe Und Rock'n'Roll (Mit Edding Tätowiert)', das mit einer Zeile sehr gut den Sound von Niila zusammenfasst: „Wir flüsterten Liebe und schrieen Rock’n’Roll“!

Fazit: Niila rocken auf 'Abheutsindwirnichtmehralleine' nicht nur so gut, dass sie sich für einen Konzertbesuch empfehlen. Sie haben auch genug überraschende Ideen eingebaut, damit sich die Hörer inhaltlich mit ihnen auseinandersetzen können. Und da das Material ja nun nicht ganz so neu ist, sollten sie ruhig mal schnell was nachlegen.

Mehr Informationen unter: http://www.niila.de

CD voraussichtlich ab 27. Januar 2012 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Die Sterne – Für Anfänger
Various – Robert Zimmermann Wundert Sich Über Die Liebe

Niila live und in Farbe 2012: 03.02. Braunschweig – MERZ (Album Release Party) *** 25.02. Wolfsburg – Sauna-Klub *** 17.03. Hameln – Freiraum *** 28.03. Hildesheim – Kulturfabrik (Club VEB)

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23. Januar 2012 1 23 /01 /Januar /2012 21:22

Was kann sich eine Band zum 20-jährigen Gründungsjubiläum schenken? Eine kleine Rückschau! Und so haben die Hamburger einfach für das Mini-Album ’Für Anfänger’ fünf ihrer Hits neu aufgenommen und mit zwei zusätzlichen Coversongs garniert. Da freut sich nicht nur das Geburtstagskind!

sterne-coverAber was sind die Hits, wenn über 100 Songs zur Auswahl stehen und keine der rund 20 Singles je in die Top 100 der Charts gelandet ist? Fehlen darf da natürlich nicht ’Was Hat Dich Bloß So Ruiniert?’ aus dem Jahr 1996. Immerhin wurde es auch gerade für den Soundtrack zu ’Jonas – Der Film’ mit Christian Ulmen ausgewählt.

Textsicher ins nächste Jahrzehnt

Bei den Fragen in den Lyrics von Sänger Frank Spilker kann auch jeder immer noch schauen, wie die eigenen Antworten darauf ausfallen: „Wo fing das an, was ist passiert? Hast du denn niemals richtig rebelliert?/ Kannst du nicht richtig laufen, oder was lief schief?/ Und sitzt die Wunde tief?/ In deinem Innern./ Kannst du dich nicht erinnern?/ Bist du nicht immer noch Gott weiß wie privilegiert?/ Was hat dich bloß so ruiniert?“

Das andere große Lied ist natürlich ’Universal Tellerwäscher’, dass ganz offiziell als Free Download unter http://vibedeck.com/snowhite/die-sterne-universal-tellerwäscher-rerecording erhältlich ist. Auch hier dürfte es so sein, dass mehr Leute den Songtext (er-)kennen, ohne dass sie ihn unbedingt richtig zuordnen können: „Er kennt sich schon lange
 und er kann sich nicht mehr sehen./
 Dabei gibt es wirklich 1000 schöne Filme über ihn./

 Als den Universal Tellerwäscher
– im Studio./
 Er wäscht wirklich Teller, er tut nicht so.“

Von und für Superpunks

Hinzu kommen die Stücke 'Inseln', 'Big In Berlin' und das inzwischen auch schon 20 Jahre alte 'Fickt Das System'. Außerdem gibt es die zwei Coversongs ’Ich Halte Es Nicht Aus’ von Die Regierung und ’Ich Weigere Mich Aufzugeben’ von Superpunk. Letzteres stammt von ’Oh, dieser Sound! Stars spielen Superpunk’, auf dem neben den Sternen unter anderem auch Fettes Brot, Madsen und Thees Uhlmann den Hamburger Kollegen letztes Jahr Tribut zollten. Klingt jetzt bei den Sternen lustigerweise nach Reggae.

Fazit: 'Für Anfänger' hält, was es verspricht. Wer die Sterne nicht so gut kennt, erhält dank der EP einen sehr guten Einblick in ihr Schaffen. Derjenige muss sich dann auch keinen Kopf darüber machen, ob die Neuaufnahmen nun besser klingen oder nicht. Zumindest kann er beim Konzert dann mitsingen – und das lohnt sich allemal.

Mehr Informationen unter: http://www.diesterne.de/

CD seit 20. Januar 2012 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Sven Regener – Der kleine Bruder
Various – Robert Zimmermann Wundert Sich Über Die Liebe

Die Sterne live und in Farbe 2012: 02.02. Hamburg − Uebel & Gefährlich *** 03.02. Bochum − Bahnhof Langendreer ***
 04.02.2012 Osnabrück − Kleine Freiheit

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15. Januar 2012 7 15 /01 /Januar /2012 01:01

Deckard, Produzent aus München, nennt seinen Stil Left Field Electronica. Passt, denn seine auf dem Debütalbum 'For A Better Tomorrow' überwiegend instrumental gehaltenen Stücke liegen schon eher etwas neben der Norm.


deckard-cover.jpgNehmen wir zum Beispiel das ungewöhnliche 'Günesim', für das auch ein Roadmovie-Video von Regisseur Ceylan-Alejandro Ataman-Checa gedreht wurde. Zum ruhigen Beat, den das Label 'Equinox' vom Tempo her als „dubsteppish“ beschreibt, singt Deniz Cagli ein türkischsprachiges Liebeslied aus dem Film 'Im Juli' von Fatih Akin. Der Titel bedeutet übersetzt „Meine Sonne“. Übrigens der einzige Song, der mit Gesang arbeitet.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Bei den anderen Sachen werden dagegen höchstens mal ein paar Vocal-Samples eingestreut. Der Titeltrack beginnt etwa mit einen Statement, das Deckard sich bestimmt als Motto für sein eigenes Schaffen auf die Fahne geschrieben hat: „Creating sounds that have never been heard before“. Dazu schleicht sich ein düsterer Soundtrack an, der zur Mitte hin völlig auf den Beat reduziert wird, bevor wieder kleine Gitarren- und sonstige Schnipsel einsetzen.

Das als Vorabsingle veröffentlichte 'Andromeda' startet ebenfalls relativ relaxt, um gegen Ende hin in ein kleines Beat-Gewitter zu münden. Das erinnert zwar nicht klanglich, aber zumindest von der Dramaturgie ein bisschen an 'You Got Me' von The Roots.

Free your mind... and the rest will follow

Bilder wie aus dem Endzeitfilm 'The Road' kommen da schon mal in den Sinn. In dieser grundsätzlichen Stimmung baut sich das fast einstündige Album mit Abstract Electronica auf, was es nicht ganz einfach macht, es am Stück durchzuhören. Wer es selbst mal in kleinerer Dosis testen will, kann sich unter http://soundcloud.com/dasdeckard einen etwa 15-minütigen Mix zum Album und einige ältere Tracks von Deckards ’Noir Desire’-EP als Free Downloads ziehen.

Noch leichter macht es Deckard den Hörern mit dem 'Odd Files'-Mixtape, das es ebenfalls als Free Download unter http://oddbloggings.com/the-odd-files-by-deckard-yet-another-odd-bloggings-exclusive-mixtape gibt.  Mit gleich vier eigenen, bisher unveröffentlichten Stücken im gelungenen Set zeigt der Münchener, dass er durchaus auch „fröhlichere“ Musik machen kann.

Fazit: 'For A Better Tomorrow' ist keine leichte Kost, schafft aber konsequent ein Klangbild, das zum Schwelgen in den dunkleren Ecken der elektronischen Spielwiese einlädt.

Mehr Informationen unter: http://deckard-worldwide.com

Album voraussichtlich ab 16. Januar 2012 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Various – Robert Zimmermann Wundert Sich Über Die Liebe

 

 

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20. November 2008 4 20 /11 /November /2008 23:53

Nachdem Dilated Peoples mit der Video-Doku ‘The Release Party’ letztes Jahr mal locker mehr als ein Jahrzehnt ihrer HipHop-Geschichte Revue passieren ließen, steht 2008 im Zeichen der Solo-CDs. DJ Babu veröffentlichte vor ein paar Wochen ’Duck Season Vol. 3’, nun legt Evidence nach.Seine neue EP ’The Layover’ ließ er dabei übrigens bereits von DJ Skee durch ein Mixtape gleichen Namens anpreisen, das es als Download kostenlos zu holen gibt. In der JUICE 114 sagt er dazu: Es ist ein Free Download-Mixtape mit all den Freestyles, die ich in den letzten Monaten im Internet veröffentlicht habe." Darauf zu hören sind außerdem die zwei Stücke der EP, die momentan auch auf http://www.myspace.com/evidence als Freedownloads zu finden sind – der Titeltrack und ’For Whom The Bell Tolls’.

Bei dem zuletzt genannten Song rappt Ev zu einem Beat von Khrysis mit Phonte von Little Brother und Blu von Johnson & Jonson darüber, was sie beschäftigt, wenn das letzte Stündlein geschlagen hat. Die Lyrics zum Refrain trägt Will.i.am von den Black Eyed Peas bei: „Some people live their life to die. Some people live to try, and fly, and fly sky high./ Some people live their life to ride. Ride 'cause they riders, some people talk that jive./ Some people live their life to lie. I live my life to open up my eyes real wide, wi-wide./ Some people wanna live blind and walk the road. Oh, no - for whom the bell tolls.”

Des weiteren gibt es auf dem Mixtape nicht nur 'The Last Shall Be First' von Dilated Peoples zu hören, sondern auch nochmal Evidences Crew-Kollegen Rakaa Iriescience beim Allstars-Track 'Beats Like This', das Stück 'For Whatever It's Worth' von 'Duck Season Vol. 3' und mehrere Aufnahmen seines mit The Alchemist ins Leben gerufenen Projekts The Step Brothers – unter anderem eine neue Version zu 'Hits From The Bong' von Cypress Hill.

Außerdem enthalten ist 'Worldwide' von Ev und Defari. Die Beiden verbindet ja eine Freundschaft, die auch schon seit Ewigkeiten besteht. So produzierte Evidence ja unter anderem bereits 1998 den Klassiker 'Bionic' für Defari. Auf der EP ist zudem noch 'Don't Hate' des dynamischen Duos zu finden, für das Ev das Instrumental selbst produziert hat. Ein Video dazu wurde auch schon gedreht, das auf einer Bonus-DVD der EP beigefügt ist.

Auf der DVD sind dann noch zwei ältere Clips sowie gleich drei weitere für 'The Layover' enthalten. Der Spot zum Titeltrack zeigt Ev, wie er am Flughafen abhängt. Beim surrealen 'Solitary Confinement' mit Krondon von Strong Arm Steady gibt es skurriler Weise ein Häschen zu sehen, das seine Brüste in der Wüste zeigt. Lustiger ist dagegen 'The Far Left', bei dem Ev wie einst Bob Dylan den Songtext auf Papptafeln präsentiert: „Eyes open 20/20 – he's a white owl./ No joking, $ 1st... I'm like a tri-band – cellphone on the other side of your... land.“

Kommen wir noch mal zu Babu zurück. Auf der EP hat er für 'So Fresh' das Scratching beigesteuert, einen 'Interlude' aufgenommen und 'Rain Or Shine' produziert – und das, obwohl er mit 'Duck Season Vol. 3' bestimmt mehr als genug zu tun hatte. Immerhin hat er dafür 18 Stücke eingespielt. Mit dabei waren unter anderem M.O.P., Sean Price, A.G., Oh No, sein Likwit-Junkies-Partner Defari, Little Brother, Strong Arm Steady und beim Dancehall beeinflussten Stück '2 Feet' Kardinal Offishall und Rakaa Iriescience. Der soll übrigens gerade noch an seiner Solo-Scheibe schrauben. Aber wenn die ähnlich cool wie die Werke seiner zwei Kollegen wird, ist ja alles im grünen Bereich!

Fazit: Evidence ist umtriebig wie nie zuvor. Wobei bei ihm anscheinend Quantität zum Glück nicht der Qualität schadet. Schön ist auch zu sehen, wie sich die drei Kumpels von Dilated Peoples um sich und ihr Umfeld kümmern. Da wird garantiert noch einiges Spannendes aus der Ecke auf uns zukommen!

Mehr Infos: http://www.therealevidence.com

CD voraussichtlich ab 21. November 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Kardinal Offishall – Not 4 Sale
Outlawz – We Want In

Evidence mit den Dilated Peoples live und in Farbe 2008: 25.11. Amsterdam – Club More Amore (The Layover EP Celebration) *** 26.11. Erfurt – Centrum

 

 

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20. November 2008 4 20 /11 /November /2008 23:52

13 verflixte Jahre, nachdem da Blumentopf (ja, die Jungs hatten damals noch so eine Art Artikel im Bandnamen!) auf der ’Münchmob’-EP von Main Concept ihre wohl erste offizielle Aufnahme eingespielt haben, gab es 2008 die große Solo-Offensive der einzelnen Mitglieder – und ganz beendet ist diese Phase noch immer nicht.

Sepalot ist jetzt zum Beispiel mit seinem Track 'Go Get It' noch einmal die Ehre zuteil geworden, auf dem Jubiläumssampler 'Compost Dreihundert' neben Künstlern wie Alif Tree aus Frankreich, Robert Owens aus England und Wojtek Urbanski aus Polen präsentiert zu werden. Dabei wird schnell klar, wie gut er sich in dieses internationale Umfeld einreiht.

Gesungen wird das funky mit Bläsern und Dancehall-Beat angetriebene 'Go Get It' von Ladi6 aus Neuseeland. Auf deutschsprachige Beiträge hat Sepalot auf seinem Album 'Red Handed' ganz verzichtet. Mit dabei sind unter anderem die Amis Saigon, OlivierDaySoul und Frank Nitty, zu dessen 'The Intro' auf http://www.sepalot.com noch ein Remix als mp3 zum Free Download zu finden ist. Selbst Esther, mit der Sepalot 2003 das Album 'Eskapaden' aufgenommen hat, singt diesmal in englisch.

Eigentlich schade, denn ein deutscher Text hätte bestimmt auch im Ausland für Aufmerksamkeit gesorgt. Schließlich war die Idee, dass Roger bei 'Ride On', einem der AC/DC-Cover für die EP 'Fraud' von Sepalot, auf deutsch den Text neu interpretierte, schon ein witziges Gimmick.

Apropos, Roger! Der hat auf seiner Solo-Scheibe 'Alles Roger' wirklich (fast) alles selber gemacht: von der Musik über die Songtexte bis zur Grafik. Im Oktober veröffentlichte er dann noch als Single 'Schau Nach Vorn'. Die lyrics schrieb er für einen guten Kollegen, der seinen ganzen Trennungsschmerz so lange ausgelebt hat, dass der Wahnsinn nicht mehr weit war. Doch Roger hilft mit guten Ratschlägen gerne weiter: „Man kann die Zeit nicht zurück drehen./ Manche Dinge muss man hinnehmen./ Irgendwann enden alle Glückssträhnen./ Man muss nach vorn' sehen.“

Ein dickes „Kopf hoch!“ geht auch raus an Schu. Bei ihm lief 2008 anscheinend irgendwas anders als geplant. Zusammen mit dem Sampler ’…haben wir nicht nötig!!’ wurde im vorherigen Jahr eigentlich angekündigt, dass da in '08 mehr von Schu und Janna auf dem Münchner Label ’58 Beats’ folgen würde. Unter http://topfhits.wordpress.com hat Schu allerdings nun bereits schon geschrieben, dass es keine neuen „klassischen” Schu-und-Janna-Songs mehr geben wird. Dafür kann dort ein Remix zu 'Komm Mit' kostenlos runtergeladen werden.

Auf ’…haben wir nicht nötig!!’ war ja auch Holunder als Gast von Creme Fresh zu hören – beim Titel 'Zukunft des Rap'. Leider folgte dann außer den EM-Raportagen von ihm raptechnisch wohl nichts weiter dieses Jahr. Sehr schade, das!

Bleibt der fünfte Mann von Blumentopf. Cajus hatte mit 'Schreib's Einfach Auf!' ebenfalls ein Stück auf ’…haben wir nicht nötig!!’, wobei der Beat von DJ Explizit keinen Anhaltspunkt dazu lieferte, was die Hörer auf 'Planet Cajun' erwarten würde. Auf seinem Solo-Werk setzte Cajus jedenfalls deutlich auf einen eher elektronischen Sound. Als Single brachte er Mitte November noch 'Akku' raus, mit dem er allen Mut macht, dass alles machbar ist. „Sag mal denkst du das auch?/ Wenn nicht, dann wird es Zeit, dass du dir selber vertraust./ Denn im Endeffekt ist alles nur eine Sache vom Kopf./ Gefühlte 100 Prozent heißen noch lange nicht ’Stopp’./ Also geh ich ans Limit, weil ich die Schnauze nicht voll krieg./ Manchmal ganz leicht, manchmal eher holprig.“

Na, wer wird denn da so selbstkritisch sein. Fließen tut es nämlich auf 'Planet Cajun' auf jeden Fall – auch wenn die Lyrics mich nicht so richtig berühren. Wer erstmal gucken will, was der Herr da so macht, kann den ziemlich coolen Freedownload-Track 'C.A.J.U.S.' von http://www.planetcajun.de runterladen: „Macht euch bereit für den Rapper mit den Augenringen und Stoppelbart./ Der keinen blassen hat von Datum und Wochentag./ Manchmal lieber mit dem Stock im Arsch als dem Brett vor’m Kopf./ Manchmal allein – manchmal lieber mit dem Rest vom ‘topf!“

Fazit: So interessant die Solo-Aktivitäten der fünf Hiphopper auch sind – ich freu mich jetzt schon darauf, wenn die Jungs wirklich wieder mit dem Rest vom ‘topf loslegen.

Mehr Infos: http://www.blumentopf.com

CD 'Compost Dreihundert' voraussichtlich ab 21. November 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Various – Ecko Unltd. Vol. 1 (German Edition)

Sepalot live und in Farbe 2008: 29.11. Landshut – Kiss the DJ (Electro Set) *** 5.12. Trier – Forum

Cajus live und in Farbe 2008: 21.11. Siegen – Blue Box *** 22.11. Stuttgart – Club Zentral *** 29.11. Unterschleissheim – Gleis 1 *** 29.11. München – On3 Radio Festival *** 5.12. Glarus (CH) – Hölastei *** 6.12. Buchs (CH) – Krempl *** 19.12. Arosa (CH) – Kitchen Club *** 27.12. Köln – Palladium (als Support von Clueso)

Roger live und in Farbe 2008: 29.11. Unterschleissheim – Gleis 1 (mit DJ Roger Rekless)

 

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