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30. September 2014 2 30 /09 /September /2014 22:11

In den für 'Hafenlichter' zusammengesammelten Kurzgeschichten von Jens Eisel wird Hamburg zum Sehnsuchtsort, Lebensraum und auch mal zur Endstation. August Diehl schafft dazu mit nüchtern-melancholischem Vortrag die passende Atmosphäre. Und ab und zu zeigt sich dann doch Licht am Ende des... Hafens.

cover-hafenlichter.jpgEinige seiner Texte – wie zum Beispiel gleich das Eröffnungsstück 'Hunde', das es auch als Leseprobe unter http://www.piper.de/ gibt – sind in den vergangenen Jahren in verschiedenen Anthologien erschienen. Doch nach dem Sieg beim Literaturwettbewerb 'Open Mike' letztes Jahr war es nur noch eine Frage der Zeit, wann das offizielle Debüt erscheinen würde.

'Hafenlichter' vereint nun insgesamt 17 seiner Kurzgeschichten. Darunter auch 'Glück', das ihm eben das selbige bescherte, den begehrten Nachwuchspreis zu gewinnen. Erzählt wird darin aus dem Leben Samirs, der bei einem Hunderennen 5.430 Euro gewinnt.

Wie gewonnen, so...?

Ein weiterer Protagonist dieser scheinbaren Alltagsbeobachtungen ist zum Beispiel Ziegler. Er würde gerne 'Die Werkstatt', in der er auch schon mal einen 'Oldtimer' auf Vordermann bringt, seinem Gehilfen überlassen. 'Der Trainer' Walter setzt dagegen lieber auf das junge Boxtalent David.

Und da ist Karl, dessen Geschichte als Hörprobe unter http://www.roofmusic.de/ in einem Ausschnitt vorgestellt wird. Die anderen Flaschensammlern nennen ihn nur 'Der Alte'. Nach einem harten Tag muss er feststellen, dass das passt: „Es war ein Spitzname. Mehr nicht. Aber jetzt, als er in dem Fahrstuhl stand und sich in dem großen Spiegel ansah, fiel es ihm auf: Er war ein alter Mann, der in einer Welt zu Hause war, die sich nach und nach auflöste.“

Für Richard wird dafür 'Die Fahrt' nach Hamburg eine Reise in seine Vergangenheit, bei der die Ankunft durchaus Hoffnung gibt: „Rechts und links tauchten Hafenkräne und bunte Container auf. Und in einiger Entfernung konnte Richard ein Riesenrad erkennen. Es war bereits dunkel. Aber die Lichter vom Hafen erleuchteten die Straße.“

Fazit: Bei vielen der hier versammelten Erzählungen wirf Jens Eisel nur ein kurzes Streiflicht auf seine Figuren. So schnell, wie sie auftauchen, lässt er sie auch wieder im Dunkeln verschwinden. Oft wird in 'Hafenlichter' nicht alles richtig ausgeleuchtet. Aber schön sind die kleinen Verbindungen zwischen den einzelnen Geschichten. Und auch wenn sich viele Kreise nicht ganz schließen, ist das Debüt schon eine runde Sache geworden.

Hörbuch seit 25. September 2014 im Handel erhältlich.

Mehr Informationen unter: http://www.jenseisel.de

Das könnte dazu passen:
Bernhard Schlink – Die Frau auf der Treppe

George Büchner – Woyzeck (Inszenierung von Leander Haußmann)
Berni Mayer – Der große Mandel


Jens Eisel live und in Farbe 2014: 9.10. Frankfurt/Main – Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus *** 16.10. Hamburg – Cohen & Dobernigg *** 24.10. Sulzbach – Lesesaal der Stadtbibliothek *** 7.11. Berlin – Heimathafen Neukölln

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