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14. Januar 2014 2 14 /01 /Januar /2014 18:58

Obwohl er seit gut einem Jahrzehnt HipHop macht, hat der Durchbruch auf sich warten lassen. Das soll sich jetzt für Mortis ändern und so bereitet er mit der EP ’Der goldene Käfig’ seinem kommenden Album bei ’Showdown Records’ schon mal sehr gelungen den Weg.

cover-mortis.jpgBereits Ende 2010 gewährte der heute anscheinend leider nicht mehr als Free Download verfügbare Mix ’Immer wieder gern: Songs & Features 2004-2010’ einen Rückblick auf das bisherige Schaffen des Künstlers. Damals hieß es noch, dass danach ein Album namens ’Goldener Käfig’ geplant sei.

Zwar folgt jetzt nur eine EP mit dem entsprechenden Titel, aber diese soll wiederum der Vorbote für noch mehr in diesem Jahr sein. Im Titeltrack ’Der goldene Käfig’ wirft Mortis einen sehr nachdenklichen Blick auf die Gesellschaft. Doch ab und zu blitzt Hoffnung in den Lyrics durch: „Gott ist groß, die Welt ist krank./ Alles fällt zusammen, das Karussell hält nicht an./ Kein Fels in der Brandung, keine helfende Hand./ Alle werfen das Handtuch. Ich helfe, wo ich kann.“

Stadt der Bengel

Ähnlich zwiegespalten – oder vielleicht auch eher realistisch – klingen viele der Ansagen in den restlichen Tracks. Angefangen beim von Pianoklängen eingeleiteten 'Gutmensch Intro', bei dem Mortis sich fragt, wie er ein guter Mensch wird bei all den Versuchungen. Aber einfach sein Ding durchziehen ist schon mal ein guter Anfang.

Das sich daran anschließende 'Engelsstaub', bei dem Peet noch einen Part singt und Kid Simius Gitarren-Sounds beigesteuert hat, geht nahtlos den Weg des Intros weiter. Beschrieben wird aus der Sicht des Wahl-Berliners das Großstadtleben zwischen Frustration und Begeisterung: „Die Stadt ist so dreckig./ Mein Bezirk ist so schön, aber hässlich./ Nimm einen Zug – halt den Rauch in der Brust./ Engelsstaub in der Luft.“

Einblicke in das Leben in der Provinz gewährt dagegen der Songtext und das Video zu ’Zuhause’, wobei sich auch hier Freud und Leid die Waage halten. Rocken tut das Ding auf jeden Fall, nicht zuletzt durch Unterstützung von Damion Davis und Peet im Hintergrund und William „Woody“ Veder an der Gitarre. Weitere Helfer bei der EP waren übrigens Marteria, Wanja, Da Kid und Shizoe sowie Produzent Nobodys Face. Alles in allem bewirkt das ein eher alternativeres HipHop-Klangbild, das Rap sehr musikalisch in Szene setzt.

Fazit: 'Der Goldene Käfig' ist in sich sehr rund geworden. Hier geht es nicht um Eier schaukeln oder Party machen, sondern die Vermittlung einer ganz bestimmten, eher melancholischen Gefühlswelt. Das Coverbild gibt das passend wieder: Mortis sitzt alleine an der Bar, aber was am Ende zählt, ist doch, dass alles im Grunde ganz gut ist.

EP voraussichtlich ab 17. Januar 2014 im Handel erhältlich.

Mehr Infos: http://www.showdown.de/Mortis

Das könnte dazu passen:
Damion Davis – Querfeldein
Marteria, Yasha & Miss Platnum – Lila Wolken EP

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11. April 2013 4 11 /04 /April /2013 19:49

Für sein drittes Album hat sich Damion Davis sechs Jahre Zeit gelassen. Vielleicht hat es so lange gedauert, weil es sich bei den meisten Songs auf 'Querfeldein' um Konzeptstücke handelt. Mehr oder weniger wird immer zu einem Stichwort alles zusammengetragen, was an Wortspielen und so weiter dazu passt. Klingt vielleicht etwas verkopft, ist aber im Ergebnis schon interessant.

Damion-Davis-Querfeldein-Cover.jpgNehmen wir zum Beispiel 'Drehmoment'. Unter dem gleichen Titel hat Damion auch einen Kurzfilm veröffentlicht, der auf seiner DVD 'Lichtjahre' zu finden ist. Mit dieser 30-minütigen Berlin-Doku hat das jetzt aber nichts zu tun.

Stattdessen rappt er über einen etwas elektronischen Beat vom Mortis One in den Lyrics zum Beispiel Folgendes darüber, dass/was sich alles um dich dreht: „Das Musikgeschäft ist ein Rummelplatz, alles dreht sich um Superstars./ Egal, welches Gerücht gerade die Runde macht, es kommt zu dir zurück wie ein Bumerang./ Sirenen heulen, Leierkästen dudeln, im Jetset gerät man schnell ins Trudeln./ Jeder will ein Stück vom fetten Kuchen – oder wenigstens etwas Strudel.“

One Man Band an Bord

Noch fünf weitere der insgesamt 17 Stücke gehen auf das Konto von Mortis One. Ansonsten hat Damion alles mit Tobias Thiele eingespielt, der für den vielfältigen, rockenden Crossover-Sound selbst zu Gitarre, Schlagzeug, Keyboard und Bass gegriffen hat.

Das beste Stück ist meiner Meinung nach 'Man-über-Board'. Interessanterweise hat Damion auch den Track ausgewählt, um ihm beim Interview unter http://mixeryrawdeluxe.tv/video/damion-davis-mann-über-board zu präsentieren. Also ich bin kein Skater, aber wie das Lebensgefühl transportiert wird, ist unschlagbar: „Kein Strand im Kiez, nur ein Meer aus Beton./ Ich bin ein Asphalt-Surfer – Mann über Board.“

Take it personal

Andere Themen sind zum Beispiel bei 'Hellwach' seine Erlebnisse als Nachtschwärmer, in 'S.O.T.P.', dem Sound of the Police, dann die von ihm ungeliebten Gesetzeshüter und bei 'Das Portrait', bei dem Hannes Fischer Cello spielt, schließlich Gesichter: „Narben der Zeit graben sich ins Fleisch und hinterlassen Zeichen auf Visagen aus Stein./ Der Maskenball ist vorbei, sobald die Fassaden fallen und der Teufel seine wahre Fratze zeigt./ Wenn die Schminke verwischt, die Farbe verläuft und man aussieht, als hätte man tagelang geheult.“

Sehr persönlich wird er dann in den Liedern 'Ohne meinen Sohn' und 'An der Line', in dem er über die gescheiterte Beziehung zur Mutter seines Kindes reflektiert. Der absolute Gegensatz ist dazu das unterhaltsame 'Alter', bei dem er sich im Refrain auch über sich selbst lustig macht: „Ich sag immer – Alter./ Am Satzanfang – Alter./ Am Satzende – Alter./ Und dazwischen – Alter./ Ich bin in diesem – Alter./ Komm in dieses – Alter./ War in diesem – Alter./ Nenn mich einfach – Alter.“

Fazit: Der durchdachte Ansatz von Damion Davis ist definitiv gelungen, obwohl ihm vielleicht ein bisschen mehr Leichtigkeit durchaus nicht geschadet hätte. Aber 'Querfeldein' hält auf jeden Fall, was der Titel verspricht. Sowohl musikalisch auch als inhaltlich präsentiert sich der Rapper sehr vielseitig und dürfte damit auch Hörer ansprechen, die mit HipHop sonst eher weniger anfangen können.

Mehr Informationen unter: https://www.facebook.com/DamionDavisOfficial

CD voraussichtlich ab 12. April 2013 im Handel erhältlich.

Das könnte dazu passen:
Prinz Pi – Kompass ohne Norden
Flexis – Egotrips

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