Noch bis zum 4. Mai findet das 135. Baumblütenfest in Werder an der Havel statt. Was die meisten Besucher vermutlich nicht wissen, ist die Tatsache, dass es dort seit Kurzem das neue Christian Morgenstern Museum auf dem so genannten „Galgenberg“ gibt. Hier schrieb der Dichter viele seiner Werke. Passend zum 100. Todestag am 31. März 2014 veröffentlichte der Diogenes Verlag daher auch 'Alle Galgenlieder' in neuer Auflage.
Der Wiege seines Schaffens setze er ein Denkmal mit einem Gedicht namens 'Galgenberg', das den Antrieb seinerseits und einiger befreundeter „Galgenbrüder“ beschreibt:
„Blödem Volke unverständlich
treiben wir des Lebens Spiel.
Gerade das, was unabwendlich
fruchtet unserm Spott als Ziel.
Magst es Kinder-Rache nennen
an des Daseins tiefem Ernst;
wirst das Leben besser kennen,
wenn du uns verstehen lernst.“
Ihn zu verstehen ist dabei übrigens gar nicht immer so einfach, wenn er zum Beispiel Fabelwesen wie 'Das Nasobem' samt unbekanntem Namen erfindet oder für die 'Lieb ohne Worte' ebensolche wie „sei Meinstlein“ schafft, die es zuvor nicht gab. So verschreibt er sich auch ganz gerne mal dem Nietzsche-Zitat, das der Sammlung vorangestellt ist: „Im ächten Manne ist ein Kind versteckt: das will spielen.“
Dank sein'm Genie... gingganz er nie
Dass diese „Spielereien“ durchaus von Wert sind, beweisen aber ebenfalls enthaltene Beispiele wie das Figurengedicht 'Zwei Trichter', das seinen textlichen Inhalt in der schriftlichen Form aufgreift, oder 'Der Werwolf' mit seinem Wunsch nach Deklination und somit nach „Weswolfs“, „Wemwolf“ und „Wenwolf“.
Dass „nicht sein kann, was nicht sein darf“ aus dem Gedicht 'Die unmögliche Tatsache' wurde sogar zum geflügelten Wort, also einer Redewendung, deren Autor eindeutig zuordenbar ist. Enthalten war das Gedicht ursprünglich im Band 'Palmström', das nach der von Morgenstern erfundenen Figur benannt war.
Nun ist es wie die zwei weiteren Bänder 'Paula Kunkel' und 'Der Gingganz' ein Teil von 'Alle Galgenlieder', mit denen sich der Dichter selbst ein großartiges Denkmal gesetzt hat. Wobei er einst eine andere Idee dafür hatte, wie die ersten Zeilen bei seinem 'Denkmalswunsch' zeigen:
„Setze mir ein Denkmal, cher,
ganz aus Zucker, tief im Meer.
Ein Süßwassersee, zwar kurz,
werd ich dann nach meinem Sturz;
doch so lang, daß Fische, hundert,
nehmen einen Schluck verwundert.“
Fazit: Auch hundert Jahre nach seinem recht frühen Tod im Alter von 42 Jahren erfreut Christian Morgenstern mit seinen gewitzten Texten die Leser. 'Alle Galgenlieder' bietet dabei einen kompakten Einstieg in seine Gedankenwelt, die es auch heute noch zu entdecken lohnt.
Buch seit März 2014 im Handel erhältlich.
Mehr Infos unter: http://diogenes.ch/leser/autoren/a-z/m/morgenstern_christian/biographie
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