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1. Mai 2017 1 01 /05 /Mai /2017 11:11

Soundtracks zu Büchern gibt es selten. Doch wer danach sucht, findet natürlich Beispiele. Und in Zeiten von digitalen Playlists wird das vielleicht auch noch zunehmen. Aber noch kann Heinz Strunk damit eine Nische besetzen, bei der er sich als ausgewiesener Musiker quasi ins gemachte Nest setzt. Und so ist 'Die gläserne Milf' laut Untertitel "Der Soundtrack zum Roman 'Jürgen'!

Cover zu Die gläserne MilfEtwas verwunderlich ist, dass es Heinz Strunk mit 'Die gläserne Milf' nicht in die Top 100 der offiziellen deutschen Album-Charts schaffte. Bei seinem Bekanntheitsgrad hätten genug Blindkäufe vermutet werden können. Aber auch 'Jürgen' blieb wohl hinter den Erwartungen zurück. Als höchste Platzierung ergatterte er nur eine 14 im Buchreport, der wöchentlich für den 'Spiegel' ermittelt wird. Das Leben ist schwer!

’Das Leben ist schwer’ heißt entsprechend auch das erste Stück auf der 'Milf'. Darin beschreibt Heinz Strunk mit freundlichen, reimfreien Sprechgesang im Grunde den typischen Alltag von Jürgen: Aufstehen, ab zur Arbeit, Mutter versorgen, alten Freund treffen, ab ins Bett. Und das mehr oder weniger in Endlosschleife, was aber auch eine Art Sicherheit bietet, wie die Lyrics am Ende verraten: „Dann geht’s wieder los. Jeden Tag von vorne. Ein jeder auf dem Platz, wo er hingehört.“

Nobodys Song

Doch es geht noch minimalistischer. Der ’Kontoauszugssong’ ist, obwohl er ja im Titel so heißt, gar kein „richtiger“ Song. Viel mehr handelt es sich eher um ein Gespräch mit einem anderen Bankkunden zu leichter Hintergrundmusik in fast zwei Minuten Spielzeit. Daran ändert natürlich auch der Remix von Nobodys Face nicht. Der Produzent aus Marterias ’Green Berlin’-Crew hat bloß ein etwas flotteres Instrumental hinterlegt.

Zudem remixte er noch die Single ’Sanky Panky Boy’. Dafür hat er das Ganze textlich entschlackt und musikalisch aufgepeppt. Am Ende des Originalstücks wird übrigens der Albumtitel nach einigen Ratschlägen kommentiert: „Je weniger du möchtest, desto mehr bekommst du./Lass doch los, wach doch auf./ Es gibt keine gläserne Milf.“

Das unbefriedigte Verlangen spielt natürlich auch in anderen Liedern wie 'Sex ohne Menschen' eine Rolle. Zudem erzählt Strunk über verschleppte Klänge in 'Erwachende Leiber' über die Qual der jugendlichen Reifeprüfungen („Selbst bei den Hässlichen hättest du keine Chance“).

Da nutzt es auch wenig, dass 'Sanky Panky Boy' im Intro Lyrics mit schmuddeliger Anmutung auffährt: „Willkommen im Erregungskorridor! Ruh’ dich aus. Das ist nötig. Ich weiß das! Du bist ganz anders, als alle immer dachten. Ein Ravioli-Typ. Außen weich und innen weich. Stell’ den Pussy-Strom aus und hol’ den Taschenstreichler raus. Jetzt beginnt die emotionale Prime Time. Komm, Sanky Panky Boy!“

Zu 'Sany Panky Boy' wurde auch ein entsprechendes Video gedreht. Das ekstatische Altherren-Publikum zum Auftritt von Heinz Strunk als Musik-Duo mit Sängerin Pauline Jacob geben der kleinwüchsige Peter Brownbill (spielte z.B. in ’Jerry Cotton’ und im Video zu ’Maskerade’ von Sido mit), Jan Kossmann und Michael Weber.

Yass, we can

Hier und bei einigen anderen der insgesamt 19 Nummern gab es übrigens Hilfe von Sängerin Y-ass (Yasmin Knoch), die für ihre Vocals einen würdigenden Credit bekommt. Mit ihr hatte Strunk als Polka Team 2014 die 'Retro'-EP aufgenommen. Darauf enthalten auch 'Smartest Girl Alive', das inzwischen als Remix sogar im Film 'Toni Erdmann' zu hören ist.

Apropos, Film! Heinz Strunk wird übrigens demnächst auch wieder in bewegten Bildern begutachtbar sein. Gerade wird unter dem (Arbeits-)Titel ’Arme Ritter’ Jürgens Suche nach der großen Liebe verfilmt. Ob dann ein weiterer Soundtrack folgt?

’Die gläserne Milf’ seit 31. März 2017 erhältlich. Mehr Infos: http://heinzstrunk.de/

Hier ist noch das Video zur Single 'Sanky Panky Boy':

 

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14. Januar 2014 2 14 /01 /Januar /2014 18:58

Obwohl er seit gut einem Jahrzehnt HipHop macht, hat der Durchbruch auf sich warten lassen. Das soll sich jetzt für Mortis ändern und so bereitet er mit der EP ’Der goldene Käfig’ seinem kommenden Album bei ’Showdown Records’ schon mal sehr gelungen den Weg.

cover-mortis.jpgBereits Ende 2010 gewährte der heute anscheinend leider nicht mehr als Free Download verfügbare Mix ’Immer wieder gern: Songs & Features 2004-2010’ einen Rückblick auf das bisherige Schaffen des Künstlers. Damals hieß es noch, dass danach ein Album namens ’Goldener Käfig’ geplant sei.

Zwar folgt jetzt nur eine EP mit dem entsprechenden Titel, aber diese soll wiederum der Vorbote für noch mehr in diesem Jahr sein. Im Titeltrack ’Der goldene Käfig’ wirft Mortis einen sehr nachdenklichen Blick auf die Gesellschaft. Doch ab und zu blitzt Hoffnung in den Lyrics durch: „Gott ist groß, die Welt ist krank./ Alles fällt zusammen, das Karussell hält nicht an./ Kein Fels in der Brandung, keine helfende Hand./ Alle werfen das Handtuch. Ich helfe, wo ich kann.“

Stadt der Bengel

Ähnlich zwiegespalten – oder vielleicht auch eher realistisch – klingen viele der Ansagen in den restlichen Tracks. Angefangen beim von Pianoklängen eingeleiteten 'Gutmensch Intro', bei dem Mortis sich fragt, wie er ein guter Mensch wird bei all den Versuchungen. Aber einfach sein Ding durchziehen ist schon mal ein guter Anfang.

Das sich daran anschließende 'Engelsstaub', bei dem Peet noch einen Part singt und Kid Simius Gitarren-Sounds beigesteuert hat, geht nahtlos den Weg des Intros weiter. Beschrieben wird aus der Sicht des Wahl-Berliners das Großstadtleben zwischen Frustration und Begeisterung: „Die Stadt ist so dreckig./ Mein Bezirk ist so schön, aber hässlich./ Nimm einen Zug – halt den Rauch in der Brust./ Engelsstaub in der Luft.“

Einblicke in das Leben in der Provinz gewährt dagegen der Songtext und das Video zu ’Zuhause’, wobei sich auch hier Freud und Leid die Waage halten. Rocken tut das Ding auf jeden Fall, nicht zuletzt durch Unterstützung von Damion Davis und Peet im Hintergrund und William „Woody“ Veder an der Gitarre. Weitere Helfer bei der EP waren übrigens Marteria, Wanja, Da Kid und Shizoe sowie Produzent Nobodys Face. Alles in allem bewirkt das ein eher alternativeres HipHop-Klangbild, das Rap sehr musikalisch in Szene setzt.

Fazit: 'Der Goldene Käfig' ist in sich sehr rund geworden. Hier geht es nicht um Eier schaukeln oder Party machen, sondern die Vermittlung einer ganz bestimmten, eher melancholischen Gefühlswelt. Das Coverbild gibt das passend wieder: Mortis sitzt alleine an der Bar, aber was am Ende zählt, ist doch, dass alles im Grunde ganz gut ist.

EP voraussichtlich ab 17. Januar 2014 im Handel erhältlich.

Mehr Infos: http://www.showdown.de/Mortis

Das könnte dazu passen:
Damion Davis – Querfeldein
Marteria, Yasha & Miss Platnum – Lila Wolken EP

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