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27. Mai 2013 1 27 /05 /Mai /2013 22:44

Lange musste Fayzen auf sein offizielles Major-Debütalbum warten. Nach fünf CDs im Eigenvertrieb seit 2005 kommt nun endlich 'Meer' raus. Doch die Arbeit daran und das Warten darauf hat sich für den jungen Mann des Jahrgangs '83 gelohnt. Zwar erinnert der teilweise verwendete Sprechgesang an seine Rap-Wurzeln, doch mit eher melancholischen Gesang schlägt er die Brücke zum Singer/Songwriter, der mit poetischen Bildern mehr bewegt als mit jeder Punchline.

cover-fayzen.jpgWer ein bisschen sucht, wird einige Beispiele finden, wie Fayzen früher klang – unter anderem bei Auftritten und Kooperationen mit Ilhan Sen und Buddy Ogün. Zu seinen engsten Vertrauten gehör(t)en aber Ade Bee und Produzent Ben Lobgesang. Das etwas rebellische 'Und der Wasserhahn tropft' mit seinen Vocal-Samples und den tropfenden, gebrochenen Sounds knüpft vermutlich noch am stärksten an die alten HipHop-Zeiten an.

Obwohl auch der Fast-Titeltrack 'Richtung Meer', zu dem Kim Frank (ja, der von der Band Echt!) das Video gedreht hat, mit treibendem Rap-Strophen aufwartet. Wobei eine Zeile hier mehr Gänsehaut erzeugt, als alles andere, weil sie sich vor allem nach der zweiten Strophe unheimlich glaubwürdig anhört: „Ich möchte nach Hause!“

The Astronaut's Song

Das Herzstück von 'Meer' ist aber eindeutig die wunderschöne Single 'Rosarot'. In den Lyrics feiert Fayzen im gerne auch als das „Astronauten-Lied“ bezeichneten Stück die Liebe, die das Unmögliche möglich macht und wie sie sich letztendlich jeder wünschen dürfte: „Frag mich was, als wenn ich irgendetwas wissen würde./ Heb mich hoch, als wären wir unendlich stark./ Lass dich fallen, als wenn wir nicht voll Zweifel wären./ Mach all die schönen Lügen wahr./ Rosarot, Rosarot – verbieg meinen Raum, verbieg meinen Raum./ Weit weg ist nah, hab den Mond gefragt./ Er hat gesagt, alles ist erlaubt – du bist mein Astronaut.“

Neben den beiden zuletzt genannten Stücken gibt es aber auch noch 'Paradies', zu dem ebenfalls ein drittes Video von Kim Frank produziert wurde. Zu dessen Filmkatalog gehören übrigens auch schon über 20 Clips für unter anderem Brixtonboogie, Fehlfarben, Anajo und Oceana.

Gang-Star's Paradise

Wie die Musik von Fayzen sind die Bilder gerade bei diesem Beispiel im Grunde aufs Wesentliche reduziert, explodieren dann aber in einem Farbenrausch aus Licht, Rauch und Feuerwerk: „So schaff' ich mir 'ne eigene Welt, mein eigenes Paradies./ 'ne heile Welt mit meiner Kraft und meiner Fantasie./ Bestimm dann selber, was ein Schmerz und was 'ne Hürde ist./ Schaff' in mir 'ne heile Welt, denn da draußen wird das nichts.“

So pessimistisch, wie Fayzen sich das ausmalt, dürfte es dann aber doch nicht sein. Vor allem nach 'Meer', mit dem die Welt da draußen nun sein Inneres kennen und lieben lernt. Den auch der Rest des Albums geht in eine ähnliche Richtung wie die drei Vorboten, die seine Bandbreite schon gut ausleuchten.

Fazit: Irgendwo zwischen Clueso, Philipp Poisel, Bosse und Prinz Pi dürfte Fayzen seinen Platz in der hiesigen Musiklandschaft finden. „Neue Deutschpoeten“ ist da so ein Etikett, das wahrscheinlich sogar am besten beschreibt, wie er da seine gelungene Mixtur zwischen HipHop und Singer/Songwriter in die Herzen der Hörer sendet.

Mehr Informationen unter: http://www.fayzen.de/

CD voraussichtlich ab 31. Mai 2013 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Bosse - Kraniche
Philipp Poisel – Projekt Seerosenteich (Live CD)
Prinz Pi – Kompass ohne Norden
 

Fayzen live und in Farbe 2013: 30.5. Potsdam – FRITZ Radiokonzert *** 16.9. Hamburg – Knust *** 17.9. Köln – Blue Shell *** 18.9. Frankfurt/Main – Nachtleben *** 22.9. Stuttgart – dasCann *** 23.9. Konstanz – Kulturladen e.V. *** 24.9. München – Ampere / Muffathalle *** 25.9. Berlin – Bi Nuu (ehemals Kato) *** 26.9. Osnabrück – Glanz & Gloria *** 28.9. Mannheim – Alte Seilerei

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