Overblog
Folge diesem Blog Administration + Create my blog
6. August 2015 4 06 /08 /August /2015 23:26

1991 hieß es im Stück 'Winter in July' von Bomb the Bass: „Don't just let life pass you by/ Like winter in July“. Seitdem ist tatsächlich viel Zeit vergangen. Und auch der letzte Monat ist nur so dahingerauscht, wird aber lange als tolle Zeit in Erinnerung bleiben. Im Familienurlaub meistgefeiertes Lied dürfte dabei 'Deine Mudder' von Deine Freunde gewesen sein.

Sträflicherweise wurde die 'Radio Teddy Hits 13' hier gar nicht vorgestellt, auf der das enthalten ist. Also bitte diese CD vom September 2014 mal checken, auf der zudem unter anderem noch Andreas Bourani, Cro, Bosse und Willi Astor mit Otto Waalkes zu hören sind. Aber weil ja jetzt auch viel neue Musik im Juli raus gekommen ist und das Leben eben weitergeht, gibt es hier noch eine Handvoll Kurzkritiken zu aktuellen Veröffentlichungen.

Absztrakkt & Cr7z – Waage & Fische

Cover von Absztrakkt und Cr7z

Seit fünf Jahren steht Cr7z schon beim Lüdenscheider Label '58 Muzik' von Absztrakkt unter Vertrag. Folglich gab es in der Vergangenheit immer wieder Kollabos wie zum Beispiel 2012 auf 'An7ma' von Cr7z oder Ende letzten Jahres auf 'Bodhiguard' von Absztrakkt (Kurzkritik hier). Dass diese Kombination funktioniert, wurde also schon öfters ausgetestet. Nun aber ist die Zeit reif, sich auf einer ganzen Platte gemeinsam zu präsentieren. In ’Blitt & Staft’ erklären sie dabei gerne noch mal, warum sie sich als dynamisches Duo perfekt ergänzen: „Ich kann auch allein rhymen, aber ich mach es mit Cr7z./ Denn verlier’ ich die Inspiration, zieht er mich immer wieder mit./ Wir beide sind die illuminierten Spucker./ Die sich in diesem Rapgame leuchtend manifestieren wie Buddha.“

Zuerst wurde jedoch ein Video zu 'Der Einzigste' aufgenommen, das Choplin produziert hat. Während der Beat eher reduziert klingt, sprudeln die Lyrics der Zwei vor Ideen und Anspielungen nur so über. Anfang Juli folgte dann noch ein weiterer Clip zu 'Anahata', das ähnlich viele kryptische Botschaften enthält. Wer die beiden Rapper kennt, ahnt wahrscheinlich, dass das mehr oder weniger für alle Beiträge auf 'Waage & Fische' gilt. Gelobt sei daher der, der alles decodieren kann. Einen weiteren gemeinsamen Track des Doppelpacks gibt es übrigens noch unter http://58muzik.bandcamp.com/track/zirkel mit zusätzlicher Unterstützung von 2Seiten, Jinx, DJ S.R., R.U.F.F.K.I.D.D. und DJ Eule als Download zum selbst festgelegten Preis. Also alles in Buddha bei die 'Waage & Fische', würde ich sagen.

Album seit 3. Juli 2015 erhältlich. Mehr Infos: http://58muzik.com/

Vince Staples – Summertime ’06

Cover zu Summertime von Vince Staples

Vince Staples aus der kalifornischen Hafenstadt Long Beach hat gerade einen Lauf. Dabei ist er am 2. Juli erst 22 Jahre alt geworden. Doch nachdem er nun schon seit gut fünf Jahren Musik veröffentlicht und eben erst an der Seite von Ghostface Killah bei ’Twelve Reasons To Die II’ (Kritik hier) zu hören war, legt er nun sein eigenes Debütalbum ’Summertime ’06’ nach. Konzeptionell soll es darum gehen, was er damals als 13-Jähriger erlebt hat: Erste große Liebe, aber auch erste kriminelle Aktivitäten. In den Lyrics des Refrains zu ’Norf, Norf’ behauptet er ja noch stolz, dass er vor nichts außer der Polizei davonlaufen würde. Hätte er mal besser machen sollen. Im Video dazu wird nämlich gleich mal gezeigt, wie er verknackt wird.

Unterstützt wird Vince Staples auf ’Summertime ’06’ von unter anderem den Produzenten No I.D. und DJ Dahi, den Sängerinnen Jhené Aiko beim sexy groovenden Duett ’Lemme Know’ und Kilo Kish bei gleich zwei Titeln sowie Joey Fatts und Aston Matthews, mit denen er gemeinsam als Cutthroat Boyz unterwegs ist. Für das aggressiv treibende, als Single veröffentlichte ’Senorita’ wird Future gesampled. Der bekannteste Name auf der Gästeliste dürfte dagegen Earl Sweatshirt von der Odd Future Wolf Gang sein, der jedoch nur beim nicht einmal anderthalb Minuten langen ’Ramona Park Legend (Part 2)’ mitwirkt. Überhaupt sind viele der Tracks recht kurz geraten, so dass schon etwas unklar ist, warum das Ganze bei gerade mal gut einer Stunde Spieldauer auf zwei CDs gepackt wurde. Das Ergebnis klingt dennoch recht spannend. Der Sound schleicht sich meist eher düster vor sich hinbrummend durch die Lautsprecher. Muss wirklich ein heißer Sommer gewesen sein.

Album seit 3. Juli 2015 erhältlich. Mehr Infos: http://vincestaples.com/

MoTrip – Alien (Digital EP)

Cover zur Alien EPSchon mit seinem Debütalbum 'Embryo' landete MoTrip 2012 einen Top-Ten-Hit. Vor ein paar Wochen gelang es dem in Aachen lebenden Rapper mit libanesischen Wurzeln mit dem Nachfolgewerk 'Mama' dann sogar, noch ein Stückchen höher auf Platz 3 zu klettern. Wer davon die limitierte Deluxe-Edition gekauft hatte, erhielt zudem die 'Alien EP' gleich im Paket dazu. Doch weil es natürlich schade wäre, den restlichen Fans diese Songs zu enthalten, wurde das Ganze jetzt wenigstens noch digital veröffentlicht. Und die Investition lohnt sich, denn schon der Titelsong eröffnet das Ganze großartig. Zu ruhigen Tönen spendet MoTrip Kraft und Hoffnung mit seinen Lyrics. Dass er auch anders kann, beweist er direkt im Anschluss mit 'Universal Universe', bei dem er sich als der Größte darstellt. Seine Plattenfirma wird’s freuen, dass er mit ihr nach oben durchstartet, dabei aber bodenständig bleibt, wie er im Refrain betont: „Heb´ die Hände hoch, wenn du das hörst: Universal – Universe./ Ich seh’ die ganze Erde wie bei Google Earth./ Ich könnte, wenn ich will, dazugehören – Doch ich scheiß´ drauf.“

Bei dem Stück wird er übrigens von Joka und Silla unterstützt, während bei 'Muhammed Ali' noch Ali As dabei ist. Zur Kopf-hoch-Hymne ’Angst’ gesellt sich dagegen Fabian Römer, der sich früher kurz F.R. nannte. Beim leichtfüßigen Liebeslied ’Zuhause ist Wir’ steuert dann Sängerin Lito den Refrain bei. Die Bandbreite der EP ist auf jeden Fall so groß, dass für jede(n) was dabei sein sollte, zumal neben den bereits erwähnten fünf Tracks noch vier weitere hinzukommen. Also wenn das der Stoff ist, der es mehr oder weniger nicht aufs Album geschafft hat und sozusagen erst aussortiert wurde, sollte dem weiteren Erfolg von MoTrip nichts im Wege stehen.

EP seit 24. Juli 2015 erhältlich. Mehr Infos: http://www.universal-music.de/motrip/

Omar Souleyman – Bahdeni Nami

Cover zu Omar SouleymanBei Syrien denken die meisten Leute wahrscheinlich zuerst an den dortigen Bürgerkrieg, der das Land seit 2011 erschüttert. Ein Künstler aus diesem Land könnte es aber schaffen, neue Assoziationen dazu zu wecken. Omar Souleyman wurde in seiner Heimat dadurch bekannt, dass er auf Hochzeiten nicht nur den orientalischen Folkloretanz Dabke mit seinem Gesang unterstützte, sondern die entsprechenden Aufnahmen als Geschenke überreichte. Inzwischen hat er sich aber auch eine Fangemeinde außerhalb der Landesgrenzen aufgebaut, so dass sein neues Album auf dem Label 'Monkeytown' des Berliner Produzenten-Duos Modeselektor erscheint.

Zwei der insgesamt gerade mal sieben Lieder haben die Beiden auch produziert. Bei teilweise allerdings fast zehn Minuten Spieldauer kommt da fast schon eine Stunde Musik zusammen. Der Sound zu 'Tawwalt El Gheba' stammt dabei von Gilles Peterson. Der Titelsong wurde dagegen von Four Tet produziert, der schon beim Vorgänger-Album 'Wenu Wenu' seine Hände an die Regler gelegt hatte. Außerdem gibt es noch einen Remix von Legowelt zu dem Stück, der deutlich elektronischer daherkommt. Als Single soll Mitte August noch 'Darb El Hawa' folgen, die zudem von Cole Alexander remixt wird. Das Album erscheint übrigens nicht nur auf CD, Vinyl und Digital, sondern auch im Kassettenformat. Wr den Mann gerne mal live erleben will, hat unter anderem am 29.8. beim 'By the Lake Festival' in Berlin Gelegenheit dazu, wo außerdem Wildbirds & Peacedrums, Burnt Friedman + Jaki Liebezeit, Lonnie Holley und Liima auftreten werden.

Album seit 24. Juli 2015 erhältlich. Mehr Infos: http://www.monkeytownrecords.com/artists/view/38/omar-souleyman

Diesen Post teilen
Repost0
14. Juli 2015 2 14 /07 /Juli /2015 14:55

Vor zwei Jahren erzählte Ghostface Killah vom Wu-Tang Clan zusammen mit dem Produzenten Adrian Younge die Gangster-Grusel-Geschichte ’Twelve Reasons To Die’. Viele feierten das Konzept-Album als unterhaltsames Projekt. Daher war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Saga fortgesetzt würde.

Cover zu Twelve Reasons 2In den USA schaffte es der erste Teil damals immerhin bis auf Platz 27 in den Billboard Charts und verkaufte sich in den ersten drei Wochen ungefähr 23.000-mal. So gesehen sind wahrscheinlich nicht gerade viele Leute mit der bisherigen Story vertraut. Auch hierzulande konnte Ghostface Killah nicht an frühere Erfolge anknüpfen. Sein erfolgreichstes Album war vor 15 Jahren ’Supreme Clientele’, das bis auf Platz 75 kam.

Von daher dürfte es erst einmal nötig sein, die Vorgeschichte zu diesem zweiten Teil, der beim eigenen ’Linear Labs’-Label von Adrian Younge veröffentlicht wurde, zumindest ganz kurz darzulegen. Darin legte sich Tony Starks mit dem DeLuca-Clan an, der ihm am Ende kalt machte und seine Asche in zwölf Schallplatten pressen ließ. Wer diese abspielt, kann ihn als Ghostface Killah wieder beschwören. Folglich wird direkt nach dem Intro namens ’Powerful One’ in den Lyrics von ’Return Of The Savage’ erklärt, das laut Übersetzung die Legende in Kapitel 2 großzügig weiterlebt und der Wildling zurückkehrt: „In the beginning, it's time for a new chapter./ Twelve more reasons to die, after the laughter./ It's relevant, the legacy lives on lavish./ Ghostface Killah, return of the savage.“

Spiel mir das Lied vom Ghost

Diesmal geht es darum, dass der von Raekwon verkörperte Lester Kane ’King Of New York’ werden will. Doch dafür muss er gegen den DeLuca-Clan antreten. Mit der richtigen Unterstützung sollte das aber kein Problem sein. Bei ’Death’s Invitation’ schlüpft zum Beispiel Chino XL in die Rolle von einem Handlanger Kanes, der die Einladung zum Tode überbringt. Weitere Hilfe bekommt er unter anderem von Vince Staples, der in ’Get The Money’ quasi den Klassiker von Grandmaster Flash als Soundtrack zu seinem mörderischen Treiben zitiert: „In the name of King Kane – ’New York, New York, the city of dreams’.“

Zwar läuft nicht alles nach Plan, dafür findet Lester Kane die Schallplatten, mit denen der Ghostface Killah erweckt werden kann. Und für die Rache am DeLuca-Clan ist ihm jedes Mittel recht. Selbst wenn es eine Art Pakt mit dem Teufel ist ...

Fazit: Mit knapp einer halben Stunde Spieldauer ist ’Twelve Reasons to Die II’ sogar noch mal etwas kürzer als der Vorgänger, führt die Geschichte aber gekonnt weiter. Die einzelnen Stücke funktionieren dabei natürlich mehr oder weniger gut außerhalb des Gesamtkunstwerks. Mit einer ansehnlichen Gästeliste inklusive RZA als Erzähler und Soul-Sänger Bilal bei ’Resurrection Morning’ ist das Ganze jedoch durchaus eine runde Sache geworden, bei der das Ende übrigens nur der Anfang für mehr ist.

Album seit 10. Juli 2015 erhältlich. Mehr Infos: http://linearlabsmusic.com/ghostfacekillah/

Das könnte dazu passen:
Raekwon – Fly International Luxurious Art (mit u.a. Ghostface Killah)
Kendrick Lamar – To Pimp A Butterfly (mit u.a. Bilal)
Clifftop Vandalz The Bloody Chapter (mit u.a. Chino XL)

Diesen Post teilen
Repost0

Über Diesen Blog

  • : Popshot
  • : Der Blog-Autor arbeitet seit 1995 als Musikjournalist. Hier veröffentlicht er seine Texte über Musik, Hörspiele, Bücher und mehr unabhängig von Redaktionsschlüssen, Seitenplanungen und anderen Einflüssen! ***** Impressum: http://popshot.over-blog.de/impressum-disclaimer.html
  • Kontakt

Suchen

Archiv