Es gibt einige Argumente, in erneuerbare Energien zu investieren. Eines ist, dass der so erzeugte Strom günstiger ist. Doch wie entwickeln sich die Preise am Strommarkt in den kommenden zwei bis zehn Jahren? Was wird die Zukunft bringen? Steigende Strompreise! Davon sind die Autoren der Studie 'Deutschland ohne erneuerbare Energien?' überzeugt.
Die deutsche Energiewende ist vielen Vorurteilen ausgesetzt: Sie koste Arbeitsplätze, sei nicht zur Nachahmung im Rest der Welt zu empfehlen und erhöhe die Strompreise. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie schon eine Studie 2015 im Auftrag der Siemens AG gezeigt hat.
Die Ersparnis an Stromkosten für ganz Deutschland übersteigt die Ausgaben durch die bezahlte Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eindeutig. Bestätigt wurde das Ergebnis schon letztes Jahr mit einer weiteren Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).
Ein Team vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik hat untersucht, wie sich erneuerbare Energien auf die Entwicklung der Strompreise auswirken: „Insgesamt fielen von 2011 bis 2018 156,8 Milliarden Euro für die EEG-Umlage an (EEG Differenzkosten). Dem stehen Kosten in Höhe von 227,4 Milliarden Euro gegenüber, die ohne die Einspeisung [von Strom aus] Wind und Photovoltaik angefallen wären. Erneuerbare Energien sparten den Verbrauchern so insgesamt 70,6 Milliarden Euro.“
Die Studie 'Deutschland ohne erneuerbare Energien? – Ein Update für die Jahre 2014-2018' ermöglicht dabei nicht nur einen Blick in die Vergangenheit. Sie gibt auch einen Ausblick auf eine mögliche Zukunft.
Eine Projektion bis ins Jahr 2030 zeige deutlich, das gehandelt werden müsste. Ansonsten könnte die Entwicklung der verfügbaren Erzeugungskapazität in Deutschland „... zu steigenden Strompreisen und kritischen Versorgungssituationen führen“.
Folgen des Kernenergie- und Kohleausstiegs vorhersehbar
Natürlich kann darüber diskutiert werden, inwieweit die getroffenen Annahmen zutreffend sind. Klar ist jedoch, dass bis zum 31. Dezember 2022 noch sechs Kernkraftwerke stillgelegt werden sollen. 2018 trugen sie noch mit rund 10 Prozent zur bundesdeutschen Stromerzeugung bei.
Durch den sogenannten Kohlekompromiss werden außerdem die Kapazitäten der Braun- und Steinkohlekraftwerke stufenweise bis 2030 reduziert. Bis spätestens 2038 sollen die deutschen Kohlekraftwerke vollständig vom Netz gehen.
Hingegen fördert zum Beispiel ein Ausbau der Elektromobiltät den Strombedarf. Die dadurch getroffene Schlussfolgerung der Autoren ist leicht nachzuvollziehen: „Für die kommenden Jahre ist also mit steigender Nachfrage bei gleichzeitig reduziertem Angebot und damit mit steigenden Großhandelspreisen für Elektrizität zu rechnen.“
Konkrete Berechnung für den Anstieg der Großhandelspreise
Die Autoren haben in ihrer Studie ausgerechnet, wie sich dieser Anstieg aufs eigene Portemonnaie konkret auswirken könnte: „Die Projektion belegt eklatant den zu erwartenden Einfluss der reduzierten Kraftwerkskapazität in den kommenden Jahren. Da dem Rückgang der Kohle- und Kernkraftwerke kein adäquater Ausbau erneuerbarer Energien gegenübersteht, entstehen zunehmend Situationen mit Strommangel. In der Folge steigen die Großhandelspreise signifikant an. Die gewichteten Jahresmittelwerte vervierfachen sich bis 2023 gegenüber 2017 von 3,3 ct/kWh auf 13,6 ct/kWh.“
Dieser Anstieg auf 13,6 Cent pro kWh war den Autoren so wichtig, dass sie ein Foto mit entsprechend vielen Münzen auf das Titelblatt der Studie genommen haben. Doch diese Cent-Angabe ist natürlich noch relativ abstrakt. Was zahlt jede*r Verbraucher*in mehr im Jahr?
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat für 2015 einen durchschnittlichen Jahresverbrauch von 1.566 kWh pro Person angegeben (siehe Grafik dort in neuem Fenster). Würden die berechneten 10,3 Cent/kWh Mehrkosten von den Stromanbietern an die Endverbraucher*innen weitergereicht, müsste jede*r 161,30 Euro mehr im Jahr bezahlen!
Die gute Nachricht ist, dass die Autoren der Studie auch berechnet haben, wie dieser Entwicklung der steigenden Strompreise durch unter anderem mehr Photovoltaik Kapazitäten entgegengewirkt werden könnte.
Der Gesetzgeber müsste nur die entsprechenden Weichen stellen: „Um die Großhandelspreise an den deutschen Strombörsen bis 2023 auf etwa 7 ct/kWh zu begrenzen, müsste der geplante Ausbau erneuerbarer Energien verdreifacht werden.“
Hier geht es zum kostenlosen Download der Studie 'Deutschland ohne erneuerbare Energien? – Ein Update für die Jahre 2014-2018': https://www.evt.tf.fau.de/forschung/publikationen/fau-strompreisstudie-2019/
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