Overblog
Folge diesem Blog Administration + Create my blog
13. November 2008 4 13 /11 /November /2008 16:15

Nach gut zwei Jahrzehnten Aktivität in der deutschen HipHop-Szene hat D-Flame wohl alle Hochs und Tiefs erlebt, die einem das Leben zu bieten hat. Mit ’Adriano (Letzte Warnung)’ von den Brothers Keepers landete er einen Top-Ten-Hit, aber seine erfolgreichste Solo-Single ’Mom Song’ kam gerade mal auf Platz 63. Der Frankfurter nimmt es gelassen – und könnte mit ’Stress’ nun richtig abräumen.

Stark ist zum Beispiel, wie er in den Lyrics zu dem gut geerdeten Rap-Reggae-Tune ’Live Up!’ seine Situation mit einem lachenden und einem weinenden Auge großartig auf den Punkt bringt: „Schon wieder so ein Tag, an dem mir nix gefällt. An dem ich morgens aufstehe und schreie: Fick die Welt!/ Ich hab gedacht, ich mache mit der Mucke richtig Geld. Doch ich glaube, eigentlich verarsche ich mich selbst./ Ich hab immer noch keinen Hit gemacht – und mehr als ein zu guter Bruder von mir sitzt im Knast. Nach all Fehlern hab ich nix gerafft.“

Neben seinen vermeintlichen Fehlern hat er aber auch immer wieder was richtig gemacht. Und manchmal sind es ja eben doch die anderen, die nichts raffen. Wie die Dame, der er in der herrlich bluesigen Soulnummer 'Es tut mir leid' noch einmal im Songtext erklärt, dass sie da anscheinend was falsch verstanden hat: „Es tut mir leid, wenn du irgendetwas falsch verstanden hast./ Auch wenn wir zwei ein Paar sind, das echt gut zusammen passt, hab ich dir gleich gesagt, dass ich kein Bock auf eine feste Bindung hab./ Tut mir leid, doch es bleibt so.“

Produziert wurde das Stück von den Beatgees aus Berlin, die unter anderem auch ’Gib mir Sonne’ für Rosenstolz und ’Gib dem Affen Zucker’ für Prinz Pi geremixt haben. Weitere Unterstützung kam von unter anderem Scola von der US-Soulband Dru Hill (der auch im Video zum gemeinsamen Party-Song 'It's On' dabei ist), Soul-Sängerin Alex Prince, den Spezializtz Harris und Dean, Produzent Monroe und ASD. Gemeinsam mit Afrob und Samy Deluxe knüpft D-Flame da an, wo sie 2003 bei 'Wer hätte das gedacht?' aufgehört haben: „Das letzte Mal, als wir einen Song zusammen gemacht haben, hieß das Ding ‘Vaterlos’ – jetzt sind wir selbst alle drei Väter. Und dies geht raus an unsere Kids, ey yo./ Du machst mich zum stolzen Vater./ Du gibst meinem Leben einen Sinn.“

Außerdem hat sich D-Flame dafür entschieden, ebenfalls zu 'Sie Macht Mich Glücklich' eine Fortsetzung zu schreiben. Seine neue Liebeserklärung ’Immer Noch’ an Jamaika ist ähnlich schön wie schon das Original im Reggae-Style mit sanftem Bläsereinsatz. Im Refrain hat er mehr oder weniger einfach diese zwei kleinen Worte aus dem Songtitel eingefügt: „Ich bin immer noch verliebt. Sie ist immer noch meine Perle in der Karibik./ Ich bin immer noch verliebt. Es macht mich immer noch keine so glücklich wie sie.“

Fazit: Auch wenn D-Flame in der Vergangenheit laut eigener Aussage einige Fehler gemacht hat, trifft das auf ’Stress’ überhaupt nicht zu. Diesmal macht er – zumindest für mich – alles richtig. Gute Texte, auf den Punkt gebrachte Raps, schöne Hooks, passende Gäste und starke Instrumentale zwischen HipHop-Club und Dancehall. Big up!

Mehr Infos: http://www.dflame.de

CD voraussichtlich ab 14. November 2008 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Yassir – Paragraph 31
Prinz Pi – Neo Punk

Diesen Post teilen
Repost0
4. November 2008 2 04 /11 /November /2008 23:48

Obwohl es sich bei 'Paragraph 31' um das Debütalbum von Yassir handelt, konnte er schon so einige von sich überzeugen. Allen voran Jonesmann, der ihn auf sein Label 'Echte Musik' holte. Aber auch Azad, der im Video zu 'Prison Break Anthem' ein Shirt mit seinem Schriftzug trug. Wobei das in ihn gesteckte Vertrauen durchaus berechtigt ist, wie er jetzt beweist. Gleich das erste Stück 'Mein Leben' zeigt die Qualitäten des Frankfurter MCs auf. Er redet offen und ehrlich in den Lyrics über seine kriminelle Verganenheit, ohne sie aber zu glorifizieren: „So tief sink ich nicht wieder, ich dachte nie an morgen./ Diese Zeit war wirklich widerlich und vollgestopft mit Sorgen./ Ich habe wirklich alle Drogen, die es gibt, verkauft./ Hab gelogen und betrogen und so viele Jungs verhauen./ Das ist nichts, mit dem ich prahlen kann, ich bin darauf nicht stolz.“

Dass die Botschaften in seinen Songtexten Yassir wirklich wichtig sind, ist auch daran zu erkennen, dass er sie alle im Booklet abdrucken ließ. Dabei macht er sich auch mal locker wie auf dem Track 'Es Ist Meine Zeit', auf dem ihn Manuellsen, Josof und Harris unterstützen, der hier über seine Anfänge berichtet: „Ich hab gar nicht gewusst, was rappen ist, bis ich NWA hörte und fragte: Ey Bubu, was ist'n dies?/ Ich danke meinem Cousin bis heute dafür – und Rasmus auch, die Beiden öffneten mir diese Tür."

Den Beat dafür liefert Phrequincy, weitere gut geerdete Instrumentale kommen von Brisk Fingaz, Lex Barkey, Sti, Martelli, Benny Blanco sowie M3 & Noyd, die ja auch für Azad das 'Prison Break Anthem' eingetütet haben. Zudem hat sich fast halb Frankfurt auf der Platte verewigt, um Yassir Respekt zu zollen – von Sezai über Blaze, Solo, Hanybal, Jeyz und D-Flame bis hin zu Tone. Auf der ersten Single 'Kämpfersong' gibt sich dann noch Jonesmann die Ehre, den Refrain zu singen: „Das hier ist ein Kämpfersong. Yeah, ich steh auf und kämpfe für mein Leben./ Denn ich hab genug gesehen, und ich will nicht verbluten gehen.“

Im Titeltrack beschuldigt Yassir einige ehemalige Freunde im Songtext, ihn verraten zu haben. Der Paragraph 31 des Betäubungsmittelgesetzes regelt „Strafmilderung oder Absehen von Strafe“. Demnach können wohl Mittäter besser wegkommen, wenn sie bei der Aufklärung des Verbrechens helfen. In den USA nennen sie das wohl Snitching ("petzen"). Yassir stellt das so dar: „Er ist zur Zeit in Mode, der verräterische Trend./ Der scheinbar beste deiner Homies ist dann der, der dich verbrennt.“ Doch es gibt ja auch das berechtigte Whistleblowing – das rechtzeitige Ziehen der Notbremse, um die eigene Existenz zu schützen. Wie es sich jetzt genau in dem Fall verhält, weiß ich natürlich nicht. Derzeit befindet sich Yassir jedoch noch immer hinter Gittern.

Fazit: Das ist kein Gangstarap, das ist 'Knast-Rap'! Hart, ehrlich, gut – und vor allem ohne den Anschein zu erwecken, dass Verbrechen sich lohnt. Yassir ist textlich und technisch gut genug, um wirklich zu berühren. Mit 'Paragraph 31' könnte er es daher wirklich schaffen, den 'Teufelskreis' zu durchbrechen.

Mehr Infos: http://www.yassir.de

CD seit 31. Oktober 2008 im Handel erhältlich.

 

 

 

Das könnte dazu passen:
Blaze – Schocktherapie
Various – Ecko Unltd. Vol. 1 (German Edition)

Diesen Post teilen
Repost0

Über Diesen Blog

  • : Popshot
  • : Der Blog-Autor arbeitet seit 1995 als Musikjournalist. Hier veröffentlicht er seine Texte über Musik, Hörspiele, Bücher und mehr unabhängig von Redaktionsschlüssen, Seitenplanungen und anderen Einflüssen! ***** Impressum: http://popshot.over-blog.de/impressum-disclaimer.html
  • Kontakt

Suchen

Archiv