Am 23. April 2014 ist es wieder soweit: Der Welttag des Buches erinnert an dieses wertvolle Kulturgut! Die Unesco, also die ’United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization’, hat diesen internationalen Gedenktag eingerichtet, um die Kraft des geschriebenen Wortes zu feiern.
Und wie sich zeigt, überdauert so manches Buch mehr Zeit als ein online veröffentlichter Text. Denn viele meiner bisherigen Buchkritiken sind leider längst mit den dazugehörigen Webseiten gelöscht worden, so dass ich sie hier gerne noch einmal wiederveröffentliche. Viel Spaß beim Lesen!
NFB (Herausgeber) – Nachhaltigkeit in 50 Sekunden
Über anderthalb Jahre hat sich das Studienprojekt 'Nachhaltiger Filmblick' (NFB) unter der Leitung von Irmela Bittencourt, Joachim Borner und Albert Heiser mit einer modernen Form der „Kommunikation für die Zukunft“ auseinander gesetzt: Videoclips für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Herausgekommen sind dabei acht Spots, die zeigen, wie knackig „Nachhaltigkeit in 50 Sekunden“ präsentiert werden kann. Die beim Projekt gesammelten Erfahrungen haben die StudentInnen nun in diesem fast 200 Seiten langen Buch zusammengetragen, um über ihre Erkenntnisse zu berichten und andere Menschen zum Nachmachen zu animieren.
Der Input ist dabei übrigens enorm: Eine BILD-Zeitung ist zwar viermal so groß, hat aber nur etwa doppelt soviel Text pro Seite. Trotzdem wird das Buch nicht zur Textwüste, sondern erklärt anhand von Szenenfotos, Drehbüchern und Grafiken, wie die Filme entstanden sind und Nachhaltigkeit kommuniziert werden kann. Damit nicht alles graue Theorie bleibt, ist außerdem eine DVD mit allen Spots (inklusive englischen, französischen und spanischen Untertiteln) beigelegt. Und einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit liefert das Buch auch noch: Während bei der BILD auf Seite 3 meist nackte Frauen zu finden sind, ist hier sally*s-Schreiber David Siems bei einem Dreh zu bewundern!
Original-Rezension erschienen in: unclesallys 04/2004
Fred Breinersdorfer (Herausgeber) – Sophie Scholl / Die letzten Tage
Vor fast genau 62 Jahren, am 22.2.1943, wurden die ersten drei Mitglieder der Anti-Hilter-Gruppe 'Die Weiße Rose' hingerichtet. In seinem auf der Berlinale und nun im Kino laufenden Film ’Sophie Scholl – Die Letzten Tage’ rekonstruiert Drehbuch-Autor Breinersdorfer zusammen mit Regisseur Rothemund die letzten Tage insbesondere aus der Sicht von Sophie. Geholfen haben ihm dabei die lange in Stasi-Kammern verschwundenen und bisher unveröffentlichten Verhörprotokolle, aber auch aktuelle Gespräche mit vielen Hinterbliebenen. Gerade diese Aspekte sind es, die den Film und auch das Buch zu einem wichtigen Beitrag über die Widerstandsbewegung im Dritten Reich machen. Denn Breinersdorfer weiß, dass ein Film eigenen Gesetzen folgt.
Daher war es „...reizvoll, in einem Buch zum Film nicht wie üblich die Handlung nachzuerzählen, sondern Hintergrundmaterial zum Verständnis des Widerstands der Weißen Rose und des Menschen Sophie Scholl anzubieten.“ Neben dem ungekürzten Drehbuch sind daher u.a. auch die Originaltexte der Protokolle, Kurzbiografien der Widerständler und ihrer Gegner sowie die Texte der von der Weißen Rose verteilten Flugblätter enthalten. Dass der dreifache Vater Christoph Probst im Gegensatz zu den Geschwistern Scholl nie ein Geständnis abgelegt hatte und lediglich aufgrund eines handschriftlichen Textentwurfs zu Tode verurteilt wurde, dürfte dabei der erschütternste Fakt sein. Besser kann Geschichte wohl nicht zugänglich gemacht besser!
Original-Rezension erschienen in: unclesallys 02/2005
Gunther Nickel (Herausgeber) – Daniel Kehlmanns „Die Vermessung Der Welt“
Der Roman 'Die Vermessung der Welt' ist einer der größten Erfolge in der Geschichte des Rowohlt-Verlags, der dieses Jahr ein sehr rundes Jubiläum feiert. In '100 Jahre Rowohlt – eine illustrierte Chronik' wird daher gerne darauf verwiesen, dass alleine von der deutschen Hardcover-Version über 1,1 Millionen Exemplare verkauft wurden. Dazu kommen noch unzählige Auslandsausgaben, Taschen- und Hörbücher.
So gesehen ist es eine sehr gute Idee, mit „Daniel Kehlmanns 'Die Vermessung Der Welt' – Materialien, Dokumente, Interpretationen“ diesen Bestseller noch weiter anzufeuern. Hier erfährt der Leser, warum zum Beispiel Carlos Montúfar darin nicht erwähnt wird – obwohl er sich 1802 dem echten Alexander von Humboldt auf dessen Reise lange Zeit angeschlossen hatte. Desweiteren gibt es Analysen des Textes in Bezug auf unter anderem den darin enthalten Humor, mehrere Interviews mit dem Autor und zwei Kurzbiografien zu Gauß und Humboldt. Vieles mag der eine oder andere schon kennen. Doch trotzdem ist dem Herausgeber Gunther Nickel mit seinem Buch was Tolles gelungen. Er zeigt, was alles in der 'Vermessung' noch drin steckt, das beim ersten Lesen vielleicht unentdeckt blieb. So weckt er die Lust, das Ganze gleich noch einmal zu verschlingen.
Original-Rezension erschienen in: unclesallys 03/2008
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