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23. Januar 2014 4 23 /01 /Januar /2014 17:39

Die HipHop-Veteranen Evidence und Alchemist veröffentlichen ihr erstes Kollabo-Album als dynamisches Duo namens Step Brothers. Inspiriert zum Gruppennamen wurden sie durch den gleichnamigen Spielfilm mit Comedy-Star Will Ferrell. Und das ist bestimmt nicht der ungewöhnlichste Punkt, den es dabei hervorzuheben gilt.

step-brothers-cover.jpg’Lord Steppington’ ist für die zwei Brüder im Geiste ein riesiges Spaßprojekt. Immerhin hängen sie schon seit Ewigkeiten gemeinsam in Kalifornien ab und liegen auch musikalisch auf einer Wellenlänge. Eine der ersten offiziellen Zusammenarbeiten war 1997 das Stück ’Third Degree’, das Al für Evs Gruppe Dilated Peoples produziert hat.

Seitdem haben sie immer wieder einmal kollaboriert, wobei anscheinend einige ihrer verrückteren Ideen nie das Licht der Welt erblickten. Das ändert sich nun – und zwar zum Teil radikal. Das an sich schöne Sample bei ’See The Rich Man Play’ wird zum Beispiel nicht im Refrain eingesetzt, sondern konstant unter den schier endlosen Reimketten der MCs wiederholt. Da heißt es Nerven behalten.

Guest – who’s back?

Ähnlich ist auch ’Byron G’ aufgebaut. Ständig wird der böse ätzende Gitarrensound durch ein Vocal-Sample vorangetrieben, während das Duo mit Domo Genesis und The Whooliganz um die Wette rappt. Weitere Gäste sind übrigens Styles P vom Wu-Block, Rakaa von den Dilated Peoples und Roc Marciano.

Zwischen den Stücken gibt es außerdem abstruse Interludes darüber, dass ein gewisser Paul die perfekte Schlittenglöckchen für seine Musikproduktion sucht oder ein Typ über die Schwanenjagd philosophiert.

Bowling for Battle Cats

Die erste offizielle Single ’Step Masters’ ist dagegen schon relativ gradlinig und erinnert an die guten, alten Zeiten mit hartem Beat und HipHop-Ansagen à la Grandmaster Flash. In den Lyrics bezieht sich Alchemist übrigens erneut auf eine Film-Komödie ihres Namensgebers: „This is straight dummy rap, not Easter bunny rap./ Don’t sleep on the paper or take money naps./ I race on the track like ’Ricky Bobby’, spit it sloppy."

Im Video dazu liefern sich die beiden Hiphopper einen Battle bis fast aufs Blut. Im Zweikampf treten sie gegeneinander in insgesamt vierzehn Disziplinen wie Bowlen, Eier schaukeln, Wetttrinken und Fischen an.

Wer sich erst einmal auf ’Lord Steppington’ eingrooven will, kann zuerst den Free Download unter https://soundcloud.com/rhymesayers/01-ron-carter checken. Das Stück ist übrigens genauso wenig auf dem Album enthalten wie der unter https://soundcloud.com/rhymesayers/nothing-to-see-hear erhältliche Instrumentaltrack. Das fast 13-minütige Werk wurde dafür aber in der Werbekampagne eines Klamottenherstellers eingesetzt.

Fazit: ’Lord Steppington’ ist keine leichte Kost. Mit ihrem Background hätten es sich Alchemist und Evidence einfacher machen können. Aber darum geht es ihnen nicht. Hauptsache, sie haben Spaß zusammen. Und wer ihren Humor teilt und teilweise ruppige Klangästhetik mag, kommt hier ebenfalls gut auf seine Kosten.

CD voraussichtlich ab 24. Januar 2014 im Handel erhältlich.

Mehr Infos: http://www.rhymesayers.com/stepbrothers

Das könnte dazu passen:
Evidence – The Layover EP
Wu-Block – Wu Block 2012
Roc Marciano – Loaded

Step Brothers live und in Farbe 2014: 23.1. Frankfurt/Main – Zoom *** 25.1. Zürich (CH) – Komplex *** 26.1. Genf (CH) - Usine

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14. November 2012 3 14 /11 /November /2012 22:08

Auf seine erste eigenen Platte musste Roc Marciano lange hinarbeiten. Erste Sporen verdiente er sich schon vor über zehn Jahren mit der Flipmode Squad von Busta Rhymes, sein offizielles Solo-Debütalbum 'Marcberg' erschien dann aber erst 2010. Dafür folgt nun beim New Yorker HipHop-Label 'Decon' schon der Zweitling 'Reloaded' und zeigt ihn ziemlich angriffslustig.

cover-roc-marciano.jpgMit der ersten Zeile, die Roc Marciano auf 'Reloaded' rappt, erklärt er gleich im ständig vorwärts treibenden Track 'Tek to a Mack', dass er sich diesmal definitiv die Krone holen will: „Back for the crown, baby.“

Die Smaragde, die er dafür noch gebrauchen könnte, rappt er in 'Emeralds' gleich selbst ein. Lustigerweise bezieht er sich dabei in den Lyrics auf Heavy D, der mit seinen Party-Songs so gar nicht zur eher düsteren Stimmung von Marciano passen will.

Most wanted

Auch das Video zu 'Emeralds' zeigt ihn eher gangsta-typisch mit fetter Kette, fettem Wagen und fett im Geschäft. Dass deswegen das FBI hinter ihm her sein könnte, kratzt ihn dabei angeblich wenig: „Light one up, Feds might run up./ They might want us. Henny on ice with my styrofoam cup.“

Produziert wurde der Track von The Arch Druids, mit denen Roc Marciano auch schon vor Kurzem 'Poltergeist' aufgenommen hat. Die bekannteren Produzenten auf 'Reloaded' sind aber Q-Tip und The Alchemist, mit dem er letztes Jahr die EP 'Greneberg' veröffentlicht hat.

2011 lief sowieso ziemlich gut für Roc Marciano. So war er zum Beispiel unter anderem auf den Alben von Wu-Tang, Evidence und Random Axe (Sean Price & Co.) zu hören. Er selbst hat dagegen weitestgehend auf Gäste verzichtet. Lediglich Knowledge The Pirate und Ka sind noch beteiligt. Zu 'Not Told', bei dem Roc eine wimmernde Gitarre in sein selbst produziertes Instrumental eingebaut hat, dürfen sie beide ein paar Reime beitragen.

Wenn Strolche Trauer tragen

Mit 'Thug's Prayer Pt. 2' gibt es dann noch eine Fortsetzung des Stücks von seiner ersten Scheibe, die das Original aber musikalisch nicht wiederholt. Auch bei den Lyrics endet das Ganze bloß als kleine Referenz an den Vorgänger mit den Worten, dass Roc Marciano wieder eine Träne vergießt und ein Gebet spricht: „I shed a thug's tear, and say a thug's prayer.“

Doch lange getrauert wird nicht. In 'Nine Spray' erklärt Roc Marciano zum Beispiel noch einmal gemeinsam mit Ka aus dem New Yorker Viertel Brownsville, was es heißt, das Leben eines Gesetzlosen zu führen. Da wird schon mal zurückgeschossen.

Auch zum Schluss wird es mit 'The Man' nicht unbedingt versöhnlicher. Der Sound ist zwar lieblich und anfangs beschreibt Roc Marciano auch noch, wie er das Leben genießt und beim Sex unter der Dusche einen Song von Rick James singt. Aber im letzten Satz auf der CD stellt er dann doch klar, dass er 'The Man' ist: „Big gun by the underwear./ Just in case you were unaware./ I'm still a motherfucking man.“

Fazit: Große Überraschungen sind auf 'Reloaded' eher nicht zu finden. Roc Marciano gibt sich geerdet, macht auf harten Hund und rappt in seinem eher monotonen Stil still über alles, was die Straße so hergibt. Als Gegenentwurf zum hektischen Mainstream punktet er aber gerade damit.

Mehr Informationen unter: http://deconrecords.com/collaborators/roc-marciano/

CD voraussichtlich ab 16. November 2012 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Evidence – The Layover EP
Q-Tip – The Renaissance

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20. November 2008 4 20 /11 /November /2008 23:53

Nachdem Dilated Peoples mit der Video-Doku ‘The Release Party’ letztes Jahr mal locker mehr als ein Jahrzehnt ihrer HipHop-Geschichte Revue passieren ließen, steht 2008 im Zeichen der Solo-CDs. DJ Babu veröffentlichte vor ein paar Wochen ’Duck Season Vol. 3’, nun legt Evidence nach.Seine neue EP ’The Layover’ ließ er dabei übrigens bereits von DJ Skee durch ein Mixtape gleichen Namens anpreisen, das es als Download kostenlos zu holen gibt. In der JUICE 114 sagt er dazu: Es ist ein Free Download-Mixtape mit all den Freestyles, die ich in den letzten Monaten im Internet veröffentlicht habe." Darauf zu hören sind außerdem die zwei Stücke der EP, die momentan auch auf http://www.myspace.com/evidence als Freedownloads zu finden sind – der Titeltrack und ’For Whom The Bell Tolls’.

Bei dem zuletzt genannten Song rappt Ev zu einem Beat von Khrysis mit Phonte von Little Brother und Blu von Johnson & Jonson darüber, was sie beschäftigt, wenn das letzte Stündlein geschlagen hat. Die Lyrics zum Refrain trägt Will.i.am von den Black Eyed Peas bei: „Some people live their life to die. Some people live to try, and fly, and fly sky high./ Some people live their life to ride. Ride 'cause they riders, some people talk that jive./ Some people live their life to lie. I live my life to open up my eyes real wide, wi-wide./ Some people wanna live blind and walk the road. Oh, no - for whom the bell tolls.”

Des weiteren gibt es auf dem Mixtape nicht nur 'The Last Shall Be First' von Dilated Peoples zu hören, sondern auch nochmal Evidences Crew-Kollegen Rakaa Iriescience beim Allstars-Track 'Beats Like This', das Stück 'For Whatever It's Worth' von 'Duck Season Vol. 3' und mehrere Aufnahmen seines mit The Alchemist ins Leben gerufenen Projekts The Step Brothers – unter anderem eine neue Version zu 'Hits From The Bong' von Cypress Hill.

Außerdem enthalten ist 'Worldwide' von Ev und Defari. Die Beiden verbindet ja eine Freundschaft, die auch schon seit Ewigkeiten besteht. So produzierte Evidence ja unter anderem bereits 1998 den Klassiker 'Bionic' für Defari. Auf der EP ist zudem noch 'Don't Hate' des dynamischen Duos zu finden, für das Ev das Instrumental selbst produziert hat. Ein Video dazu wurde auch schon gedreht, das auf einer Bonus-DVD der EP beigefügt ist.

Auf der DVD sind dann noch zwei ältere Clips sowie gleich drei weitere für 'The Layover' enthalten. Der Spot zum Titeltrack zeigt Ev, wie er am Flughafen abhängt. Beim surrealen 'Solitary Confinement' mit Krondon von Strong Arm Steady gibt es skurriler Weise ein Häschen zu sehen, das seine Brüste in der Wüste zeigt. Lustiger ist dagegen 'The Far Left', bei dem Ev wie einst Bob Dylan den Songtext auf Papptafeln präsentiert: „Eyes open 20/20 – he's a white owl./ No joking, $ 1st... I'm like a tri-band – cellphone on the other side of your... land.“

Kommen wir noch mal zu Babu zurück. Auf der EP hat er für 'So Fresh' das Scratching beigesteuert, einen 'Interlude' aufgenommen und 'Rain Or Shine' produziert – und das, obwohl er mit 'Duck Season Vol. 3' bestimmt mehr als genug zu tun hatte. Immerhin hat er dafür 18 Stücke eingespielt. Mit dabei waren unter anderem M.O.P., Sean Price, A.G., Oh No, sein Likwit-Junkies-Partner Defari, Little Brother, Strong Arm Steady und beim Dancehall beeinflussten Stück '2 Feet' Kardinal Offishall und Rakaa Iriescience. Der soll übrigens gerade noch an seiner Solo-Scheibe schrauben. Aber wenn die ähnlich cool wie die Werke seiner zwei Kollegen wird, ist ja alles im grünen Bereich!

Fazit: Evidence ist umtriebig wie nie zuvor. Wobei bei ihm anscheinend Quantität zum Glück nicht der Qualität schadet. Schön ist auch zu sehen, wie sich die drei Kumpels von Dilated Peoples um sich und ihr Umfeld kümmern. Da wird garantiert noch einiges Spannendes aus der Ecke auf uns zukommen!

Mehr Infos: http://www.therealevidence.com

CD voraussichtlich ab 21. November 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Kardinal Offishall – Not 4 Sale
Outlawz – We Want In

Evidence mit den Dilated Peoples live und in Farbe 2008: 25.11. Amsterdam – Club More Amore (The Layover EP Celebration) *** 26.11. Erfurt – Centrum

 

 

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