Morgen am 23. April wird wieder der internationale Welttag des Buches gefeiert. In Katalonien steht an dem Datum auch der Tag der Verliebten an und es werden nicht nur Bücher, sondern noch rote Rosen verschenkt. Das kann hierzulande doch ruhig ebenfalls so gehandhabt werden. Und falls ihr schnell einen Tipp braucht, welches Werk als Geschenk dienen könnte, gibt es hier die Wiederveröffentlichungen von ein paar alten Kritiken, die so wohl nicht mehr verfügbar sind (in leicht überarbeiteten Fassungen).
Samy Deluxe – Dis Wo Ich Herkomm
2009 war es, als Samy Deluxe parallel zu seiner CD 'Dis Wo Ich Herkomm' auch noch das gleichnamige Buch veröffentlichte. Obwohl er schon gleich auf Seite 10 feststellt, dass er das so gar nicht geplant hat: „Eigentlich wollte ich nie ein Buch schreiben. Bis vor ein paar Jahren habe ich noch nicht einmal daran gedacht. Ganz ehrlich. Ich bin Rapper. Was soll ich denn für ein Buch schreiben?“
Ein autobiographisches! Zumindest im Ansatz. Denn Samy rollt nicht seine eigene Geschichte von vorne bis hinten auf, sondern hangelt sich eher an den Themen entlang, die ihn auch auf seinem ebenso betitetelten Werk beschäftigt haben. Deswegen heißen auch viele der Kapitel wie die Stücke von der Platte, zum Beispiel 'Wer Ich Bin', 'Wir Sind Keine Kinder Mehr' und 'Superheld'.
Vieles wird dadurch ausführlicher behandelt, als es bei den üblicherweise in rund dreieinhalb Minuten vorgetragenen Songtexten möglich ist. So wird zum Beispiel im 'Oma Song' nicht thematisiert, dass sie Ausländer eher als bedrohlich betrachtete. Im Buch aber schreibt Samy ein bisschen was dazu: „Dies führte hin und wieder zu Konflikten. Und je älter ich wurde und je mehr ich mich mit meinem Anderssein auseinandersetzte, desto mehr hatte ich Diskussionen mit meiner Oma. Allerdings endeten sie nie in einem richtigen Streit.“
Die Leser erfahren auch mehr über die Hintergründe zum Stück 'Erster' unter der Überschrift 'Neid' und bei 'Vatertag' mehr über seine Erlebnisse im Sudan, dem Heimatland seines Vaters, die er in den Lyrics des gleichnamigen Tracks nur kurz anschneidet: „Ich hab meinen Papa schon mal mit 14 besucht, saß mit ihm im Sudan da und hörte ihm zu.“
Wer also jetzt erst auf Samy Deluxe aufmerksam geworden ist, kann hier ein paar persönlichere Informationen aus erster Hand über ihn erfahren.
Original-Rezension (hier überarbeitet) erschienen im Motorblog: motor.de 05/2010
Heinz Strunk – Fleisch ist mein Gemüse
"Rock- und Popmusiker haben ein aufregendes Leben. In den einschlägigen Biografien geht es um Energie und Rebellion, um Drogenpartys, sexuelle Grenzsituationen, historische Momente von Aufbruch und Veränderung und unnötige Geldausgaben im großen Stil. Tanzmusik hat mit all dem nichts zu tun, es ist der große Gegenentwurf: Es passierte in all den Jahren so wenig, dass ich oft das Gefühl hatte, die Zeit würde stillstehen", resümiert Heinz Strunk etwas resigniert am Ende seines Buches 'Fleisch Ist Mein Gemüse'.
Dabei gibt's doch bei seiner zwölfjährigen Karriere in der Kapelle Tiffanys auch viel zu lachen, zumindest für die Leser. Die Kollegen schimpfen sein Tenorsaxophon Rotzkanne, die Würstchen zur Stärkung gehen nur als Luftpumpen durch und die Frauen, die den pickligen Protagonisten in den Wahnsinn treiben, sind sowieso nur Biester. Seine "Landjugend mit Musik" verarbeitet Heinz Strunk (aka Jochen Dose von Studio Braun aka Fleischmann von Viva TV) verbal so gelungen, dass kein Auge trocken bleibt. Da bleibt mir eigentlich nur noch die Möglichkeit, eine der gekonnten Ansagen von Bandleader Gurki zu zitieren: "Swingtime is good time, good time is better time!" Jau!
Original-Rezension erschienen in: unclesallys 01/2005
Michel Birbaek – Nele & Paul
Davon abgesehen, dass ihn die Hitze fertig macht, geht es Polizist Paul ziemlich gut. Nachdem er vor Jahren mit zwei Promille einen Streifenwagen geschrottet hat, schiebt er Innendienst auf der Dorfwache. Sogar gerne! Doch dann taucht überraschend Nele wieder auf, die ihn für die Karriere sitzengelassen hat. Der Traum vom Modelleben in den USA ging bei ihr allerdings nicht auf – dafür funkt es zwischen den beiden direkt wieder. Und diesmal ist sich Paul sicher, dass das Glück hält – wenn da bloß nicht Neles seltsame Blackouts wären...
Michel Birbaek würzt diese schöne Liebesgeschichte wie in seinen vorherigen Romanen perfekt. Hier ein paar Hinweise auf seine dänischen Wurzeln, da schön trockener Humor und zwischendurch Probleme, die einen selbst mitnehmen. Alles kurz und knackig geschrieben – fertig. Absolut empfehlenswert!
Original-Rezension (hier überarbeitet) erschienen in: unclesallys 03/2009
> vom Autor hier dankend erwähnt: http://www.birbaek.de/imponierliste.html
Glee – Das große Fanbuch
Seit Mitte Januar 2011 läuft die Highschool-Serie 'Glee' über einen doch etwas anderen Schulchor nun auch im deutschen Fernsehen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis 'Glee – Das große Fanbuch' von den beiden selbst ernannten 'Gleeks' Erin Balser und Suzanne Gardner ebenfalls in die Buchläden folgen würde, immerhin bietet es nicht nur viel Hintergrundinformationen über das Team um Produzent Ryan Murphy (der unter anderem schon mit 'Nip/Tuck' einen Hit landete).
Auch über natürlich die vorgetragenen Songs wie 'Somebody To Love' von Queen, 'Dancing With Myself' von Billy Idol und 'Push It' von Salt'n'Pepa („Die Zeile 'This dance ain't for everybody, only the sexy people' war eine Anspielung auf den Song 'The Bird' von The Time.“) gibt es Einiges zu erfahren.
Außerdem liefert das Fanbuch nebenbei noch lustiges Smalltalkwissen („Berühmte Menschen, die Mitglied in einem Glee Club waren“, z.B. Ashton Kutcher und Glen Close) und „Falsche Töne“, bei denen Unstimmigkeiten im Drehbuch und Fehler beim Dreh aufgedeckt werden („Als Kurt Finn am Klavier begleitet, trägt er braune Leggins. In den Nahaufnahmen vom Klavier trägt der Klavierspieler aber blaue Jeans.“), die damals Anfang 2011 noch besonders interessant waren, da bei der ersten Staffel gerade mal Halbzeit war. Aber auch jetzt können die Zuschauer natürlich noch vergleichen, was sie selbst bei dieser wirklich gelungenen Show entdecken können.
Original-Rezension (hier überarbeitet) erschienen im Motorblog: motor.de 03/2011
Und hier noch ein Bonus-Geschichte: Neuer Spiele-Trend im Wohnzimmer
Vor ein paar Jahren war ich bei einem Pärchen eingeladen, das gerade erst zusammengezogen war. Dabei entdeckte ich im Regal gleich mehrere doppelte Bücher. Ein gutes Zeichen, spricht es doch für den gemeinsamen Geschmack.
Doch was ergibt sich noch daraus, wenn die Bestseller mit ihrem Rücken zur Wand gedreht werden? Das Bücher-Memory! Sind die Buchsammlungen groß genug, um mehr als eine Handvoll Überschneidungen hervorzubringen, lässt sich daraus nämlich auch ein super Party-Spiel machen. Vor allem bei populären Titeln ergeben sich daraus leicht Gespräche, ob der eine die Geschichte auch kennt oder die andere diesen Schmöker gar nicht mag. Und wer weiß, vielleicht läuft es ja so: Erst Memory, dann „Marry me“!
Original-Beitrag (hier überarbeitet) erschienen im Motorblog: motor.de 03/2007
Die Tipps zum Welttag des Buches 2014 mit
- 'Nachhaltigkeit in 50 Sekunden',
- einem Fan-Buch zu 'True Blood',
- einer Analyse zu Daniel Kehlmanns „Die Vermessung Der Welt - Materialien, Dokumente, Interpretationen“,
- einer Biografie zu der britischen Sängerin Adele und
- einem Buch zum Film 'Sophie Scholl / Die letzten Tage' findet ihr hier.
Mehr Informationen zum Welttag des Buches gibt es hier: http://welttag-des-buches.de/