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1. November 2015 7 01 /11 /November /2015 11:41

„The day is my enemy, the night is my friend“, lautet die Zeile, die sich The Prodigy für den Titeltrack ihres im März erschienenen Albums von Cole Porter geliehen haben. Da ist es nur konsequent, die vor ein paar Wochen nachgereichte EP passend dazu zu benennen. Und die fünf Stücke darauf werden dem Titel auch mehr als gerecht: Hier kann die Nacht gefeiert werden.

Cover zu The Prodigy25 Jahre nach Bandgründung sind The Prodigy mit ihren Dance-Produktionen noch immer ganz vorne dabei. In ihrer Heimat Großbritannien landeten Liam Howlett, Keith „Keef“ Flint und Keith „Maxim“ Palmer erneut einen Nummer-1-Hit. In Deutschland reichte es immerhin für einen durchaus beachtlichen Platz 6.

Obwohl alle drei Mitglieder inzwischen Anfang bis Ende 40 sind, wissen sie noch genau, was die Leute zum Abgehen bewegt. Harte Beats, wilde Geräuscheffekte und parolenhafte Ansagen sorgen auf jeden Fall für ordentlich Druck. 'Beyond The Deathray' geht zum Beispiel gleich in die Vollen mit klirrendem Sound, bevor die Piano-Töne den Takt vorgeben. Kurze Verschnaufpause mit atmosphärischen Hall, schon bricht das Flirren wieder herein. Insgesamt ist das aber eher eines der fast schon ruhigeren Stücke auf dem neuen Album.

Der Anfang von 'Destroy' klingt dagegen nach Computerspiele-Soundtrack aus den Achtzigern, überlässt dann aber treibenden Rave-Klängen den Raum. Doch der Blick geht nicht nur zurück. Um am Puls der Zeit zu bleiben, haben sie auch etwas jüngere Gäste ins Boot geholt. Unterstützt wurden sie unter anderem bei 'Ibiza' vom HipHop-Duo Sleaford Mods, das vor acht Jahren gegründet wurde, und bei 'Rhythm Bomb' von Flux Pavilion, der 2015 gerade mal sein Debütalbum veröffentlicht hat.

Auf der 5-Track-EP, die als Limited Edition auf milchig-farbenen Heavyweight Clear Vinyl gepresst wurde, wird die funky klingende 'Rhythm Bomb' noch einmal in einer leicht gekürzten Edit-Version gezündet. Auch 'Get Your Fight On' wird hier noch einmal in einer Re-Eq-Variante präsentiert, die getreu den Lyrics für einen ordentlichen Energieschub sorgt: „Build up to critical mass./ Let loose the energy flash.“

Remix Rebels & Riot Starters

Neben den eigenen Modifikationen haben The Prodigy noch zwei Kollegen gebeten, Hand an ihre Tracks zu legen. Zum einen dabei ist der kanadische Produzent René LaVice, der unter anderem auch schon 'Climax' vom US-amerikanischen R'n'B-Sänger Usher geremixt hat und das Stück unter https://soundcloud.com/renelavice als Free Download zur Verfügung stellt. Seine Bearbeitung von 'Rebel Radio' klingt auf jeden Fall ziemlich frisch, irgendwie etwas punk-rockiger und klarer auf den Punkt. Da ist gut vorstellbar, dass der Titel seines Remixes direkt in die Tat umgesetzt wird: „Start a fucking riot!“

Der Dubstepper Caspa aus London hat sich dagegen den Titeltrack des Albums vorgenommen. 'The Day Is My Enemy' klingt bei ihm passend zu seiner Genre-Vorliebe viel mehr nach einer Mischung aus Sägen, Sirenen, stotternden Beats und schrillen Schreien. Als besonderer Bonus ist außerdem das bisher unveröffentlichte und ziemlich bedrohlich klingende 'AWOL (Strike One)' enthalten. Die Abkürzung steht für 'absent without leave'. Dieser militärische Ausdruck beschreibt, wenn ein Soldat unerlaubt seinen Posten verlässt, also schlimmstenfalls desertiert. Dagegen wird bei The Prodigy wohl eher derjenige verurteilt, der einfach nur stramm steht. Es darf – beziehungsweise muss – wild getanzt werden.

Fazit: Wer 'The Day Is My Enemy' mochte, kommt bei 'The Night Is My Friend' garantiert auf seine Kosten. Zum Teil sind die neuen Versionen sogar einen Tick besser als die Originale. Zumindest betonen sie noch ein paar interessante Aspekte so anders, dass sie ordentlich Spaß machen. Da ist es fast schon schade, wenn sie weniger Gehör finden sollten als das ursprüngliche Material von The Prodigy. Und mit dem schönen Vinyl hat das Ganze definitiv einen Vorzeige-Charakter.

EP seit 11. September 2015 erhältlich. Mehr Infos: http://www.theprodigy.com/

The Prodigy live und in Farbe 2015: 6.11. Oberhausen – König-Pilsener-Arena *** 7.11. Hamburg – Sporthalle *** 9.11. München – Zenith *** 10.11. Frankfurt – Festhalle (Tour wird in anderen Ländern fortgesetzt)

Das könnte dazu passen:
Sepalot – These Tears (Download-Single)
Der Produzent der bayrischen HipHop-Crew Blumentopf setzte Anfang des Jahres mit elektronischen Spielereien sowie diversen Breaks in Sound und Stil ein Lebenszeichen. Weitere Nummern folgten, die hoffentlich noch 2015 in einem neuen Album kummulieren.
Omar Souleyman – Bahdeni Nami
Das Berliner Produzenten-Duos Modeselektor bietet dem syrischen Sänger auf seinem Label 'Monkeytown' eine Plattform, um international zu punkten. Weitere Unterstützung erhält er dabei auf 'Bahdeni Nami' von unter anderem Gilles Peterson und Four Tet.

 

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