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12. April 2012 4 12 /04 /April /2012 18:37

Vor gut sechs Jahren veröffentlichte Shabani das Album 'A Tree In A City'. Für 'I Love Wohlstandstrash' setzt der Schweizer Sänger Patrick Gusset noch mal neu an. Band ausgetauscht, Songtexte auf deutsch und mehr Rock zum Reggae. Hört sich gut an!

shabani-cover.jpgDas neue Werk eröffnet Shabani angriffslustig gleich mit dem Titeltrack 'Wohlstandstrash'. Mit Sprechgesang zu treibendem Gitarren-Sound nimmt er in den Lyrics den Kosumwahn und andere seltsame Auswüchse der Gesellschaft aufs Korn: „Ich bin dein Wohlstandstrash./ Ich bin die siebenfach verpackte Zahnpasta, Burn-Out-Syndrom avec Antidepressiva./ Ich bin der Winner bei DSDS, ich bin das 'Es ist aus' per SMS.“

Ein Herz für Saloons und Cafés

In eine ganz andere Richtung geht dann das darauf folgende 'Most Wanted'. Entspannt mit Bläser-Unterstützung gibt Shabani hier den Revolverhelden im Western-Ambiente. Mit einer Zeile erinnert er an 'Bang Bang' von Nancy Sinatra: „Bang bang, I shoot him down./ Bang bang, er küsst den Ground.“

Als Aushängeschild fürs Album wurde allerdings 'Cappuccino' ausgewählt, wobei im Video mehr oder weniger der Songtext 1:1 bebildert wird. Ähnlich wie The Edge im Clip zu 'Numb' von U2 wird der sitzende Sänger von den anderen Mitwirkenden malträtiert. Selber schuld, wenn er über Öl-Krise, Tomatensauce und Aschenbecher singt.

Doppelt hält besser / Wein doch

Die Lyrics beziehungsweise der gesamte künstlerische Ausdruck scheinen ihm übrigens insgesamt so wichtig zu sein, dass gleich zwei (!) Booklets mit jeweils über 20 Seiten der CD beigefügt wurden. Für jedes Stück hat sich Shabani außerdem einen alternativen Titel ausgedacht.

Der Untertitel zu 'Wohlstandstrash' ist zum Beispiel 'Verlorene Brille', der zu 'Zwietalk' ist 'Wein Nein'. Obwohl er in den Lyrics dazu eher das Gegenteil empfiehlt: „Ich wäre gern nicht mehr du, sondern ich./ Du machst mich so was von fertig./ Mach dich mal locker, Digger./ Sei doch mal locker, Alder./ Meinetwegen, dann nimm noch'n Wein.“

Bloß bei 'Lied' ist der Untertitel 'Lied'. Vielleicht, weil der Refrain dieser feinen, kleinen Ballade schon genug zum Nachdenken anregt: „Ich sing ein Lied, das deine Welt nicht braucht.“

Fazit: Die Mischung aus Ernsthaftigkeit, Wortwitz und Selbstironie überzeugt. Und da 'I Love Wohlstandstrash' schon letztes Jahr in seiner Heimat veröffentlicht wurde, folgt hoffentlich schon bald mehr von Shabani.

CD voraussichtlich ab 13. April 2012 im Handel erhältlich.

Mehr Informationen unter: http://www.myspace.com/shabanimusik

Das könnte dazu passen:
Olli Schulz – SOS
Jacques Palminger And The Kings Of Dub Rock – Mondo Cherry


Shabani live und in Farbe 2012: 28.4. München – Feierwerk *** 11.5. Innsbruck (A) – Treibhaus *** 12.5. Greding – Hippodrom *** 18.5. Miltenberg – Beavers *** 19.5. Hamburg – MoorFire *** 20.5. Köln – Underground *** 21.5. Aachen – Hotel Europa

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13. November 2008 4 13 /11 /November /2008 16:15

Nach gut zwei Jahrzehnten Aktivität in der deutschen HipHop-Szene hat D-Flame wohl alle Hochs und Tiefs erlebt, die einem das Leben zu bieten hat. Mit ’Adriano (Letzte Warnung)’ von den Brothers Keepers landete er einen Top-Ten-Hit, aber seine erfolgreichste Solo-Single ’Mom Song’ kam gerade mal auf Platz 63. Der Frankfurter nimmt es gelassen – und könnte mit ’Stress’ nun richtig abräumen.

Stark ist zum Beispiel, wie er in den Lyrics zu dem gut geerdeten Rap-Reggae-Tune ’Live Up!’ seine Situation mit einem lachenden und einem weinenden Auge großartig auf den Punkt bringt: „Schon wieder so ein Tag, an dem mir nix gefällt. An dem ich morgens aufstehe und schreie: Fick die Welt!/ Ich hab gedacht, ich mache mit der Mucke richtig Geld. Doch ich glaube, eigentlich verarsche ich mich selbst./ Ich hab immer noch keinen Hit gemacht – und mehr als ein zu guter Bruder von mir sitzt im Knast. Nach all Fehlern hab ich nix gerafft.“

Neben seinen vermeintlichen Fehlern hat er aber auch immer wieder was richtig gemacht. Und manchmal sind es ja eben doch die anderen, die nichts raffen. Wie die Dame, der er in der herrlich bluesigen Soulnummer 'Es tut mir leid' noch einmal im Songtext erklärt, dass sie da anscheinend was falsch verstanden hat: „Es tut mir leid, wenn du irgendetwas falsch verstanden hast./ Auch wenn wir zwei ein Paar sind, das echt gut zusammen passt, hab ich dir gleich gesagt, dass ich kein Bock auf eine feste Bindung hab./ Tut mir leid, doch es bleibt so.“

Produziert wurde das Stück von den Beatgees aus Berlin, die unter anderem auch ’Gib mir Sonne’ für Rosenstolz und ’Gib dem Affen Zucker’ für Prinz Pi geremixt haben. Weitere Unterstützung kam von unter anderem Scola von der US-Soulband Dru Hill (der auch im Video zum gemeinsamen Party-Song 'It's On' dabei ist), Soul-Sängerin Alex Prince, den Spezializtz Harris und Dean, Produzent Monroe und ASD. Gemeinsam mit Afrob und Samy Deluxe knüpft D-Flame da an, wo sie 2003 bei 'Wer hätte das gedacht?' aufgehört haben: „Das letzte Mal, als wir einen Song zusammen gemacht haben, hieß das Ding ‘Vaterlos’ – jetzt sind wir selbst alle drei Väter. Und dies geht raus an unsere Kids, ey yo./ Du machst mich zum stolzen Vater./ Du gibst meinem Leben einen Sinn.“

Außerdem hat sich D-Flame dafür entschieden, ebenfalls zu 'Sie Macht Mich Glücklich' eine Fortsetzung zu schreiben. Seine neue Liebeserklärung ’Immer Noch’ an Jamaika ist ähnlich schön wie schon das Original im Reggae-Style mit sanftem Bläsereinsatz. Im Refrain hat er mehr oder weniger einfach diese zwei kleinen Worte aus dem Songtitel eingefügt: „Ich bin immer noch verliebt. Sie ist immer noch meine Perle in der Karibik./ Ich bin immer noch verliebt. Es macht mich immer noch keine so glücklich wie sie.“

Fazit: Auch wenn D-Flame in der Vergangenheit laut eigener Aussage einige Fehler gemacht hat, trifft das auf ’Stress’ überhaupt nicht zu. Diesmal macht er – zumindest für mich – alles richtig. Gute Texte, auf den Punkt gebrachte Raps, schöne Hooks, passende Gäste und starke Instrumentale zwischen HipHop-Club und Dancehall. Big up!

Mehr Infos: http://www.dflame.de

CD voraussichtlich ab 14. November 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Yassir – Paragraph 31
Prinz Pi – Neo Punk

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9. Oktober 2008 4 09 /10 /Oktober /2008 14:49

Obwohl Jacques Palminger seit gut 20 Jahren Musik macht, erscheint erst jetzt das erste Album unter seinem eigenen (Künstler-)Namen. Dass er mal mit den Punkrockern Dackelblut musiziert hat, ist dabei nicht rauszuhören. Dass er allerdings mit Studio Braun seinen Spaß hatte, schon!

„Heute Nacht werden wir uns neu erfinden, Cherie“, kündigt der alte Charmeur gleich vollmundig im ersten Stück ’Worte Nur Worte’ an. Der dafür gewählte Musikstil, mit denen er seine Songtexte zwischen Genie und Wahnsinn untermalt, steht dabei ja schon direkt auf dem Cover. Entspannt groovt der Dub Rock aus den Boxen. Allerdings ist seine Gesangspartnerin Rica Blunck eher skeptisch, dass er sie damit wirklich rumkriegt: „Immer nur Worte. Nichts als das. Das alte Lied!“

Doch Jac gibt nicht auf. Zum entspannten Reggae-Beat von Viktor Marek legt er sich richtig ins Zeug und verführt die Dame mit den unglaublichsten Ideen: „Drehe deine Leber zur Sonne – und du bist ein Star. Ein leuchtender Stern. Und ich bin eine Sonde.“ Aha!

Danach geht es weiter mit ’Marieanna’, das vermutlich nicht ohne Grund nach Marihuana riecht. Stolz sind Jac, Vic und Ric, die hier die Lyrics hauptsächlich alleine singt, auf den Pseudo-Tuba-Break. Der ist aber auch wirklich schön geworden. Musikalisches Highlight beim Titeltrack ist dagegen die von Heinz Strunk gespielte Querflöte. Auch wirklich schön geworden. ’Ich Mag Chopin’ ist schließlich eine fast wortwörtliche Übersetzung des schon 25 Jahre alten ’I Like Chopin’ von Gazebo, das damals sogar auf Platz 1 der deutschen Charts landete.

Herzstück des Albums dürfte aber das herrliche ’Playboy’ sein, bei dem ich immer an ’Telefonterror’ von Freundeskreis denken muss. Darin fühlt sich Jac von Ric ertappt: „Wer hat dir das gesagt – dass ich ein Playboy bin? Erstens ist es unverantwortlich, so was über irgendjemand zu behaupten. Und zweitens ist es wahr. Ja, ich bin ein Filou der alten Schule und ich sag dir eines: Du kannst einem Känguru das Hüpfen nicht verbieten.“ Haha!

Fazit: Originell ist Ansatz von Jacques Palminger auf jeden Fall. Einige Songs haben dabei tatsächlich das Potenzial zum Kulthit. Bei zwölf solcher Stücke, die zum Teil über sechs Minuten lang sind, bleibt einem aber ab und zu auch das Lachen im Halse stecken. Weniger wäre hier vielleicht doch mehr gewesen.

Mehr Infos: http://www.myspace.com/palminger

CD voraussichtlich ab 10. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:

Heinz Strunk – Die Zunge Europas
Kim And The Cinders – Kim And The Cinders

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27. August 2008 3 27 /08 /August /2008 21:33

Zwar überbrückte Roots Manuva die Zeit seit seinem letzten Album mit einer Remix-CD, aber auf richtig neues Material mussten die Fans des englischen MCs ganze dreieinhalb Jahre warten. Die gute Nachricht: Mit 'Slime & Reason' knüpft er nun an alte Erfolge an, denn es klingt typisch nach Roots Manuva!

Wobei schon die beiden Singles 'Buff Nuff' und 'Again & Again' zeigen, dass da gehörig der Spielraum von Reggae, Elektro und HipHop in der ganzen Bandbreite ausgenutzt wird, wobei dem Rapper herzlich egal ist, ob das nun Grime, Dubstep oder doch einfach eine Variante der altbewährten Black Music ist.

'Again & Again' eröffnet das Album dabei noch relativ relaxed, obwohl der mit bürgerlichen Namen als Rodney Smith bekannte Rapper durchaus Grund hat, aus der Haut zu fahren. Kein Schwein kennt ihn mehr, HipHop hat seiner Meinung nach zuwenig Seele und das verdammte System ist immer noch nicht besiegt: „A lot of people don’t know about Smith. How I came to the scene and came to uplift./ The raggatary statures of righteousness. Pentecostal son, coming from the hard left./ With every breath and every noun – we dare not stop burning Babylon down.“


Das klingt jetzt allerdings ernster, als es ist. Im Video zeigt Roots Manuva jedenfalls, dass er alles gelassen und mit Humor sieht – selbst wenn er beim Ballspiel ausgeknockt wird. Auch zu 'Buff Nuff' gibt es ein durchgeknalltes Video, in dem er als farbenfroher Eisverkäufer die Damenwelt verzaubert. Dazu rappt er über einen Beat, den Produzent Toddla T aus Sheffield deutlich flotter für die Party-Leute gebaut hat. Thematisch geht es in den Lyrics darum, wie er eine heiße Lady wohl im wahrsten Sinne des Wortes zum Schmelzen bringt: „Please Baby please, let me squeeze and taste ya./ I'll let you pop first and never overtake ya./ Whiny whiny, worky worky, having a big time./ All that we leave is just some grease and big slime.“

Sind wir nicht alle nur ein bisschen Ursuppe? Wenn das alle so sehen würden, könnte diese Welt vielleicht ein besserer Ort werden. Zumindest im blubbernden 'C.R.U.F.F.' erklärt Roots Manuva, dass er sich ein Leben ohne Kriege wünscht – allerdings selbst nicht dran glaubt: „Now, we don’t want no war things, let’s explore things./ With the peace and the reasoning, we could get more things./ It’s so simple but we just can’t work this./ Way too much hurt and too much conflict.“

Eine Hoffnung sieht er allerdings in einer höheren Macht, die er allen in 'Let The Spirit' ans Herz legt. Den tropfenden Elektro-Sound hat Metronomy dazu beigesteuert, der mich ein bisschen an melancholische Pop-Songs aus den Achtzigerjahren erinnert. Im Songtext erklärt Roots Manuva, dass er keine Lust auf politische Spielchen hat und er davon überzeugt ist, dass allein der Glaube Berge versetzen kann: „Stick to my own I ain’t one to mix./ With the hoopla, ra-ra or the poli-tricks./ Trends come and go but we hip unto the causes./ We’s in the stacks my definition of the Lord is./ The strength that break the shackle and chain./ The strength that break the shackle and the bane.“

Fazit: Roots Manuva meldet sich nach einer relativ langen Auszeit mit einem durchaus guten Album zurück. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass er damit zwar weitaus origineller als der Durchschnitt ist, allerdings sich selber mit 'Slime & Reason' wohl kaum toppen kann.

Mehr Infos: http://www.rootsmanuva.co.uk

CD voraussichtlich ab 29. August 2008 im Handel erhältlich.

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11. August 2008 1 11 /08 /August /2008 16:58

Zwei Jahre nach ’Yell Fire!’ melden sich Michael Franti & Spearhead mit ’All Rebel Rockers’ zurück. Das Album mit dem eher unkritischen Comebacktrack ’Rude Boys Back In Town’ zu eröffnen, mag dabei nicht die originellste Idee sein, aber Spaß macht das auf jeden Fall!


Natürlich verzichtet Franti auch auf dem sechsten Studiowerk mit seiner Band Spearhead nicht auf kritische Anmerkungen in seinen Songtexten. Beim rockenden Rootsreggae-Stück ’Life In The City’ kritisiert er den Überwachungsstaat, der seine Bürger wie Terroristen behandelt: „Search your body, search your home and listenin’ in on your phone calls./ Still no politician got enough balls lining the people up against the wall./ When truth comes out all hell will call and someday Guantanamo will fall.“


Mit dem vom Dub dominierten ’All I Want Is You’ hat Franti aber auch ein Lied über eine aussichtslose Liebe geschrieben, die für ihn sowohl Segen als auch Fluch ist: „Don’t tell me you love me if you don’t really love me./ But you can still kiss me ‘cause I need you to kiss me.“


Auch im Duett ’High Low’ mit Marie Daulne von Zap Mama setzt Franti auf die Liebe, die uns durch alle Hochs und Tiefs begleitet: „We all walk through the valley below./ We all need a little time alone./ We all want a little heaven above./ We all want somebody to love./ You, you and nobody else!“


Als weitere Gastsängerin ist noch Dancehall-Lady Cherine Anderson zu hören, die auf der Funk-Nummer ’A Little Bit Of Riddim’ ein paar coole Lyrics kickt. Darin fragt sie sich, warum mehr über Oralverkehr im Oval Office diskutiert wird als über fragwürdige Entscheidungen zu unnötigen Kriegen: „Who keep score of di fallen soldiers./ Can I see the hands of my real believers./ 200 million talking ‘bout some lips on dicks./ The fix the po-li-trics – now take ya damn lick!”


Fazit: Franti glaubt wie Mahatma Gandhi daran, dass Hass nur durch Liebe überwunden werden kann. Mit ’All Rebel Rockers’ hat er nun seinen Soundtrack für die friedliche Revolution um ein schönes Kapitel ergänzt!


Mehr Infos: http://www.spearheadvibrations.com/

CD voraussichtlich ab 15. August 2008 im Handel erhältlich.

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