Happy Birthday, Paul Auster! Und weil es heute am 3. Februar 2017 auch noch der 70. und damit ein runder Geburtstag ist, hat sich der amerikanische Bestseller-Autor einfach selbst die Veröffentlichung seines neuen Romans '4 3 2 1' zum Geschenk gemacht. So sagt er es zumindest im Interview (siehe Video unten). Das Geschenk ist ihm gelungen – und die Leserschaft kann sich somit herzlich mitfreuen.
Um es vorwegzunehmen: Wer vom Inhalt überrascht werden will, sollte nichts vorab darüber lesen. Denn die Grundidee, die Lebensgeschichte seiner Hauptfigur Archie Ferguson nur quasi chronologisch – weil außerdem noch in Paralellen konstruiert – zu erzählen, macht das Ganze besonders interessant.
Während das Kapitel 1.0 die kurze Vorgeschichte von Fergusons Großvater und dann die seiner Eltern erzählt bis zu seiner Geburt am 3. März 1947, wird es schon danach mit seiner Kindheit in den Fünfziger Jahren ein wenig sprunghaft. Die insgesamt sieben Kapitel sind alle jeweils in die vier Teile .1 bis .4 gegliedert, deren Bezeichnung nicht zufällig wie Update-Versionen von Computerprogrammen klingt, bis schließlich 7.4 auf Seite 1259 mit dem Wort „Happy“ endet. Die Frage dürfte sein, bei welcher Buchseite der Leser oder die Leserin erstmals über kleine Ungereimtheiten stolpert. Aber mehr soll dazu nicht verraten werden.
Spannend sind natürlich noch die real historischen Bezüge, wenn Ferguson zum Beispiel im Elektro-Laden seines Vaters Stanley am 28. August 1963 zusammen mit seinen Eltern und zufälligen Passanten die Rede Martin Luther Kings sieht – „... die Rede, die später von Schulkindern auswendig gelernt werden musste, die Rede aller Reden“. So kurz dieser Zitatausschnitt wirkt, sind Austers Sätze doch in Wahrheit meist so lang, dass zum Beispiel der hier angedeutete Satz erst gut zwei Seiten später mit einem Punkt beendet wird. Diese Atemlosigkeit passt natürlich gut zum anfangs jungen Protagonisten, dessen Gedanken vermutlich ähnlich rasen wie die niedergeschriebenen Wörter.
Gewidmet ist '4 3 2 1' übrigens Austers zweiter Frau Siri Hustvedt. Und passend zum Titel wurde das Ganze von gleich vier Übersetzern bearbeitet: Thomas Gunkel, Werner Schmitz, Karsten Singelmann und Nikolaus Stingl.
Die deutsche Fassung zu '4 3 2 1' von Paul Auster ist am 31. Januar 2017 beim 'Rowohlt Verlag' erschienen. Mehr Infos: http://www.rowohlt.de/autor/paul-auster.html
Paul Auster live und in Farbe 2017:
- 13.03. Berlin – Großer Sendesaal des rbb (AUSVERKAUFT!)
- 14.03. Hamburg – Thalia Theater (Deutsche Lesung mit Tilo Werner, AUSVERKAUFT!)
- 15.03. Frankfurt – Schauspiel Frankfurt (Deutsche Lesung mit Christoph Pütthoff, Vorverkaufsstart für Abonnenten am 7. Februar 2017, ansonsten am 10. Februar!)
- 16.03. Tübingen – Buchhandlung Osiander (Deutsche Lesung mit Martin Bringmann, AUSVERKAUFT!)
- 17.03. Köln – Theater am Tanzbrunnen (Deutsche Lesung mit Sylvester Groth, AUSVERKAUFT!)
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Siri Hustvedt – Die gleißende Welt
Der bisher letzte Roman von Siri Hustvedt handelt von einer Künstlerin, die sich hinter drei Strohmännern versteckt, um die frauenfeindlichen Tendenzen in der Kunstwelt aufzudecken. Äußerst spannend ist hierbei, dass sie selbst nur indirekt durch ihre Tagebücher zu Wort kommt und ansonsten durch diverse Interviews porträtiert wird.