Nehmen wir einfach mal 'Fuck Your Stuff'. Klingt grundsätzlich erst mal danach, dass Rapper P.O.S aus Minneapolis die Veröffentlichungen der Konkurrenz als Müll abtut. Wer genauer hinschaut, merkt aber schnell, dass es hier sehr viel gesellschaftskritischer zugeht.
Mal bezieht sich P.O.S über dem treibenden Beat, den Doomtree-Produzent Lazerbeak mit rockenden Gitarren-Schnipseln anreichert, auf ein berühmtes Foto des Bürgerrechtlers Malcolm X, mal auf den religionskritischen Journalisten Christopher Hitchens. In den Lyrics des Refrains wird explizit gegen eine Schuhmarke und Peitsche – wahrscheinlich als Symbol der Unterdrückung – gewettert: „Fuck your stuff, understand my whole crew’s on some shit./ Scuffin up your Nikes, spittin on your whip.“
Im Video dazu wird außerdem gezeigt, dass sich P.O.S und seine Crew nicht von Statussymbolen wie einem Cabrio beeindrucken lassen. „Fuck your stuff“ heißt in dem Fall konkret, dass der Wagen hemmungslos mit Parolen beschmiert wird.
Nu dirty bastards
Auch zu 'Get Down' wurde jetzt ein Video veröffentlicht. Darin geht es passend zum elektronisch verspieltem Beat von Patric Russel etwas Party-mäßiger ab. Wobei auch schon mal Blut gespuckt wird. In den Lyrics wird zwar unter anderem US-Autor Jack Kerouac erwähnt, dessen ''Sex, Dugs'n'Jazz“-Roman 'On The Road' gerade mit Kirsten Steward verfilmt wurde.
Aber ansonsten wurden anscheinend von P.O.S und seinem Doomtree-Kollegen Mike Mictlan auch einige Verweise zu erfolgreichen Mainstream-Rappern wie Dr. Dre, J-Kwon und Ol' Dirty Bastard eingebaut. Da wird aus „It ain't nuthin but a 'G' thang“ ein „Doomtree goon thang“, die Leute im Club sollen nicht „tipsy“, sondern „risky“ werden und aus „Shimmy shimmy ya“ wird „Gimme gimme wah“.
Hey, Folk(s)!
Ganz so bekannt sind die Leute, mit denen P.O.S diesmal tatsächlich zusammengearbeitet hat, eher nicht. Trotzdem seien hier ein paar erwähnt. Den elektronisch rockenden Titeltrack 'We Don't Even Live Here' haben Housemeister und Boys Noize aus Berlin produziert.
Andrew Dawson, der immerhin durch seine Arbeit für Kanye West bereits einige Grammys gewonnen hat, kümmerte sich dagegen als Co-Produzent von P.O.S um 'How We Land'. Bei dem Stück singt übrigens Justin Vernon von der Folk-Band Bon Iver mit.
Vielleicht ist es deswegen das musikalisch sanfteste Lied des Albums geworden. Wobei es thematisch trotzdem darum geht, weiter den Mund aufzumachen, auch wenn kein Ende in Sicht ist: „We’re dealing with oceans, big fish, bigger hooks./ No coast, row! But just don’t go quiet, keep them alarms loud.“
Fazit: Mit 'We Don't Even Live Here' verfolgt P.O.S konsequent seinen Weg weiter, dass die Revolution tanzbar sein muss. Inhaltlich und musikalisch geht er dabei wenig Kompromisse ein. Charthits wird er so wahrscheinlich nicht landen. Aber als Abwechslung zu rein auf leichte Unterhaltung angelegte Rap-Tracks funktioniert das hier bestens.
Mehr Informationen unter: http://www.rhymesayers.com/pos
CD voraussichtlich ab 26. Oktober 2012 im Handel erhältlich.
Und hier ist eine Playlist für Videos von ihm:
Das könnte dazu passen:
Childish Gambino – Camp
Various – 58 Beats Presents: Wor(l)d Connects Vol. 1
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