Deichkind machen da weiter, wo sie mit ’Arbeit Nervt!’ aufgehört haben – und haben ihren Rap-Rave-Sound inzwischen so perfektioniert, dass ’Befehl Von Ganz Unten’ die eher durchwachsenen Vorgänger-Alben wirklich alt aussehen lässt.
Im Rückblick funktionierten die Singles bei Deichkind immer als tolle Visitenkarten, die aber dann eher mit Füllmaterial zum Album aufgebläht wurden. Selbst nachfolgende Singles schafften kaum den Anschluss zu halten.
Während zum Beispiel ’Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)’ vor sechs Jahren die Charts eroberte, kam ’Ich Betäube Mich’ nicht mal in die Top 100. Und auch ’Luftbahn’ konnte 2009 gerade so mit ’Arbeit Nervt!’ mithalten. Jede weitere Auskoppelung wäre wahrscheinlich weit dahinter zurück geblieben.
Hört ihr die Signale?
Jetzt eröffnet schon das Intro ’Tetrahedon’ mit herrlich bedrohlichen Klängen, die an die Signale aus der Sci-Fi-Saga ’Tripods – Die Dreibeinigen Herrscher’ erinnern. Bloß, dass die Herrscher hier mit viereckigen Helmen daherkommen.
Mit ’Bück Dich Hoch’ und ’Illegale Fans’ wurden zudem zwei Stücke als Vorhut raus geschickt, die zeigen, wie gut Deichkind diesmal auf den Punkt kommen. Alles wirkt aggressiver. Kompromisslos wird gezeigt, dass die Revolution tanzbar sein muss. Jedenfalls kann das so gesehen werden.
Von ganz unten zur Skyline zurück
Vielleicht ist die Botschaft aber auch einfach, dass Krawall und Remmidemmi immer noch mehr Spaß macht als die hippiesken Asambleas der ’Occupy’-Bewegung, bei denen im Chor die wichtigsten Botschaften nachgesprochen werden. Hier darf gleich wie bei '99 Bierkanister' im Aufzählungsstil von 'Sonnenbankflavour' und 'Mit freundlichen Grüßen' mitgegröhlt werden. Und im Refrain heißt es simpel, obwohl gar keine Gefangen gemacht werden: „Achtung, alle Hände hoch!“
Ähnlich einfach ist der gebrüllte Refrain beim Titeltrack aufs Wesentliche runtergebrochen, nachdem zum Durchdrehen aufgerufen wurde: „Hab' ich gesagt, machst du so?/ Hab' ich gesagt, mach so.“
Verblüffenderweise gibt es diesmal keinen großen Aussetzer – fast alle Lyrics, Beats und Ideen zünden. Dass Deichkind nach dem überraschenden Tod ihres Produzenten Sebastian Hackert noch einmal so über sich hinauswachsen würden, war absolut nicht zu erwarten.
Fazit: In einem Songtext heißt es treffend, „... die Platten von Deichkind waren nicht so mein Ding, doch ihre Shows sind leider geil“. Aber diesmal ist es so gar noch besser, denn für ’Befehl Von Ganz Unten’ gilt – leider geil!
Mehr Informationen unter: http://www.deichkind.de
CD voraussichtlich ab 10. Februar 2012 im Handel erhältlich.
Das könnte dazu passen:
Deichkind – Arbeit Nervt
Trackshittaz – Traktorgängstapartyrap
Deickind live und in Farbe 2012: 01.03. Rostock – Stadthalle *** 02.03. Bielefeld – Ringlokschuppen *** 03.03. Dortmund – Westfalenhalle2 *** 05.03. Düsseldorf – Mitsubishi Electric Halle *** 06.03. Frankfurt – Jahrhunderthalle *** 07.03. Stuttgart – Schleyerhalle *** 08.03. Saarbrücken – E-Werk *** 10.03. Chemnitz – Stadthalle *** 11.03. Mannheim – Maimarktclub *** 12.03. Balingen – Volksbankmesse *** 13.03. Kempten – bigBOX *** 15.03. Erlangen – Heinrich-Lades-Halle *** 16.03. Würzburg – s.Oliver Arena *** 17.03. München – Zenith *** 19.03. Zürich (CH) – Maag Event Hall *** 20.03. Ötztal-Bahnhof (A) – Area 47 *** 21.03. Wien (A) – Stadthalle *** 22.03. Linz (A) – Tips Arena *** 24.03. Erfurt – Thüringenhalle *** 25.03. Berlin – Columbiahalle *** 28.03. Braunschweig – VW Halle *** 29.03. Hamburg – O2 World