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28. Dezember 2016 3 28 /12 /Dezember /2016 17:15

Als er von seiner Krebserkrankung erfuhr, arbeitete Roger Willemsen gerade an einem neuen Buch. 'Wer wir waren' sollte es heißen und unsere jetzige Gesellschaft rückblickend aus der Zukunft betrachten. Ein spannendes Unterfangen, denn schließlich verändert sich der Blick und die Bewertungen durch den Lauf der Zeit. Leider konnte der Autor die Arbeit daran aber nie beenden.

Cover zu Wer wir warenWas Roger Willemsen allerdings als seinen letzten Text vor seinem Tod am 7. Februar 2016 hinterließ, war eine Rede, die auf dem bis dahin schon erarbeiteten Material beruht. Er hielt sie bei seinem letzten öffentlichen Auftritt. Die so genannte „Zukunftsrede“ liegt in drei Fassungen vor: einer langen, einer für die Rede gekürzten und einer – wie jetzt im Booklet zu lesen ist – „... kurzen Fassung mit zusätzlichen handschriftlichen Änderungen und eingeklammerten Passagen“.

Aus diesen drei Vorlagen wurde für das (Hör-)Buch 'Wer wir waren'. Gelesen wird es nun von Christian Brückner, den die meisten Hörerinnen und Hörern wahrscheinlich als deutsche Synchronstimme von Robert de Niro (er-)kennen werden.

Mit Life Crisis

Als Thema, dessen er sich vor allem anfangs recht humorvoll annimmt, hat sich Roger Willemsen nichts Geringeres als der „Krise der ganzen Welt“ angenommen. Die Einschätzung, die er dazu widergibt, lautet einfach, dass alles immer schlechter geworden ist: „Luft und Wasser sowieso, dann die Manieren, die politischen Persönlichkeiten, der Zusammenhalt unter den Menschen, das Herrentennis und das Aroma der Tomaten. Ja, der Globus hat Homo sapiens, und dessen einzige sichere Zukunft ist die Krise ...“

Witzig ist, dass er einmal sogar Dieter Bohlen als eines der größten Übel unserer Zeit benennt. Bei seinen Gedanken über die 'Moderne' sagt er auch, dass dieser Begriff Bedeutung hatte, als sich unter anderem „... Zeitungsressorts 'Modernes Leben' nannten und die dümmste Musik 'Modern Talking' hieß. Inzwischen hat sich der Begriff zurückgezogen und dem Eintritt in die Beliebigkeit der Postmoderne Platz gemacht.“

Doch keine Angst. Die Literaturkritikerin Insa Wilke schreibt im Booklet dazu, dass auch dieser Text hoffnungsvoll ist, „... fordert er doch überdeutlich zum Handeln und Umdenken auf. Die 'Zukunftsrede' ist Roger Willemsens Vermächtnis.“

Hörbuch voraussichtlich ab 29. Dezember 2016 erhältlich. Mehr dazu: http://roofmusic.de/produktkatalog/produkt/1063-wer-wir-waren

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