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22. Oktober 2008 3 22 /10 /Oktober /2008 08:37

Gib dem Affen Zucker! Spring! Spür die Wut! Schlag die Faust gegen die Wand! Mach kaputt, was dich kaputt macht! Oder mach aus alt neu! So wie Prinz Pi! The Artist formely known as Prinz Porno ist endgültig Geschichte. Zumindest ist es nicht mehr nötig, das auf dem Cover zu erwähnen! Denn jetzt regiert der 'Neo Punk'!

Wobei die Fans der alten Sachen keine Angst haben müssen. Gleich im ersten Stück 'Super Seiajin', dessen Titel anscheinend von der Manga-Serie 'Dragon Ball' inspiriert ist, zitiert Pi einige klassische Zeilen. Los geht es mit „It's still bigger than HipHop“ von Dead Prez, bevor sein eigener traditioneller Einleitungssatz – bekannt aus unter anderem 'Keine Liebe', '!Donnerwetter!' und 'Keine Idole' – ins Gedächtnis gerufen wird: „Ich reduzier' mich auf das Minimum!“

Ansonsten bezieht sich der Berliner Rapper in dem Songtext unter anderem auf den Erfurter Amokläufer Robert Steinhäuser, auf den Fantasy-Epos 'Herr der Ringe' („Neo Punk - wir sprühen es hin, und am Hals haben wir den glühenden Ring.“), den Comedian Mario Barth und die Simpsons („Ich schmeiß mit einem Meilenstein deine Scheibe ein, meine Spuren an der Decke wie vom Spiderschwein.“).

Alles ist Pop! Oder eben Techno, wie bei der ersten Single 'Gib dem Affen Zucker' ja in den Lyrics ohne große Umschweife zugegeben wird: „Ich nehm einen Technobeat, mit brettharten Synthesizern./ Und mache Arschbombe in Bettlaken Münchner Weiber!“ Auch hier reichen die kulturellen Bezüge von 'Hänschen Klein' bis zu 'Der Pate' und landen über den unglaublichen 'Hulk' schließlich beim Dekonstruktivismus – wo reine Formen benutzt werden, um schiefe Kompositionen zu schaffen. Klingelt's?

Ob Politik oder Konsolenspiel – alles hat seine Spuren hinterlassen. Bei 'Affen An Die Macht' sind es eben Georg W. Bush und Super Mario, dessen Anfeuerungsruf ja auch schon Kool Savas und Laas Unltd. zu 'Lettzeee Gooo (L.A.A.S.A.V.A.S.)' inspiriert hat.

Geholfen dabei, dieses wahnwitzige Werk zu erschaffen, haben neben dem Hauptproduzent Biztram noch Casper, DJ Craft von K.I.Z., Bina und The Royals, die bei dem orientalisch angehauchten 'Schläferstündchen' die Co-Produktion übernehmen durften. Der Songtext greift den Sound auch passenderweise etwas auf: „Okzident - Orient, richtig und falsch, muslimisch - christlich, es knallt - wenn sie es sagen./ Wer sie sind? Sie sind Magnaten, Banker und Illuminaten.“

Fazit: Der Wahnsinn hat Methode – und trifft damit voll ins Schwarze. Wenn die Revolution einen Soundtrack braucht, hat Prinz Pi hier mit 'Neo Punk' einen mehr als gut gelungenen Beitrag dazu abgeliefert.

Mehr Infos: http://www.prinzpi.biz

CD voraussichtlich ab 24. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Kool Savas – Die John Bello Story 2
Deichkind – Arbeit Nervt
Flobots – Fight With Tools

Live und in Farbe 2008 mit Casper sowie Maeckes & Plan B: 26.11. Braunschweig – Jolly Joker *** 27.11. Bremen – Modernes *** 28.11. Hamburg – Markthalle *** 30.11. Potsdam – Waschhaus *** 3.12. Duisburg – Hundertmeister *** 4.12. Köln – Underground *** 5.12. Münster – Skaters Palace *** 6.12. Weinheim – Cafe Central *** 7.12. Frankfurt – Batschkapp *** 8.12. Trier – Exhaus *** 10.12. Saarbrücken – Roxy *** 11.12. Freiburg – Jazzhaus *** 12.12. Bern (CH) – Reitschule *** 13.12. Basel (CH) – Kaserne *** 14.12. Stuttgart – Longhorn *** 15.12. Augsburg – Alte Kantine *** 17.12. München – Backstage *** 18.12. Innsbruck – tba *** 19.12. Graz (A) – tba *** 20.12. Wien (A) – tba

 

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11. September 2008 4 11 /09 /September /2008 22:43

Als Fanta-4-Rapper Thomas D es erstmals 1997 mit „Solo“ allein versuchte, fanden wohl die meisten Hörer das Ergebnis ziemlich gut. Bei „Lektionen In Demut“ war aber für viele sein Anspruch, ein Konzept-Album zu präsentieren, anscheinend etwas zu hoch. Vielleicht brauchte es deswegen mehrere Band-Experimente (M.A.R.S., Son Goku) und sieben Jahre Zeit, damit er jetzt noch einmal ohne die Fantastischen Vier im Alleingang los legt. Dabei macht sich Herr Dürr mehr als locker und liefert mit ’Kennzeichen D’ eine ziemlich gute Platte ab.

Als erste Single koppelt der schwäbische Rapper das zwar englisch betitelte, aber hauptsächlich deutsch eingerappte ’Get On Board’ aus. Der Songtext handelt davon, dass alle mal einen Gang zurückschalten, sich frei machen und aufs Geld scheißen sollen. Dabei präsentiert sich Thomas D textlich – und auch optisch im Video – als der Messias, der uns alle aus dem Alltagstrott befreit. Wer ihm folgt, steigt am Ende in ein Raumschiff, das wie Thomas D aussieht. 'Mensch, Dave' lässt grüßen! Davon kann natürlich jeder halten, was er will. Gute Laune macht das von Michael Dörfler funky produzierte Stück aber auf jeden Fall: „Get on Board – steig mit ein./ Hier spricht der Captain. Ich bin hier, um dich zu retten./Get on Board – sei dabei./ Die ganze Crew und ich – warten nur auf dich.“

Also bitte anschnallen, denn Thomas D nimmt uns danach per Anhalter durch die Galaxis mit. Fans von Douglas Adams werden es wissen, aber allen anderen gibt er noch mal den Tipp, worauf es im Leben wirklich ankommt: „Hab'n den Instinkt verloren, weil er uns zu affig war./ Und fliegt uns alles um die Ohren, steh'n wir nackig da./ Ganz egal was kommt, ich hoff Du hast 'n Handtuch mitgenommen./ Ho – keine Panik, hebt euer Handtuch./ Keine Panik, denn der D ist im Anflug./ Hoch mit den Tassen, hey – wir erleben es./ Die einen werfen es, wir heben es, wir heben es hoch!“

Wer allerdings glaubt, dass Thomas D nun endgültig in andere Sphären abgehoben ist, dem sei gesagt, dass er trotzdem weiterhin ganz real an der Lösung unserer gesellschaftlichen Probleme arbeitet. Schließlich ist er deshalb hier: „So – ich bau auf Bio, will mein Geld nicht denen geben, die das Billigste produzieren auf Kosten der Welt./ Und – ich mach 'ne Mio, um es jenen zu geben, die sich um Kopf und Kragen wagen für 'ne bessere Welt./ Dehalb bin ich hier!“

Interessant ist auch die Vertonung einiger Weisheiten von Laotse in 'Der Eine Schlag'. Gleich eine ganze Reihe von Songs wie 'Fluss', 'Vergiftet', 'Fighter' und 'Thank U For The Music' setzen verstärkt auf Gitarren und rocken entsprechend. Wer eher auf ruhige Liebeslieder steht, kann dagegen auf die schön kitschig-romantischen Lyrics des Stücks 'Die Stadt Schläft' setzen. Trotzdem ist die 'Symphonie Der Zerstörung' über eine gescheiterte Beziehung das bessere Lied. Der coolste Track ist aber 'Rennen', bei dem der treibende Rap mit elektronischen Piepser-Beats unterlegt ist.

Fazit: Obwohl oft als Spinner belächelt, gibt Thomas D nicht auf und will diese Welt immer noch zu einem besseren Ort machen. Das Gute ist, dass er dabei selber immer besser wird. So locker und mitreißend wie auf 'Kennzeichen D' hat er seine Botschaften noch nie unter das Volk gebracht. Hoffen wir, dass ihm der Erfolg recht gibt!

Mehr Infos: http://www.thomasd.net

CD voraussichtlich ab 12. September 2008 im Handel erhältlich.

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